Kategorie -Jugendliche

„Widerstandsfähigkeit stärken“: Stark-Watzinger: Schulen sollen auf Kriegsfall vorbereiten

Bildungsministerin Stark-Watzinger sieht Schulen in der Pflicht, die Jugend für den Ernstfall zu wappnen. Dafür müssten Zivilschutzübungen abgehalten und Lerninhalte angepasst werden. Grundsätzlich brauche es ein „unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr“.

Schulen sind aus Sicht von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger in der Verantwortung, junge Menschen auf den Kriegsfall vorzubereiten. „Die Gesellschaft muss sich insgesamt gut auf Krisen vorbereiten – von einer Pandemie über Naturkatastrophen bis zum Krieg“, sagte die FDP-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Zivilschutz ist immens wichtig, er gehört auch in die Schulen. Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken.“

Die FDP-Politikerin sprach sich dafür aus, Zivilschutzübungen an Schulen abzuhalten. In anderen Ländern wie Großbritannien werde viel natürlicher mit dem Thema umgegangen. „Dort gehören Übungen für den Katastrophenfall an Schulen zum Alltag. Davon können wir lernen“, sagte Stark-Watzinger.

Ministerin regt mehr Offiziersbesuche an

Sie rief die Schulen dazu auf, ein „unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr“ zu entwickeln. „Ich halte es für wichtig, dass Jugendoffiziere in die Schulen kommen und berichten, was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut“, sagte sie den Funke-Zeitungen. Vorbehalte diesbezüglich könne sie „nicht nachvollziehen“.

Die jungen Menschen müssten die Bedrohungen der Freiheit kennen und mit den Gefahren umgehen können, sagte Stark-Watzinger. Das müsse kein eigenes Schulfach, aber Lerninhalt sein. Die Schulen hätten die Aufgabe, Risiken altersgerecht aufzuzeigen, sagte sie. „Dabei geht es auch darum, Sorgen und Ängsten zu begegnen.“

Eine Rückkehr zur Wehrpflicht lehnt Stark-Watzinger ab. Die Debatte über eine allgemeine Dienstpflicht nannte sie „derzeit verfehlt“. Die Wehrpflicht sei ausgesetzt worden, weil sie verfassungsrechtlich nicht mehr tragbar gewesen sei. Man dürfe jetzt nicht davon ablenken, was gerade wirklich notwendig sei, nämlich die Bundeswehr so auszustatten, dass sie verteidigungsfähig sei.

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Zurich James Joyce Foundtion


Wir übernehmen keine Verantwortung für die Sucht“, stellt Ursula Zeller klar. Jedoch nur scherzweise. Die lebhafte Frau verkauft nicht etwa Suchtmittel, sondern ist Kuratorin der „Zurich James Joyce Foundation“. Mit dieser Stiftung beherbergt die bevölkerungsreichste Stadt der Schweiz eine der größten Forschungsstätten weltweit, die sich dem irischen Schriftsteller James Joyce und allem, was mit ihm in Verbindung steht, widmet. In einem Raum, umgeben von Regalen mit Büchern und Trouvaillen, erzählt die 64-Jährige leidenschaftlich von dem Autor, dem sie seit ihrer Studienzeit verfallen ist. Ihre roten Haare wippen zu ihren Hand­bewegungen. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen. Es unterstreicht die Begeisterung, die die gebürtige Zürcherin für Joyce und sein Leben und vor allem seine Literatur hegt. Interessierte kämen von weit her, um Joyces Werke zu lesen. Die James Joyce Stiftung in Zürich bietet wöchentliche Lesegruppen an. Sie hätten Personen, die aus Basel oder Bern kämen, um jede Woche eineinhalb Stunden mit einer Lesegruppe in einem von Joyces Werken zu lesen. Doch wie kommt es zu einem solchen Joyce-Interesse in der Schweiz?

Immer an seiner Seite ist Nora

Die James Joyce Foundation befindet sich im zweiten Stock eines alten Riegelhauses mitten in der Altstadt. Durch die kleinen Doppelfenster dringen sachte Windstöße herein. Draußen herrscht graues Wetter. Die Wolken bilden eine dichte, tiefhängende Decke. Spannung liegt in der feuchten Luft. Angespannt muss es auch gewesen sein, als James Joyce durch die Straßen Zürichs schlenderte. Den Ersten Weltkrieg verbrachte der 1882 geborene Schriftsteller in der Schweiz sowie einige Wochen des Zweiten Weltkriegs. Immer an seiner Seite: Nora Barnacle, seine große Liebe. Nora war Joyces größte Inspiration und sein Halt im Leben. „Er hat nichts ohne sie gemacht“, erzählt Zeller. Das Genie Joyce war abhängig von einer „stabilen, geerdeten, selbstbewussten Person, wie es No­ra war“. Sie habe eine eigene Meinung gehabt und sei geistig unabhängig gewesen von ihrem Mann. In Joyces bekanntestem Werk „Ulysses“ bildet Nora die Inspiration für die weibliche Hauptfigur Molly Bloom. Sogar sprachlich beeinflusste Nora Joyces literarische Figur. „Interpunktion hat sie nicht gekannt. Nora hat immer ohne Strich, Punkt und Komma geschrieben.“ Dieselbe Sprache ist im letzten Kapitel von „Ulysses“ zu finden, in dem Molly Bloom allein spricht beziehungsweise ihren Gedanken nachhängt.

