Ein Künstler und sein Creative Farming

Ein Künstler und sein Creative Farming

Wenn man einen Fuß auf die drei Jahre alte Straußenfarm setzt, weht einem Landluft in die Nase. Am Eingang des Hofs stehen Steinskulpturen. Neben dem Schotterweg, der vorbei an der uralten Klostermühle hinunter zur Farm führt, wiegt sich eine vier Meter hohe Pappel. Das Gelände erstreckt sich neben dem Natur- und Wasserschutzgebiet zwischen Wiesen, Bachläufen und dem ehemaligen Augustiner-Kloster in Springiersbach. Christoph Engels, der Besitzer der Farm, hat aus dem jahrelang brachliegendem Gelände eine idyllische Landschaft gezaubert. Mit seiner Idee des Creative Farming möchte der gelernte Kfz-Mechaniker aus Kröv an der Mosel den Menschen die Landwirtschaft näherbringen. Zuerst wollte Engels Rinder halten, hält jetzt aber Strauße. Ein Freund hatte ihm dazu geraten, da es profitabler sei. So züchtet er die aus dem südlichen Afrika kommenden Blauhals-Strauße oder Zimbawe Blue.

Angst habe ich keine, aber laufen kann ich

Junge wie alte Menschen kommen hierher, um die neugierigen Fluchttiere zu betrachten. Die mehr als zwei Meter großen Strauße sind flink, frech und recken ihren langen Hals gerne mal über den Geländezaun. Sie sind zwar leicht zu überlisten, aber nicht dumm, denn sie wissen sich zu wehren. Wenn Strauße Gefahr wittern, laufen sie im Regelfall schnell davon, nach dem Motto: „Angst hab ich keine, aber laufen kann ich“. Sie können sich jedoch gut mit den Füßen durch kräftige Tritte verteidigen. Mit ihrem Schnabel schnappen sie überraschend zu. So landet nicht selten ein Hut oder eine Mütze der Besucher hinter dem Zaun. Unkundige Besucher, besonders Kinder, sind über das Verhalten der Tiere häufig erstaunt und verhalten sich zurückhaltend.

Mittelgebirge zwischen Koblenz und Trier

Zum Beginn der Paarungszeit verhält sich das Straußenmännchen wie viele Artgenossen der Gattung Laufvögel. So führt der Straußenhahn häufig vor der Straußenhenne einen Balztanz vor. Dieses Balzverhalten ist ein Signal während der Paarungszeit. Wie Tänzer staksen die Strauße umher, putzen ihr Gefieder oder jagen sich gegenseitig über das Gelände. Die Mindestanforderung an Platz nach den Vorschriften für Tierschutz des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft reicht laut Engels für den Auslauf der Strauße gar nicht aus, weshalb sie bei ihm bis zu viermal mehr Platz genießen. Das Mittelgebirge zwischen Koblenz und Trier sei optimal für die Straußenzucht geeignet. Selbst der Winter in Deutschland mache dem afrikanischen Strauß nichts aus; ganz im Gegenteil. Falls es ihnen draußen trotzdem einmal zu kalt ist, haben sie ausreichend Platz in einer der vielen Stallungen.

Sie wachsen drei Zentimeter am Tag

Vor Ort leben zehn Zuchttiere, 20 Jungtiere sowie zehn Küken. Alle zwei Tage legen adulte Hennen, die 2,40 Meter groß sind und ein Gewicht von 120 bis 130 Kilogramm aufweisen, ein Ei. Die niedlichen Küken wachsen stolze ein bis drei Zentimeter am Tag. Sie gehören somit zu einer der am schnellsten wachsenden Tierarten überhaupt. Auch mit der Laufgeschwindigkeit der Strauße können nicht viele Tiere mithalten. Sie liegt bei 50 bis 60 Kilometern in der Stunde und kann bis zu 30 Minuten eingehalten werden. Christoph Engels weiß bestens Bescheid über das Wohlbefinden seiner Strauße, denn seit neuestem ist er nicht nur Jongleur und Komödiant, sondern auch geprüfter Landwirt. Sein Spezialgebiet fokussiert er mittlerweile auf die Kükenzucht.

Tanz in Berlin und Zirkus in Budapest

Mit seinen Auftritten und Shows begeistert er die Menschen auf eine besondere Art. Da er durch seine Reisen viel Wissen mitbringt, gibt es immer etwas Neues zu sehen. Bevor der Künstler mit den rot gefärbten Haaren sich seiner Leidenschaft für Landwirtschaft widmete, beendete er eine Tanzausbildung in Berlin, die Theaterschule in der Schweiz und die Zirkusschule in Budapest. Der Familienvater ist viel in Europa unterwegs und verbindet mit seinem Creative Farming all seine Träume. In Bengel hat Christoph Engels seinen Platz gefunden. Das Gelände rund um die Klostermühle ist mit seinem Biergarten und dem Hofladen ein beliebter Fleck in Rheinland-Pfalz geworden. Jedes Jahr veranstaltet der Künstler traditionell das Moseljonglierfestival, wo Profi-Artisten aus aller Welt auftreten.

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