Welche Smartphone-Apps bei Jugendlichen angesagt sind

Facebook, Whatsapp, Giza oder doch Musical.ly? – Welche App ist gerade angesagt bei den jungen Nutzern? Oder wissen Sie, wofür Ihr Kind sein Smartphone nutzt? Wir geben einen kleinen Einblick.

Wir Erwachsenen verpassen ja meist die neuesten Internet- und App-Trends. Gleichzeitig fühlen wir uns „up-to-date“, nur weil wir ein eigenes Facebook-Profil besitzen. Mit dem eigenen Nachwuchs sind wir in diesem Sozialen Netzwerk befreundet und meinen teilweise tatsächlich, so genau zu wissen, was das Kind im Internet treibt. Dabei ist Facebook bei den jungen Nutzern eigentlich schon „out“.

Online rund um die Uhr: Für viele Jugendliche normal

Das sagt zumindest Robert Campe aus Hamburg, 16 Jahre alt. Der Teenager hat vor kurzem ein Buch über seine Sicht auf die digitalen Medien und vor allem das Smartphone veröffentlicht. In „What’s App, Mama?“ erklärt er uns, wie er und Gleichaltrige diese nutzen.

Dabei wird deutlich: Sie nutzen sie vor allem viel. Einige von uns können das vermutlich auch am eigenen Nachwuchs beobachten. Onlinesein ist für die junge Generation wichtig – vor allem per Smartphone. Robert Campe zum Beispiel wirft gleich nach dem Aufstehen ein Blick aufs Handy. Hat er irgendetwas verpasst? Hat er eine neue Nachricht? Schließlich wird eine schnelle Antwort von den Teenager-Freunden offenbar erwartet: „Wenn mein Freund Paul morgens nach dem Aufstehen per Smartphone nachfragt, ob Mathe wirklich ausfällt, dann ist es klar, dass ich ihm noch vor dem Frühstück antworte“.

Die beliebtesten Apps bei Jugendlichen

Ein Leben ohne Smartphone? Das kann Robert sich nicht vorstellen – und die meisten anderen Teenager sicher auch nicht. In praktisch allen Familien mit Zwölf- bis 19-Jährigen sind Mobiltelefone (fast immer Smartphones) vorhanden. Das geht aus einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest zu „Jugend, Information, (Multi-)Media“ (JIM) von 2016 hervor. Die Jugendlichen nutzen demnach von allen Medien das Handy (mit 92 Prozent) am meisten in ihrer Freizeit.

Aber wofür eigentlich? Ein kleiner Überblick über Apps und Co:

Whatsapp

Viele Teenager kommunizieren Tag und Nacht mit ihren Freunden – unter anderem via Whatsapp. (Nicht nur) Unter Jugendlichen ist das laut Robert Campe das absolute „Must-have“, wenn es um Smartphone-Apps geht. Laut JIM-Studie verschicken oder empfangen 94 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen regelmäßig Mitteilungen über diesen oder einen anderen Nachrichtendienst (beispielsweise Threema oder Wire). Wie schon erwähnt, wird eine schnelle Antwort erwartet. Und die gibt es auch – vor allem in Gruppenchats, in denen garantiert immer irgendwer online ist. „Die App zu checken und darüber ganz nebenbei mit Freunden zu schreiben, gehört einfach zu meinem Leben dazu, darüber denke ich schon gar nicht mehr nach“, schreibt Robert Campe in seinem Buch. Wenn’s für ein Treffen mal wieder zeitlich nicht reicht, wird stattdessen via Whatsapp gechattet.

Snapchat

Snapchat ist für viele Jugendliche mittlerweile das Soziale Netzwerk Nummer 1. Über die App können Nachrichten, Bilder und Videos verschickt werden. Das Besondere dabei: Der Versender bestimmt, wie lange diese auf dem Handy des Empfängers sichtbar sind – zwischen einer und zehn Sekunden. Fotos und Videos können dabei nicht aus dem Handyspeicher hochgeladen werden, sondern müssen direkt in der App „frisch“ geschossen werden – alles ist also brandaktuell. Fotos und Co können mit verschiedenen Effekten und Filtern aufgepeppt werden. Außerdem können sogenannte Storys (Fotos oder Videos) online gestellt werden, die für alle Snapchat-User sichtbar sind. Jugendliche folgen neben ihren Freunden gerne Youtubern und anderen Stars auf Snapchat – sie können sich hier ansehen, was die den ganzen Tag über so treiben.