Wichtige Jahre und enge Freundschaften in der Schweiz

Zusammen verließen Nora und James Joyce Irland, unverheiratet und nur vier Mo­nate, nachdem sie sich kennengelernt hatten. „Das war ein absolutes Tabu“, sagt Zeller, „vor allem in den kleinbürgerlichen Kreisen des katholisch geprägten Irlands, aus denen sie beide stammten.“ Es war ein Aufbruch aus den religiösen und gesellschaftlichen Normen ihres Heimatlandes. Die Norm und die Kirche waren generell nicht Joyces Sache. Künstlerisch sowie in seinem privaten Leben rebellierte er dagegen. So heiratete das Paar auch nicht, als es zwei Kinder bekam. James Joyce erachtete sich selbst als Genie. Mit der festen Überzeugung, von Irland weg zu müssen, um ein erfolgreicher Künstler werden zu können, reiste er mit seiner Geliebten los. Das Ziel: Zürich. Das Paar zog nach seinem ersten Halt in Zürich schnell weiter, nachdem sich eine freie Stelle als Englischlehrperson als Irrtum erwiesen hatte.

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Mordermittlungen in Köln: Tötete Duo 15-Jährigen, weil er vor Gericht aussagte?

Die Leiche eines 15-Jährigen im Kölner Hafen beschäftigt die Polizei. Zwei Männer sollen den Jugendlichen am frühen Sonntagmorgen getötet haben. Als Tatmotiv vermuten die Ermittler Rache.

Nach dem gewaltsamen Tod eines 15-Jährigen in Köln haben die Ermittler mögliche Hinweise auf Rache als Motiv. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in der Domstadt erklärte, will die Anklagebehörde Haftbefehle gegen zwei Beschuldigte wegen des dringenden Verdachts des gemeinschaftlichen Mordes beantragen.

Der 15-Jährige soll kürzlich vor dem Amtsgericht Köln gegen einen der Beschuldigten in einer Jugendstrafsache ausgesagt haben. Dies komme als mögliches Motiv in Betracht, hieß es. Die Ermittler gehen von niedrigen Beweggründen als Mordmerkmal aus.

Nach bisherigen Erkenntnissen sollen die Beschuldigten im Alter von 18 und 20 Jahren den 15-Jährigen am frühen Sonntagmorgen unter Vorhalt einer Waffe vor einer Gaststätte im Stadtteil Mülheim entführt haben. Zeugen, die die Tat mitbekamen, alarmierten daraufhin die Polizei. In der Nähe des Mülheimer Hafenbeckens sollen sie den Jugendlichen dann mit mehreren Messerstichen getötet haben.

Gegen acht Uhr morgens entdeckten Beamte die Leiche des Jungen auf einer Landzunge im Rhein. Noch vor dem Fund gelang der Polizei die Festnahme der beiden Männer. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung sind sowohl die beiden Tatverdächtigen als auch das Opfer wegen Drogendelikten polizeibekannt.

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Krimilesung auf der Oker


„Oh Gott“, tönt es leise aus einer Ecke des Floßes, das langsam über die Oker gleitet. In den weit aufgerissenen Augen des Publikums flackert das Entsetzen, als Armin Rütters geheimnisvoll aus seinem realhistorischen Krimi „Der Elektriker“ vorliest, in dem die Kinder des Opfers schildern, sie hätten beobachtet, wie der Mörder ihre Mutter an Kabel angeschlossen und unter Strom gestellt habe. Die Kinnlade gibt nach, die Hand wandert vor den Mund, der Schock friert alle ein. Seit 2001 werden auf der Braunschweiger Oker, die den Mooren des Oberharzes entspringt und bei Müden in die Aller mündet, Kriminalgeschichten gelesen. Autoren begeistern mit ihren Romanen eineinhalb Stunden in der Abenddämmerung ein erwachsenes Publikum. Mischa Werner, der Organisator des Events „Mordsgeschichten auf der Oker“, betont, dass neben Armin Rütters auch Birgit Lautenbach, Thomas Ostwald, Hardy Crueger und viele weitere prominente Krimiautoren das Publikum bereits an Bord gezogen hätten. Es gebe viele Stammgäste, zwischen Mai und September kommen Krimifans aus ganz Deutschland.

Ihre Augen weiten sich

Bereits beim Betreten des großen, rustikalen und mit Bänken und Tischen besetzten Floßes, das 45 Passagiere aufnehmen kann, rätseln die Zuhörer, was wohl auf sie zukommt. Rütters empfindet beim Start der Tour „Euphorie“. Er versuche, für das, was er vorträgt, zu begeistern. So dauert es nicht lange, bis eine jüngere Frau schon während der ersten Geschichte aufschreckt und ihre Augen sich weiten. Rütters enthüllt, dass der Fall eine lokale Verbindung besitze. Verbrechen können sich näher als gedacht abspielen. Mit einem durchdringenden Blick ergänzt er, dass jeder dritte Mord nicht entdeckt werde. Mehrere Hörer blicken jetzt verblüfft zu allen Seiten, während die Sonne am Horizont verschwindet. Die Schatten der Bäume vom Ufer der Oker winden sich unheimlich im seichten Wasser und greifen nach dem Floß. „Die Stimmung auf der Oker ist einfach magisch“, betont Werner, während sich der Abend über den Fluss legt, der die Innenstadt von Braunschweig komplett umschließt.

