„Bravo“ wird 60: Früher zu anzüglich, heute zu konservativ

Teenager sein und die „Bravo“ lesen gehörte in Deutschland lange zusammen. Was Jugendliche bewegte, was sie über Musiker, Schauspieler und Sex wissen wollten, erfuhren sie hier. Diese Bedeutung hat die Zeitschrift schon lange nicht mehr, inzwischen nähert sie sich dem Rentenalter. Wir schwelgen in Erinnerungen. 

1956

Das erste Titelblatt stammt aus dem Jahr 1956. (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)Das erste Titelblatt stammt aus dem Jahr 1956. (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

Am 26. August 1956 erscheint die erste „Bravo“ als „Film- und Fernsehzeitschrift“ unter anderem mit Marilyn Monroe auf dem Cover. Sie hat 40 Seiten und kostet 50 Pfennig. In ihrem 60-jährigen Bestehen sind nach Verlagsangaben bisher 2,68 Milliarden Hefte verkauft worden.

1957

Elvis Presley (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)Elvis Presley (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

Die ersten „Bravo“-eigenen Auszeichnungen, die „Ottos“, gehen an die Schauspieler Maria Schell und James Dean. Seither sind 1494 „Ottos“ in Gold, Silber und Bronze verliehen worden. Die meisten hat die Band Bon Jovi gewonnen: 13 Stück, sieben davon in Gold.

1959

Ein mehrteiliges Poster von Brigitte Bardot in Lebensgröße ist der erste „Starschnitt“.

1962

Die Serie „Knigge für Verliebte“ startet. Sie ist die erste über „die verwirrenden Probleme des Herzens“, so die Ankündigung in der damaligen „Bravo“.

1964

Pierre Brice als Winnetou (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)Pierre Brice als Winnetou (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

„Winnetou“-Darsteller Pierre Brice hat die meisten goldenen Ottos gewonnen, insgesamt neun.

1965

Der junge Radio-Moderator Dieter Heck sucht in der „Bravo“ per Aufruf unter dem Titel „Junger Mann sucht neuen Namen“ einen zweiten Vornamen. Seither nennt er sich Dieter Thomas Heck. Zur Auswahl standen noch Ralf, Ted, Kai und Michael.

1966

Beatles (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)Beatles (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

Die „Bravo“ holt die Beatles zu ihrer „Blitztournee“ nach Deutschland. Insgesamt schaffen es die „Fab Four“ 41 Mal auf die Titelseite der Zeitschrift.

1969

„Dr. Sommer“ startet seine Sprechstunde bei „Bravo“. Heute noch bekommt das Team nach Verlagsangaben pro Woche noch 300 Anfragen zu Liebe, Sex und anderen Teenie-Sorgen. Die häufigsten Fragen an das „Dr.-Sommer-Team“ finden Neugierige in diesem Artikel.

1972

Die erste Foto-Love-Story erscheint. Der Titel: „Birgits erste Liebe“.

1975

Abba (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)Abba (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

In den Siebzigern wogt die Disco-Welle. Abba hat einen Stammplatz auf dem Cover.

1978

John Travolta (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)John Travolta (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

Auch 1978 wird leidenschaftlich getanzt – diesmal mit John Travolta.

1982

Die „Bravo“ zeigt in der Aufklärungsserie „Mit 13 fängt die Liebe an“ zum ersten Mal nackte Brüste.

1983

Nena (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)Nena (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

Die Achtziger Jahre ohne Nena? Undenkbar!

1987

Madonna (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)Madonna (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

Wie Nena ist auch Madonna heute noch im Musikgeschäft erfolgreich.

1988

Michael Jackson (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)Michael Jackson (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

Michael Jackson und Dirty Dancing – typisch für die späten Achtziger. Außerdem erscheint der Ableger „Bravo Girl“ zum ersten Mal.

1991

Nach der deutschen Wiedervereinigung steigt die Auflage der „Bravo“ auf mehr als 1,5 Millionen Exemplare. Das ist Rekord.