Twitter / Giza

Viele Jugendliche halten sich mit Twitter up-to-date. Hier bekommen sie häppchenweise alles Wissenswerte (und darüber hinaus) präsentiert. Jeder Tweet, so heißen die Mitteilungen hier, hat nur maximal 140 Zeichen. Robert Campe zum Beispiel nutzt den Dienst, um Prominente, Interessen und Trends zu verfolgen. Er nutzt den Twitter-Client Giza anstatt der Twitter-App – dieser habe ein schöneres Design und eine bessere Aufteilung des Screens.

Youtube

Was für Videos sich Teenager auf Youtube neben Musikvideos gerne anschauen? Robert Campe kennt die Antwort. Er empfiehlt zum Beispiel „freekickerz“, wo sich alles um Fußball dreht. „Gronkh“ ist für alle Gaming-Fans etwas. Hinter dem Channel steckt ein Informatiker, der Videos postet, wie er Computerspiele spielt und kommentiert. „BibisBeautyPalace“ ist hingegen der beliebteste Channel aus der Kategorie Lifestyle. Dort gibt es regelmäßig Videos, die sich um Mode und Beauty drehen. Lifehacks gibt es bei „Emrah“ – er zeigt zum Beispiel, wie man ganz einfach und schnell eine Kartoffel pellt oder aus einem Pullover eine Laptoptasche bastelt. Bei „MrWissen2go“ beschäftigt sich ein Journalist mit aktuellen Themen – unterhaltsam und lehrreich laut Teenager Robert. Bei „TheSimpleClub“ geben zwei YouTuber Nachhilfe – in Mathe, Biologie, Physik und Co.

Und wenn Sie sich jetzt fragen, was ein Lifehack überhaupt ist: Das sind übrigens die wichtigsten Arten von Videos bei Youtube:

  • Lifehack: gibt Tipps für den Alltag. Damit lernt man zum Beispiel, wie man Ingwer am besten schält oder Milchschaum ganz einfach in der Mikrowelle herstellt.
  • Tutorial: eine Anleitung. Jemand erklärt zum Beispiel, wie man sich „Smokey Eyes“ schminkt, Reifen wechselt etc.
  • Vlog: eine Kombination aus Blog und Video. Jemand gibt per Video einen Einblick in sein Leben.
  • Follow Me Around: fast das gleiche wie ein Vlog. Ein YouTuber nimmt den Zuschauer mit und zeigt ihm, was er so treibt.
  • Review: ein Produkttest
  • Unboxing: Bei dieser Art von Video zeigen YouTuber, wie sie ein Paket mit einem neuen Produkt auspacken.
  • Haul: YouTuber zeigen, was sie gerade in einem bestimmte Geschäft eingekauft haben – gibt es vor allem im Mode- und Beautybereich.
  • Challenge: Hier geht es um eine Herausforderung: Entweder „batteln“ sich mehrere Menschen direkt in dem Video oder jemand stellt sich alleine einer Herausforderung wie zum Beispiel der Ice-Bucket-Challenge vor einigen  Jahren.
  • Prank: ein Streich. Jemand wird in diesem Video also reingelegt.
  • Let’s Play: Jemand spielt ein Computerspiel und gibt seine Kommentare dazu ab.
  • Listen: Top-Listen zu allen möglichen Themen: „die fünf besten Lidschatten“, „die zehn besten Videospiele des Jahres“, „die 15 besten deutschen Blogs“ oder ähnliche

Instagram

Auf Instagram werden Fotos (und Videos) gepostet. Eigene Bilder kann man mit Hilfe der App ganz einfach bearbeiten – mit dem passenden Filter sieht sogar das selbstgekochte Mittagessen ganz passabel aus. Was posten Freunde, was Promis? Jugendliche schauen sich oft mehrmals am Tag die neuen Posts an.