Mehr als nur die bloßen Fakten

Der groß gewachsene gelernte Handwerker Mischa Werner musste sich aufgrund einer Augenerkrankung mit nur 20 Jahren beruflich neu orientieren. Zur selben Zeit erhielt sein Vater die Chance, den heutigen Bootsanleger „Oker Tour“ für Floß-Events und Bootsverleih zu übernehmen. Sein Vater fragte ihn, ob er dem Unternehmen beitreten wolle. Insbesondere der Umgang mit Menschen während der Touren bereite ihm viel Freude. „Oft habe ich nach der Tour mit den Gästen noch ein Glas Wein getrunken und mich sehr nett unterhalten“, erklärt der 42-jährige Braunschweiger, der selbst von Krimis begeistert ist. Im Verlauf der Fahrt treffen sich die Blicke der Zuhörer, und man erkennt das Glitzern darin. Die Faszination für Verbrechen und die menschlichen Abgründe schillert in ihren Augen. Armin Rütters gibt seufzend zu: „Manchmal ist mir das unheimlich, es gibt Menschen, die wollen das dann im Detail wissen.“ Eine junge Frau, ganz in Schwarz gekleidet, widmet Rütters ihre volle Aufmerksamkeit. Gleichzeitig tuschelt ein Teil des Pu­blikums, spekuliert, versucht flüsternd, Rütters’ Sätze zu beenden. Auf die Frage, wie sich das anfühlt, antwortet Rütters erfüllt: „Das ist ganz großartig, wenn ich merke, das Publikum geht richtig mit.“

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Polizei fasst zwei Verdächtige: 15-Jähriger tot in Kölner Hafen gefunden

Auf einer Landzunge in einem Hafen in Köln wird die Leiche eines Jugendlichen gefunden. Die Spuren deuten auf ein Gewaltverbrechen hin, offenbar hat es einen Streit mit mehreren Männern gegeben. Zwei Tatverdächtige werden festgenommen.

In Köln ist ein 15-Jähriger bei einem Gewaltverbrechen ums Leben gekommen. Die Leiche des Jugendlichen sei „mit Spuren von Gewalteinwirkungen“ auf einer Landzunge in einem Hafen am Rhein im Stadtteil Mülheim gefunden worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in der nordrhein-westfälischen Stadt mit. Bereits zuvor seien zwei Tatverdächtige im Alter von 18 und 20 Jahren festgenommen worden. Eine Mordkommission habe die Ermittlungen aufgenommen.

Die Abläufe des Geschehens waren den Angaben zufolge zunächst noch weitgehend unklar. Demnach kam es in der Nacht zu Sonntag vor einer Gaststätte in der Nähe des Mülheimer Hafens laut Zeugenhinweisen zu einer „Konfrontation“ zwischen zwei jungen Männern und einem dritten Beteiligten, bei dem es sich womöglich um den leblos aufgefundenen 15-Jährigen handelte.

Den Zeugen zufolge hätten die zwei jungen Männer diesen im weiteren Verlauf „unter Gewaltandrohung zum Mitkommen genötigt, teilten die Ermittler weiter mit. Es sei zu einem Polizeieinsatz samt Fahndungsmaßnahmen gekommen, bei dem die beiden Verdächtigen festgenommen worden seien. Später sei am Sonntagmorgen dann auch die Leiche des 15-Jährigen gefunden worden.

„Die Ermittlungen wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts dauern an“, hieß es von Polizei und Staatsanwaltschaft weiter. Mit weiteren Informationen zu Abläufen und möglichen Hintergründen sei daher nicht vor Montag zu rechnen.

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Fußballbundesliga-Schiedsrichter Benjamin Brand


Das ist schon eine Meisterleistung“, sagt Benjamin Brand auf die Frage, wie er und seine Familie seinen stressigen Alltag organisiert bekommen. Der Fußballbundesliga-Schiedsrichter muss sein Training, seine Reisen, Einsätze, Termine und das Familienleben mit drei Kindern unter einen Hut bringen. Dabei wird er sehr durch seine Frau unterstützt, „die brutal strukturiert ist und alles koordiniert.“ Der 34-Jährige ist gelernter Betriebswirt, diesem Beruf aber kaum nachgegangen. Da er sehr früh in allen Spielklassen vorangekommen sei, „kann man sagen, dass da erst die Schiedsrichterei da war, und dann ist erst das Berufsleben dazugekommen“. Er hat schnell gemerkt, „dass das alles mit wahnsinnigem Zeitaufwand verbunden ist. Internationale Reisen heißen konkret, dass ich bei einem Spiel, das am Donnerstagabend um 21 Uhr irgendwo in Europa stattfindet, meistens am Mittwochmorgen um 6 Uhr in Richtung Flughafen Frankfurt losfahre und dann Freitagnachmittag wieder zu Hause ankomme.“