1992

Die erste Ausgabe der „Bravo Hits“ erscheint als CD. Aktuell ist Nummer 94 im Handel.

1993

Take That (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)Take That (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

Die Neunziger sind die Zeit der Boygroups. Ganz vorn dabei: Take That. Im Fernsehen startet „Bravo TV“ auf RTL II mit Kristiane Backer als Moderatorin. Nach ihr übernimmt Heike Makatsch. Heute gibt es die Sendung nicht mehr.

1994

„Bravo Sport“ kommt an den Kiosk.

2001

„bravo.de“ geht online

2006

Die „Bravo“ wird 50. Auf dem Cover der Jubiläumsausgabe: Sängerin Christina Aguilera.

2007

Tokio Hotel (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)Tokio Hotel (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

In den Nullerjahren schwärmen die Mädchen für Tokio Hotel …

2008

Miley Cyrus (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)Miley Cyrus (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

… und die Jungen für Miley Cyrus.

2014

Ein umfassender Relaunch soll den Auflagenschwund der Zeitschrift stoppen. Sie erscheint nun nur noch alle zwei Wochen.

2016

Die Lochis (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)Die Lochis (Quelle: Bauer Media Group/BRAVO)

Die „Bravo“ feiert ihren 60. Geburtstag. Auf dem Cover der Jubiläumsausgabe: Die Youtube-Zwillinge „Die Lochis“. Es ist die 3079. Ausgabe des Magazins. Die Auflage der „Bravo“ liegt nur noch bei etwas über 130.000 Heften.

Nur jeder Fünfte liest noch Zeitschriften

Die Gründe für die Probleme beim Heft liegen auf der Hand: 94 Prozent der Jugendlichen nutzten im vergangenen Jahr regelmäßig Handy oder Smartphone, nur jeder Fünfte (19 Prozent) zwischen zwölf und 19 las dagegen noch regelmäßig gedruckte Zeitschriften. Auf dieses Ergebnis kommt die Studie Jugend, Information, Multimedia (JIM) 2015 des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest.

Stars informieren heute selbst

„In Zeiten vor Facebook, Twitter und Instagram musste man als Fan „Bravo“ lesen, um zu wissen, was bei den Lieblingsstars los ist“, sagt der ehemalige Chefredakteur Alex Gernandt. „Heute ist das natürlich völlig anders, weil die Stars alle selbst aktiv sind. Justin Bieber, Miley Cyrus, Rihanna oder auch die Fußballstars informieren ja mehrmals täglich über Social Media, was bei ihnen gerade Sache ist.“

„Monopol auf das Privatleben der Stars“

„Früher hatte die „Bravo“ quasi ein Monopol auf das Privatleben der Stars“, sagt auch Nora Gaupp vom Deutschen Jugend-Institut in München. „Man hatte nur dort die Möglichkeit rauszufinden, was die Backstreet Boys zu Abend essen und ob Michael Jackson Haustiere hat.“

„Die ‚Bravo‘ ist konservativ“

Sie sieht aber noch ein ganz anderes Problem: „Die „Bravo“ ist konservativ“, sagt Gaupp. Sexuelle Vielfalt, moderne Geschlechterrollen, Jugendliche unterschiedlicher Hautfarbe – Fehlanzeige. „Junge Frauen haben schön, schlank, dünn, gepflegt zu sein, Männer haben stark und sportlich zu sein.“ Alles sei „brav nach Geschlechterstereotypen sortiert“, sagt sie.

Anschauungsobjekt für Eltern

Gaupp kann sich trotzdem vorstellen, dass die Zeitschrift noch ein paar Jährchen vor sich hat – und sei es als Anschauungsobjekt für Eltern, die etwas über ihre Kinder erfahren wollen. „Ich denke, dass die „Bravo“ immer noch ein Ort ist, an dem die Erwachsenenwelt sich versichern kann, mit wem wir es zu tun haben“, sagt Gaupp – und: „Totgesagte leben länger.“

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