Alt und Jung gemeinsam auf einem Areal: ein Wohnkonzept in Zürich

Im Hof fühlt man sich ein wenig wie in einem Panoptikum“, sagt Simone Isliker lachend. Sie hat Philosophie studiert und später bei der Polizei in der Kommunikation gearbeitet. Der Innenhof der Kalkbreite liegt wie eine Insel inmitten des belebten Zürcher Quartiers Außersihl. Bäume und Sträucher im sonnendurchfluteten Hof spenden Schatten. Der Hof ist für alle zugänglich, auch für Menschen, die nicht in der Siedlung wohnen. Dort trifft man Jung, Alt und Familien mit Kindern an. Die großen Fenster der Wohnungen öffnen den Blick in den belebten Hof. Ein Teil der Dachlandschaft, die den Hof ringförmig umschließt, kann öffentlich genutzt werden. Simone Isliker wohnt dort mit ihrem Freund, seitdem das Areal vor drei Jahren fertiggestellt worden ist. Eigenen Wohnraum reduzieren und stattdessen mehr ins Zusammenleben investieren, so lautet das Konzept der modernen Siedlung. Hier lässt es sich im Vergleich zu anderen Neubauwohnungen in der Stadt Zürich preisgünstig leben.

Bibliothek und Waschsalon

Um das Zusammenleben gemeinsam zu gestalten und zu organisieren, trifft sich der Gemeinderat monatlich, um Wünsche und Probleme an- und auszusprechen. Simone Isliker findet gut, dass es diese Möglichkeit gibt und sich Bewohner für das gemeinsame Wohl engagieren. Zum Wohnkonzept gehören Gemeinschaftsräume und Einrichtungen. In der Eingangshalle steht zum Beispiel ein großes Bücherregal. Wer Leselust verspürt, darf sich bedienen. Auffällig ist die bunte Zusammenstellung unterschiedlicher Einrichtungsstücke. „Diese Möbel habe ich noch nie gesehen, obwohl ich hier mindestens zweimal in der Woche vorbeikomme“, schmunzelt die 33-Jährige und betrachtet eine Couch in der Caféteria. „Ein Möbelhaus nutzt die Kalkbreite als Werbefläche und stellt regelmäßig neue Einrichtungsstücke zur Verfügung.“ Gegenüber der siedlungseigenen Bibliothek finden sich Nachbarn zum Wäschewaschen im gemeinsamen Waschsalon zusammen. Auf einem für Besucher unzugänglichen Teil des Daches sind Wäscheleinen aufgespannt.

Katzensprung zur Haltestelle

„Bei den Kräutern“ nennt sich ein anderer Abschnitt der Dachanlage, auf dem sich das Hochbeet befindet. Simone Isliker berichtet erfreut von den Setzlingen in ihrem Beet: „Ich habe Brokkoli, Artischocken, Fenchel und Blumenkohl angepflanzt.“ Gemüse und Kräuter wachsen mit Panoramablick über die Dächer der Stadt. „Ich bin im Zürcher Oberland in einem Bauernhaus aufgewachsen“, berichtet die junge Frau, „das nächste Haus war einen halben Kilometer entfernt.“ Obwohl sie heute mitten in der Stadt wohnt, fühlt sie sich hier wohl und kann sich vorstellen, noch lange in der Kalkbreite zu bleiben. Die Bewohner und Arbeitenden der Kalkbreite verzichten auf ein Auto. Dabei sind die zentrale Lage und eine gute Verkehrsanbindung von großem Vorteil. Bei der Planung musste keine Fläche für Parkplätze bereitgestellt werden, was sich letztlich günstig auf die Mieten auswirkt. Zur nächsten Haltestelle der Straßenbahn ist es nur ein Katzensprung. In zehn Minuten gelangt man zum Hauptbahnhof, an den Paradeplatz oder die Seepromenade.

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