Talentierter Verteidiger

Brand kam früh in Kontakt mit dieser Welt, da „Vater, Bruder, Schwester“ Schiedsrichter waren. „Wenn unsere Schiedsrichtergruppe zu Bundesligaspielen gefahren ist mit dem Bus, war ich schon dabei, da war ich vielleicht acht oder zehn Jahre alt und hatte noch keinen Schiedsrichterschein. Dann war das eigentlich klar, dass ich das auch zeitnah ausprobiere. Auf diesem Weg habe ich nahezu jedes Stadion der Fußball-Bundesliga auch als Zuschauer besucht, bevor ich irgendwann selbst auf dem Rasen stand.“ 2003 hat er seine Schiedsrichter-Prüfung abgelegt und die schwere Entscheidung getroffen, im Alter von 15 Jahren mit dem Fußballspielen aufzuhören. Damals wurde ihm „immer wieder von allen Seiten aufgezeigt, dass er da so große Möglichkeiten hat und so viel Talent mitbringt“, sodass er es dort weiter bringen kann als als Spieler in der Position des Verteidigers. Damals hat er bereits Spiele im Herrenbereich gepfiffen, „was auch eher untypisch war. Man stelle sich einfach die Situation vor – es ist ein Herrenspiel auf Kreisebene, und der Schiedsrichter ist 15 Jahre alt. Da wurde man schon von allen Seiten getestet und musste sich natürlich durchsetzen“. Im Rückblick war die Entscheidung „goldrichtig“. Um erfolgreich zu sein, braucht es laut Brand, der für die Schiedsrichtergruppe Gerolzhofen pfeift, „ein Paket aus mehreren Eigenschaften“. Zum einen brauche es Sachverstand, zum anderen spiele das Auftreten eine wichtige Rolle. „Ich muss es schaffen, den Spielern das Gefühl zu geben, dass sie mir vertrauen können. Dieses Vertrauen darf aber nicht ausgenutzt werden, sondern ich muss trotzdem noch durchsetzungsfähig sein.“ Die dritte wichtige Eigenschaft „ist die sportliche Athletik, um in den Spitzenbereich zu kommen.“ Das Schiedsrich­terdasein habe sich sehr verändert. Dabei ist jeder Bundesliga-Schiedsrichter „auf sich gestellt und muss dann überlegen, welche Ansprechpartner bei Ärzten habe ich, welchem Physiotherapeuten vertraue ich, welchen Trainer habe ich, der mir dann meine Trainingspläne schickt?“ Es komme auf die Kleinigkeiten an und auch darauf, Routinen zu entwickeln, auf die man sich in Stresssituationen zurückziehen kann.

„Athlet und Einzelunternehmer zugleich“

Brand muss sich auf die Mannschaften einstellen und körperlich auf die Spiele vorbereiten. „Es ist bei Weitem nicht so, dass man sagt, man rennt 90 Minuten über das Spielfeld und dann war’s das. Der Schiedsrichter ist mehr oder weniger Athlet und Einzelunternehmer zugleich.“ Mentaler Druck und Anfeindungen gehören dazu. Brand hat seine Lehre aus Vorgängen in jungen Jahren gezogen und für sich entschieden auf Social-Media-Präsenz zu verzichten. „Ich möchte mich nicht mit Dingen beschäftigen, die mir unnötigerweise Kraft und Energie rauben. Ich gehe so selbstkritisch in der Zusammenarbeit mit meinem Coach an Spielsituationen heran, dass ich schon weiß, in welchen Entscheidungen habe ich mich wohlgefühlt und bei welchen Entscheidungen müsste ich was anders machen. Mein zugeteilter Coach ist Edgar Steinborn, ein ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter. Er hat einen guten Überblick über meinen Leistungsstand und bespricht mit mir meine Spiele nach. Jedoch bleibt die Entscheidung, wie aktiv man auf gewissen Social-Media-Plattformen ist, natürlich jedem selbst überlassen. Ich kann auch die Sichtweise nachvollziehen, wenn man versucht über diesen Weg Entscheidungsfindungen zu erklären oder Fehlerketten transparenter zu machen.“ Außerdem gibt es ein Netzwerk an Sportpsychologen beim DFB, die die Schiedsrichter unterstützen. Konkrete Vorbilder hatte Brand nicht, jedoch habe er extrem viele Spiele angeschaut und Szenen genau analysiert. Eine Herausforderung ist es, die Motivation hochzuhalten, denn es gibt so gut wie keine Auszeichnungen, Medaillen, Pokale oder Applaus. „Aber in dem Moment, wenn ich auf dem Feld stehe und ich pfeif’ das Spiel ab und ich weiß, wir sind heute sauber durch das Spiel gekommen und es kommt danach keiner mit irgendeiner Beschwerde, dann ist das für mich schon so ein Glücksgefühl, dass ich versuche, das mitzunehmen. Das ist für mich der Antrieb.“

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„Opfer herangezüchtet“: Ex-Trainer wegen hundertfachem Missbrauch verurteilt

Jahrelang missbraucht ein Fußballtrainer systematisch Jugendliche seines Vereins. Er sei dabei wie ein „Sektenführer“ vorgegangen. Das Gericht kann ihm Hunderte sexuelle Übergriffe und 153 Vergewaltigungen nachweisen. Der Täter muss in Haft, nicht aber in anschließende Sicherheitsverwahrung.