"BibisBeautyPalace" ist nicht nur bei Youtube, sondern auch bei Instagram vertreten (Quelle: Screenshot/t-online.de)Bei Instagram präsentieren die Nutzer ihre Fotos – auch „BibisBeautyPalace“ ist dort vertreten (Quelle: Screenshot/t-online.de)

Phhhoto

Funktioniert so ähnlich wie Instagram – mit dem Unterschied, dass der Nutzer keine Fotos und Videos, sondern GIFs (animierte Bilder) hochlädt.

Flipagram

Flipagram hilft dabei, aus Fotos und Clips ein kleines Video zu erstellen. Das kann man dann als Geburtstagsgruß oder Erinnerung an einen schönen Tag an Freunde verschicken oder bei Instagram veröffentlichen.

Games fürs Smartphone

Mit den kleinen Spielen für Zwischendurch verkürzen sich (nicht nur) Teenager oft die Wartezeit. Zu den kurzweiligen Games gehören zum Beispiel „ColorWitch“, „FlappyBird“ oder der Klassiker „Candy Crush“.

Spotify und Soundcloud

Klar, Musik ist für viele Jugendliche wichtig. Musikstreaming-Diensten kommt deshalb eine große Rolle zu.

Netflix, Amazon Prime & Co

Laut Robert Campe wissen Jugendliche genau, wo und wie sie legal an Streams von Serien und Filmen kommen. Von vielen Anbietern gibt es mittlerweile auch Apps fürs Smartphone. Mit dem großen Vorteil gegenüber dem Fernsehen: Man kann schauen, was und wann man will. Da aber nicht alles bei legalen Anbietern zu sehen ist, greifen manche Teenager manchmal zu illegalen Angeboten.

Ask.fm

Mit dieser App können sich die Nutzer gegenseitig Fragen stellen – zum Teil fragen sich die Jugendlichen hier sehr private Dinge wie „Bist du noch Jungfrau?“. Sie können ihre Fragen auch anonym stellen. Für lustige Antworten werden „Likes“ verteilt.

Musical.ly

Eigene kleine Musikvideos drehen – das geht mit dieser App ganz einfach. Jugendliche bewegen ihre Lippen zu Popsongs und tanzen dazu. Die maximal 15 Sekunden langen Videos können geteilt und geliked werden. Ein Zwillingspaar, Lisa und Lena, ist mit seinen Videos sogar berühmt geworden. Auch Comedy- oder Artistik-Videos werden mit Hilfe der App gedreht.

Bei Musica.ly bewegen Jugendliche ihre Lippen zu aktuellen Popsongs (Quelle: Screenshot/t-online.de)Bei Musica.ly bewegen Jugendliche ihre Lippen zu aktuellen Popsongs (Quelle: Screenshot/t-online.de)

Facebook

Facebook ist laut Robert Campe für viele Teenager nicht mehr besonders interessant. Er nennt die Elemente, die ihm persönlich nicht (mehr) gefallen: „langweilige Urlaubsfotos, politische Diskussionen, die in Kommentarspalten ausgetragen werden, zugegebenermaßen niedliche, aber doch sinnlose Tiervideos und eben der ganze Rest“. Mit letzterem meint er zum Beispiel die personalisierte Werbung. Er fragt „Wie haltet ihr Erwachsenen das nur aus?“ Dennoch ist der Teenager bei Facebook einmal am Tag kurz online – um zu kontrollieren, ob jemand etwas auf seine Timeline gepostet oder ihn zu einem Event eingeladen hat.

Das ist natürlich nur ein kleiner Einblick in die Apps, die Jugendliche gerne nutzen. Wahrscheinlich hat sich das alles schon wieder geändert. Wir Erwachsenen verpassen ja meist die neuesten App-Trends.

Buch: Robert Campe: „What’s App, Mama? Warum wir Teenies den ganzen Tag online sind – und warum das okay ist!“ Erschienen bei Eden Books. Preis: 14,95 Euro.

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