Werbung an der Ladentheke verleitet zum Rauchen

Stanford – Dass Tabakwerbung Jugendliche zum Rauchen verleitet, mag plausibel klingen, schlüssig bewiesen war es bisher aber nicht. Außerdem gibt es in der Europäischen Union strenge Regeln, wo und wie die Hersteller für ihre Glimmstängel werben dürfen. So ist Zigarettenwerbung in den Medien verboten. Doch eine neue US-Studie legt nun nahe, dass selbst bei verschärften Regeln immer noch genug Werbebotschaften zu Jugendlichen durchdringen – und diese zum Kauf von Zigaretten animieren.

Die Medizinerin Lisa Henriksen von der Stanford University School of Medicine berichtet im Fachmagazin „Pediatrics“, dass Tabakwerbung in Verkaufsstellen wie Tankstellen oder kleinen Tante-Emma-Läden die Zahl junger Raucher deutlich erhöht. „Die Tabakindustrie argumentiert, dass die Werbung dazu dient, Raucher zu einem Sortenwechsel zu animieren. Aber unsere Ergebnisse zeigen, dass die Werbung Teenager dazu ermutigt, eine tödliche Angewohnheit aufzunehmen“, sagt Henriksen.

Die Forscherin hatte in Kalifornien 11 bis 14 Jahre alte Mittelschüler über mehrere Jahre zu ihren Einkaufsgewohnheiten und Raucherfahrungen befragt. Dabei fand sie heraus, dass Besucher von kleinen Läden mit Tabakwerbung besonders häufig mit dem Rauchen anfangen. Als die Studie im Jahr 2003 begann, gaben 1681 der 2110 Befragten an, noch nicht geraucht zu haben. Nach einem Jahr erklärten 18 Prozent der ursprünglichen Nichtraucher, sie hätten seit der ersten Befragung mindestens einen Zug geraucht. Überdurchschnittlich viele von ihnen gaben an, Geschäfte mit viel Tabakwerbung zu besuchen. Eine kausale Beziehung ist das freilich nicht.

Und doch hält Forscherin Henriksen die Ergebnisse für eindeutig, weil die Zahlen eine klare Sprache sprechen würden. Schließlich hätten 30 Monate nach Beginn der Studie rund 27 Prozent der Befragten mit dem Rauchen angefangen. Bei den Kunden der kleinen Verkaufsstellen mit viel Tabakwerbung habe die Quote hingegen bei 34 Prozent gelegen – und unter denjenigen Jugendlichen, die mit wenig Werbung in Verkaufsstellen konfrontiert waren, bei nur 21 Prozent.

Das deutsche Tabakgesetz verbietet Werbung, deren Aufmachung Jugendliche und Heranwachsende zum Rauchen verführen könnte. Doch nicht immer halten sich die Konzerne daran. So ging der Berliner Bezirk Zehlendorf im April gegen ein Plakat vor, das die stilisierten Gesichter von Jugendlichen zeigte. Die Hersteller haben sich in einem Verhaltenskodex dazu verpflichtet, nicht mit Werbeträgern unter 30 zu werben – oder solchen, die zumindest jünger aussehen.

Dass es wichtig ist, Jugendliche vor Tabakwerbung zu schützen, glaubt auch die Jugendforscherin Seth Ammerman von der Stanford University. „Junge Menschen sind sehr empfänglich für Werbebotschaften.“ Die Befragung ihrer Kollegin Henriksen scheint genau das zu bestätigen. Um das Thema wird freilich weiter gestritten werden, so leicht werden sich die Werbeabteilungen der Tabakriesen nicht umstimmen lassen.

Die gesundheitlichen Folgen des Rauchens stehen freilich zweifelsfrei fest. Erst vor wenigen Tagen hatten Forscher um Jac Charlesworth von der Southwest Foundation for Biomedical Research in San Antonio berichtet, dass
regelmäßiger Zigarettenkonsum die Funktion von mehr als 300 Genen im menschlichen Erbgut stört.

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