„Ein Wahnsinn, wenn man sich das vorstellt“, sagt der Vorsitzende Richter Stephan Kirchinger. Und die Dimension der Tat schockierte selbst hartgesottene Ermittler: Wegen Hunderter sexueller Übergriffe und 153 Vergewaltigungen verurteilt das Landgericht München I einen ehemaligen Fußballtrainer zu siebeneinhalb Jahren Haft. Anders als von der Staatsanwaltschaft beantragt, verhängte das Gericht keine anschließende Sicherungsverwahrung gegen den 47-Jährigen. Er hatte gestanden, sich über Jahre an jungen Fußballern aus seinem Verein vergangen zu haben.

Den Tatbestand des sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener sah das Gericht – ebenfalls anders als die Staatsanwaltschaft – nicht, weil die Opfer dem Angeklagten nicht „zur Überwachung in der Lebensführung“ anvertraut gewesen seien, wie Richter Kirchinger sagt.

Die Staatsanwaltschaft, die acht Jahre Haft gefordert hatte, hatte mehr als 800 Missbrauchsfälle und sexuelle Übergriffe angeklagt, das Gericht wertet die Taten aber als sexuelle Übergriffe, nicht als Missbrauch Schutzbefohlener, in 488 Fällen. Kirchinger spricht aber „von absoluten Grenzfällen“ bei den Taten, die sich beispielsweise im Trainingslager abgespielt hätten, weit entfernt von den Eltern der Jugendlichen.

Behandlungen als Vorwand

Der frühere Cheftrainer und sportliche Leiter eines Vereins im Landkreis München hatte vor Gericht eingeräumt, sich bei angeblichen physiotherapeutischen Behandlungen an den Teenagern vergangen und sie in zahlreichen Fällen auch vergewaltigt zu haben.

Dabei nahm er laut Staatsanwaltschaft nach einem immer gleich ablaufenden Muster auf einer Massageliege in der Kabine des Fußballvereins, beim Trainingslager oder auch in seinem Haus sexuelle Handlungen an den jungen Fußballern vor und gab an, dies diene angeblich der Durchblutung der Muskulatur. Das Geständnis war Teil eines sogenannten Deals zwischen allen Verfahrensbeteiligten, die sich darin auf einen Strafrahmen von höchstens acht Jahren geeinigt hatten, wenn der Angeklagte die Taten einräumt.

Der Angeklagte habe das Vertrauen, das die jungen Fußballer ihm entgegenbrachten, und seine Stellung in dem Verein missbraucht, sei „methodisch und planvoll und perfide“ vorgegangen, habe ein „perfides System“ geschaffen. „Er hat sich Opfer herangezüchtet zum Missbrauch“, sagte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer. Er sei „ein gefährlicher Serientäter“ – so begründete sie ihre Forderung nach anschließender Sicherungsverwahrung. Er erinnere sie „an einen Sektenführer“. Zudem sei er ein „klassischer, begabter und machthungriger Menschenfänger“.

Sind die Kinder des Täters gefährdet?

Es bestehe – da stützte sie sich auf die Einschätzung einer Gutachterin – möglicherweise auch die Gefahr, dass seine eigenen Söhne eines Tages seine Opfer werden. Diese Annahme wies die Verteidigung entschieden zurück. Richter Kirchinger sagte zwar: „Wir sehen die Gefährlichkeit des Angeklagten nach wie vor als gegeben.“ Er betonte aber: „Wir sehen diese Hürde noch nicht erreicht.“ Das Gericht glaube daran, dass die Haftstrafe dafür sorgen könne, dass der Mann danach nicht mehr gefährlich ist.

Der frühere Trainer selbst entschuldigte sich in seinem letzten Wort bei seinen ehemaligen Spielern. „Es tut mir sehr leid“, sagte er. „Ich will die ganze Geschichte auf jeden Fall aufarbeiten im Rahmen von einer Therapie.“ Seine Verteidiger hatten sich für eine Haftstrafe von sieben Jahren ausgesprochen und gegen die Sicherungsverwahrung. „Ich hätte gerne eine Zukunft und eine Perspektive, dass ich mit meiner Familie leben kann“, sagte der Angeklagte. „Ich möchte einfach für sie da sein.“

In einem ähnlichen Fall war am Mittwoch ein 27-jähriger Fußballtrainer am Landgericht Potsdam zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Der Mann hatte in einer Gemeinde in Brandenburg über Jahre hinweg in seiner Funktion als Trainer einige Jungen zu sexuellen Handlungen gezwungen.

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Sina Frei ist Mountainbike-Weltmeisterin


Die Freude am Sport ist das Wichtigste für mich, und am meisten liebe ich die Natur sowie die unterschiedlichen Trails.“ Sina Frei ist erfrischend sympathisch und eine Klasse für sich. In legerer Sportkleidung, mit glänzenden blonden Haaren und markanten blauen Augen strahlt sie Lebensfreude aus. Ihr athletischer Körper ist das Ergebnis von unzähligen Trainingseinheiten. Sina verkörpert eine Kombination aus Ehrgeiz und Disziplin, die sie an die Spitze ihres Sports gebracht hat. Die 26-Jährige wirkt entspannt. Kein Wunder, sie hat in ihrer Karriere schon alles erreicht.

