Kaum ein Entrinnen: Forscher ruft zu Boykott sozialer Medien auf


Weder ein Like noch ein Dislike, sondern einen Boykott der sozialen Medien – das fordert der Hamburger Zukunftsforscher Opaschowski . Er appelliert an die Jugend: Macht nicht mehr mit, legt euch in die Hängematte! Für den Aufruf hat er einen Grund.

Angesichts der wachsenden Macht von sozialen Netzwerken hat der Hamburger Zukunftsforscher Horst Opaschowski Jugendliche zur „digitalen Diät“ aufgerufen. Sie sollten häufiger offline sein, zeitweilig aus dem Erreichbarkeits- und Beschleunigungswahn aussteigen und stattdessen echte Freundschaften pflegen, so der Erziehungswissenschaftler.

Anlass für den Appell sind die selbstkritischen Bemerkungen des ehemaligen Facebook-Präsidenten und Erfinders der Musik-Tauschbörse Napster, Sean Parker. Der Milliardär hatte kürzlich auf einer Veranstaltung der US-Nachrichtenwebseite Axios in Philadelphia erklärt, am Anfang aller sozialen Netzwerke habe die Frage gestanden, wie man möglichst viel Zeit der Nutzer beanspruchen könne und dabei ihre bestmögliche Aufmerksamkeit bekomme. Die User sollten zum Opfer einer sozialen „Wertschätzungsschleife“ werden und in einen Kreislauf der sozialen Bestätigung geraten, aus dem es kaum ein Entrinnen gebe.

„Den Zeitkrieg erklären“

Opaschowski fordert nun Konsequenzen: „Wir müssen beginnen, die Zeit der Menschen genauso konsequent zu beschützen wie ihre Privatsphäre.“ Es werde Zeit zur Gegenwehr oder zum Boykott. Die Verbraucher müssten den sozialen Medien „den Zeitkrieg erklären“. Andernfalls liefen sie Gefahr, ihren Zeitwohlstand zu verlieren und ihre persönliche und soziale Lebensqualität einzubüßen.

Der Zukunftsforscher räumte zugleich ein, dass sich die Uhr im digitalen Zeitalter nicht mehr zurückdrehen lasse. Aber man könne sie für Momente anhalten. Insbesondere Jugendliche sollten neue Wege aus der Zeitfalle finden. Opaschowski rät ihnen: „Die Angst überwinden, im Leben etwas zu verpassen, wenn man nicht alles mitmacht.“ Ein weiterer Tipp lautet: „Die Hängematte wiederentdecken und sich öfter fragen: Was ist eigentlich wichtig für mich und was nicht?“



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