Geboren wurde sie in Uetikon am See an der Goldküste in der Umgebung von Zürich. Hier im Dorf kennt sie jeder. Sie gehört zu den erfolgreichsten Schweizer Sportlerinnen. Ihre Laufbahn lief jedoch nicht immer wie am Schnürchen. Lange Zeit betrieb sie andere Sportarten wie Fußball, Ballett, Turnen und Reiten. Zum Mountainbiken kam sie erst mit zwölf Jahren. Und das weil ihr Vater und ihr Bruder zum Biken nach Spanien gefahren waren, sie aber nicht mitgehen durfte und mit ihrer Mutter zu Hause bleiben musste. Vater und Bruder konnten sehr gut biken, sie selbst aber konnte mit diesem Sport damals noch nichts anfangen. Da Ferien im Ausland für sie jedoch etwas Besonderes waren, denn die urschweizerische Familie verbrachte diese meistens in der Schweiz, war das für sie der Ansporn, mit dem Mountainbikesport anzufangen, um das nächste Mal an den Biking-Ferien teilnehmen zu dürfen. Ein Jahr später war sie mit dabei. Auch durfte sie als Mitglied des Vereins Meilen an ihren zwei ersten Rennen teilnehmen. Dem Verein war sie als Reaktion auf die verunmöglichten Veloferien beigetreten. „Ich belegte zweimal den letzten Platz. Das brachte mich aber nicht vom eingeschlagenen Weg ab. Im Gegenteil. Ich hatte meinen Sport gefunden.“

Der Spaß steht für Frei im Vordergrund

Nach der Sekundarschule absolvierte Frei eine kaufmännische Lehre, die vier statt drei Jahre dauerte, damit sie noch Zeit für den Sport hatte. Sie besuchte die United School of Sports in Zürich. Dort wird der Sport mit einer Lehre kombiniert. „Danach bin ich eigentlich in den professionellen Mountainbikesport rein­gerutscht.“ Sie gab alles, um den Übergang von einer Amateur- zu einer Profisportlerin zu schaffen. Frei hat ihre kaufmännische Lehre im Sommer 2017 beim Hörgerätehersteller Sonova AG absolviert. Anschließend besuchte sie die Spitzensportrekrutenschule im Militär. Nach einer dreiwöchigen Grundausbildung in der Kaserne bietet die Schweizer Armee eine fünfwöchige Ausbildung zum Militärsportleiter an, und in den letzten zehn Wochen kann sich jeder Spitzensportler auf das Training in seiner Disziplin konzentrieren. Nach der Rekrutenschule waren ihre Erfolge auschlaggebend, sich ganz auf den Sport zu konzentrieren.

Die Überfliegerin positionierte sich immer besser in der Weltrangliste des Mountainbikesports. „Total gewann ich zwölf Weltcuprennen und konnte mich bei jedem Rennen auf dem Podest platzieren. Hinzu kommen noch einige Silber- und Bronzemedaillen. 2019 wagte ich schließlich vorzeitig den Schritt in die Elite. In meinem ersten Jahr erreichte ich drei vierte Plätze im Cross-Country und beendete die Saison im Gesamtweltcup an siebter Stelle. Ein geglückter Auftakt.“ Das Jahr 2021 sollte ihr Karrieredurchbruch werden. Die damals 24-Jährige gewann Silber im Cross-Country bei den Olympischen Spielen in Tokio. Der 27. Juli 2021 war für die Schweiz ein besonderer Tag, weil die Gold- und Bronzemedaille ebenfalls von Schweizerinnen gewonnen wurden. „Ich war überglücklich. Es war, als würde ein großer Traum in Erfüllung gehen. Wir drei lagen uns weinend in den Armen.“ Ein weiterer großer Erfolg für Frei war der Weltmeistertitel im selben Jahr. „Der Kurzdistanz-Titel bei der WM war auch deshalb so herausragend für mich, weil mir in der letzten Runde ein gewagtes Überholmanöver gelungen ist. Ich fuhr total am Limit und riskierte alles.“ Für Frei ist die richtige Einstellung das Wichtigste, um erfolgreich zu sein. Ihr Team und sie gehen nicht an ein Rennen, um Zweite zu werden. Sie gehen dorthin, um Gold zu holen. Für sie steht immer der Spaß an dem, was sie tut, im Vordergrund. Dies empfiehlt sie jungen Biking-Talenten. „Wenn man einen Sport langfristig ausüben möchte, muss die Freude am Sport auch wirklich im Fokus stehen. Wenn du schon vor dem Training keine Lust hast zu biken, dann musst du auch nicht trainieren gehen, weil dann auch nichts qualitativ Gutes dabei rauskommen wird.“

„Ohne meine Familie hätte ich es gar nicht so weit geschafft“

Sie selbst ist ein Fan von polysportivem Training, integriert andere Sportarten wie zum Beispiel Laufen oder Krafttraining. Am Tag trainiert sie drei bis vier Stunden. Sie besitzt zwölf Bikes, trainiert großteils allein, manchmal aber auch mit Freunden. Das Mountainbiketeam ist für sie sehr wichtig. Sie bekommt regelmäßig neue Übungen vom Team, die sie in ihren Trainingsplan einbauen kann. Außerdem hilft ihr das Team auch bei der mentalen Vorbereitung auf die Rennen. Sie analysiert die Strecke und geht sie in ihrem Kopf durch. Der größte Druck, den sie vor einem Rennen hat, stammt von ihr selbst. Sie ist der Meinung, dass man, je besser man mental vorbereitet ist, desto besser mit dem Druck umgehen kann. Dennoch denkt sie, dass ein gewisses Mass an Druck notwendig ist, um Spitzenleistungen zu bringen. Unterstützung findet sie in ihrer Familie und in ihrem Freundeskreis. „Ohne meine Familie hätte ich es gar nicht so weit geschafft“, erzählt sie mit einem stolzen Lächeln. Familie und Freunde seien das Wichtigste neben dem Sport, auch um mal abzuschalten und auf andere Gedanken zu kommen. Auf die Frage, wie gut man von seinem Einkommen als Mountainbikerin leben könne, antwortet sie, dass die Top Ten der Mountainbikerinnen sehr gut davon leben könnten. Aber es sei sicher nicht so wie beim Ski- oder Tennissport, und man sei bestimmt auch auf eigene Sponsoren angewiesen.

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Psychosomatische Krisen-Effekte?: Immer mehr Schulkinder haben oft „Bauchschmerzen“

Die HBSC-Studie erfasst seit 1982 die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Die Ergebnisse der aktuellen Erhebung zeigen, dass die Schülerinnen und Schüler in Deutschland ihre Gesundheit größtenteils als gut einschätzen. Allerdings nehmen psychosomatische Beschwerden zu.

Bei Schulkindern in Deutschland haben Beschwerden wie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen, Einschlafprobleme und Niedergeschlagenheit über die Jahre stark zugenommen. Dies ist ein Ergebnis der Studie Health Behaviour in School-aged Children (HBSC), die jetzt veröffentlicht wurde. Konkret gefragt wurden die Kinder, wie häufig sie in den vergangenen sechs Monaten zum Beispiel Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen hatten. Auch Niedergeschlagenheit, Nervosität oder Einschlafprobleme wurden erfragt.

„Etwa die Hälfte der Mädchen und ein Drittel der Jungen berichten multiple psychosomatische Gesundheitsbeschwerden, mit einem deutlichen Anstieg im zeitlichen Verlauf“, berichtet ein Forschungsteam im Fachblatt „Journal of Health Monitoring“. Dafür wurden seit dem Schuljahr 2009/10 alle vier Jahre Elf- bis 15-Jährige befragt. Insgesamt füllten rund 22.000 Kinder und Jugendliche Fragebögen aus, davon rund 6500 bei der jüngsten Erhebung 2022.

Insgesamt wurde im Rahmen der Studie ein kontinuierlicher Anstieg vielfältiger psychosomatischer Beschwerden beobachtet – zu denen etwa Bauch- oder Kopfschmerzen, Einschlafprobleme oder Gereiztheit gehören können. Einen deutlichen Sprung gebe es aber zwischen 2017/18 und 2022, berichtet das Team um Franziska Reiß und Steven Behn vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). „Das könnte unter anderem auf die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zurückgeführt werden“, heißt es in der Studie. Mit Blick auf weitere Untersuchungen wird zudem festgehalten, dass sich viele Jugendliche in Deutschland auch durch die Klima- und Energiekrisen sowie den Ukraine-Krieg belastet fühlten.

Zunehmende Risikofaktoren

Fragten die Forschenden die Kinder und Jugendlichen 2022 aber direkt nach ihrer Gesundheit, so ergaben sich beim Großteil gute Werte und eine hohe Lebenszufriedenheit. Allerdings gibt es auch hier Einschnitte: Der Anteil derjenigen mit eher schlechter subjektiver Gesundheit und einer niedrigen Lebenszufriedenheit sei im Vergleich zur Welle 2017/18 deutlich angestiegen.

Die Häufigkeit von Mobbing in der Schule hat sich seit 2017 kaum verändert, ist aber im Vergleich zu 2009 und 2013 geringer geworden. Allerdings ist der Anteil der von Cybermobbing betroffenen Schülerinnen und Schüler im Vergleich zu 2017 von vier auf sieben Prozent angestiegen. Mehr als acht Prozent der Befragten berichteten, in der Schule gemobbt zu werden. Etwa drei Prozent – und damit im Durchschnitt ein Kind pro Klasse – gaben an, selbst zu mobben. Gender-diverse Personen sind besonders betroffen – hier berichtete fast jede Dritte von Mobbingerfahrungen.

Nur etwa jedes zehnte Mädchen, jeder fünfte Junge sowie jeder achte der gender-diversen Heranwachsenden erfüllte die Empfehlung der WHO für tägliche Bewegung von mindestens 60 Minuten. Je älter die Befragten waren, desto weniger bewegten sie sich. Während rund 15 Prozent der elfjährigen Mädchen die WHO-Bewegungsempfehlung erreichten, waren es bei den Fünfzehnjährigen nur knapp sieben Prozent.

Die HBSC-Studie wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt, in Deutschland befasst sich ein Studienverbund an mehreren Standorten damit. Es geht jeweils um verschiedene Aspekte, etwa körperliche Aktivität und Mobbing.

International wurden erste Befragungen bereits in den 1980er Jahren durchgeführt. Inzwischen sind mehr als 50 Länder in Europa sowie Nordamerika und über 450 Forschende beteiligt. Es sei eine der größten Studien zur Kinder- und Jugendgesundheit weltweit, heißt es im „Journal of Health Monitoring“. In einem Editorial werden als Herausforderungen der heutigen Zeit unter anderem die belastete mentale Gesundheit, der Umgang mit Krisen, der Einfluss sozialer Medien, der Klimawandel sowie die steigende soziale und gesundheitliche Ungleichheit genannt.

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Junge Ringerin über ihren Sport, der stärkt


Hab keine Angst vor Dingen, die du nicht kennst“, sagt die 18-jährige Dora Calderon mit leuchtenden Augen, während sie sich nach einem ruhigen Fleck im Trainingsraum der Fredericton High School in der kanadischen Atlantikprovinz New Brunswick umsieht und schließlich auf den Rand der kreisrunden Matte deutet und sich in ihrem orange-schwarzen Trainingsoutfit an dessen Kante setzt. „Nur durch diese Einstellung habe ich meinen absoluten Lieblingssport gefunden“, erklärt sie. Ringen hat die Austauschschülerin aus Mexiko in ihrem Austauschland Kanada mit 17 Jahren kennen und lieben gelernt. Sie gibt aber zu, nie zuvor daran gedacht zu haben, sich dem Ringen zuzuwenden, denn von Ballett, was sie über zehn Jahre lang betrieben hatte, zum Ringen ist es ein weiter Schritt. Und nur aus einem Zufall heraus ist sie ihn dann auch gegangen. Aber sie bereut ihn keinesfalls, auch weil das Ringen sie stärker machte denn je.

Schweiß, schlechte Luft, Keuchen

Seit 1896 ist Ringen Disziplin bei den Olympischen Spielen und seit 2004 auch zugelassen für Frauen. Ein Öffnen der Tür zum in der Highschool gelegenen Trainingsraum sorgt an diesem Nachmittag für einen ersten Eindruck: Eine Mischung aus Schweiß, verbrauchter Luft, pochenden Herzen und keuchenden Lungen schlägt einem entgegen. In den Blick fällt der ausgerollte schwarz-weiße Kreis in der Mitte, darauf Markierungen, an denen Füße stehen, die auf ihr Zeichen warten, Wasserflaschen am Rand der Matte und ein Haufen bunter Springseile am Rand des Raums. Die Stimmung ist pure Konzentration und eine Kombination aus Erfolg und Frust, Glücksgefühlen und Pechmomenten, Gelassenheit trotz Spannung und der Freude und dem Ehrgeiz über allem. Die Gesichter der Mädchen und Jungen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren sind hoch konzentriert. Es ist der Wille, der in diesem Trainingsraum alles prägt. „Mein erster Gedanke, als ich hier hereinkam, war: Hilfe, ich werde so was von verletzt werden“, erzählt Dora. Doch das war nicht das, was sie am Ende der ersten Trainingseinheit beschäftigt habe. Vielmehr stellte sich ihr die Frage, wie sie das restliche Training überstehen, ja gar überleben solle, erzählt sie lachend. Denn das Ringtraining, besonders das Warm-up, hat es in sich. „Bei 35 Sprints, eine 20 Meter lange Rampe hoch, ohne große Pause, gelangt jeder an seine Grenze.“ Die Technik ist geprägt von Perfektion und Kontrolle. Keine Bewegung ist zufällig und jede falsche kann einen „Pin“ bedeuten. So nennt man das bestmögliche Ende eines Kampfes, bei dem die Schultern des Gegners auf dem Boden fixiert werden, bis der Kampfrichter abpfeift.

Bessere Stressbewältigung und Selbstwahrnehmung

Ringen macht stark. Dora erzählt: „Was mir in diesem Trainingsraum von Anfang an beigebracht wurde, ist, es immer und immer wieder zu versuchen und ja nicht aufzugeben, so unmöglich etwas auch scheinen mag. Mein Selbstbewusstsein ist mittlerweile ziemlich groß, was, bevor ich mit dem Ringen angefangen hatte, nicht immer der Fall war. Mir ist es jetzt egal, was andere über mich denken.“ Mit einem Leuchten in den Augen sagt sie: „Das erste Mal, dass ich ein großes Stück Selbstbewusstsein gewonnen habe, war, nachdem ich meinen ersten Kampf durch einen Pin gewonnen hatte. Einfach unbeschreiblich das Gefühl, wenn nach dem Kampf das erste Mal in deinem Leben dein Arm am Ende hochgehoben wird als Zeichen des Sieges.“

Die Faszination des Ringens macht gerade Frauen ihre Stärke mehr bewusst, auch in Gefahrensituationen wie bei sexuellen Übergriffen. Dora selbst hat sich zum Glück in noch keiner dieser Situationen befunden, sagt aber, dass sie sich für solche Momente mehr gewappnet fühlt. Es ist in Studien gezeigt worden, was für einen positiven Einfluss Kampfsport auf Frauen haben kann. Er sorgt sowohl für signifikant höhere Selbstkonzeptwerte als auch für eine bessere Stressbewältigung und Selbstwahrnehmung. „Hab keine Angst vor Ringen, nur weil du es nicht kennst, und probier’s einfach.“

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