Kategorie -Jugendliche

Junge Ringerin über ihren Sport, der stärkt


Hab keine Angst vor Dingen, die du nicht kennst“, sagt die 18-jährige Dora Calderon mit leuchtenden Augen, während sie sich nach einem ruhigen Fleck im Trainingsraum der Fredericton High School in der kanadischen Atlantikprovinz New Brunswick umsieht und schließlich auf den Rand der kreisrunden Matte deutet und sich in ihrem orange-schwarzen Trainingsoutfit an dessen Kante setzt. „Nur durch diese Einstellung habe ich meinen absoluten Lieblingssport gefunden“, erklärt sie. Ringen hat die Austauschschülerin aus Mexiko in ihrem Austauschland Kanada mit 17 Jahren kennen und lieben gelernt. Sie gibt aber zu, nie zuvor daran gedacht zu haben, sich dem Ringen zuzuwenden, denn von Ballett, was sie über zehn Jahre lang betrieben hatte, zum Ringen ist es ein weiter Schritt. Und nur aus einem Zufall heraus ist sie ihn dann auch gegangen. Aber sie bereut ihn keinesfalls, auch weil das Ringen sie stärker machte denn je.

Schweiß, schlechte Luft, Keuchen

Seit 1896 ist Ringen Disziplin bei den Olympischen Spielen und seit 2004 auch zugelassen für Frauen. Ein Öffnen der Tür zum in der Highschool gelegenen Trainingsraum sorgt an diesem Nachmittag für einen ersten Eindruck: Eine Mischung aus Schweiß, verbrauchter Luft, pochenden Herzen und keuchenden Lungen schlägt einem entgegen. In den Blick fällt der ausgerollte schwarz-weiße Kreis in der Mitte, darauf Markierungen, an denen Füße stehen, die auf ihr Zeichen warten, Wasserflaschen am Rand der Matte und ein Haufen bunter Springseile am Rand des Raums. Die Stimmung ist pure Konzentration und eine Kombination aus Erfolg und Frust, Glücksgefühlen und Pechmomenten, Gelassenheit trotz Spannung und der Freude und dem Ehrgeiz über allem. Die Gesichter der Mädchen und Jungen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren sind hoch konzentriert. Es ist der Wille, der in diesem Trainingsraum alles prägt. „Mein erster Gedanke, als ich hier hereinkam, war: Hilfe, ich werde so was von verletzt werden“, erzählt Dora. Doch das war nicht das, was sie am Ende der ersten Trainingseinheit beschäftigt habe. Vielmehr stellte sich ihr die Frage, wie sie das restliche Training überstehen, ja gar überleben solle, erzählt sie lachend. Denn das Ringtraining, besonders das Warm-up, hat es in sich. „Bei 35 Sprints, eine 20 Meter lange Rampe hoch, ohne große Pause, gelangt jeder an seine Grenze.“ Die Technik ist geprägt von Perfektion und Kontrolle. Keine Bewegung ist zufällig und jede falsche kann einen „Pin“ bedeuten. So nennt man das bestmögliche Ende eines Kampfes, bei dem die Schultern des Gegners auf dem Boden fixiert werden, bis der Kampfrichter abpfeift.

Bessere Stressbewältigung und Selbstwahrnehmung

Ringen macht stark. Dora erzählt: „Was mir in diesem Trainingsraum von Anfang an beigebracht wurde, ist, es immer und immer wieder zu versuchen und ja nicht aufzugeben, so unmöglich etwas auch scheinen mag. Mein Selbstbewusstsein ist mittlerweile ziemlich groß, was, bevor ich mit dem Ringen angefangen hatte, nicht immer der Fall war. Mir ist es jetzt egal, was andere über mich denken.“ Mit einem Leuchten in den Augen sagt sie: „Das erste Mal, dass ich ein großes Stück Selbstbewusstsein gewonnen habe, war, nachdem ich meinen ersten Kampf durch einen Pin gewonnen hatte. Einfach unbeschreiblich das Gefühl, wenn nach dem Kampf das erste Mal in deinem Leben dein Arm am Ende hochgehoben wird als Zeichen des Sieges.“

Die Faszination des Ringens macht gerade Frauen ihre Stärke mehr bewusst, auch in Gefahrensituationen wie bei sexuellen Übergriffen. Dora selbst hat sich zum Glück in noch keiner dieser Situationen befunden, sagt aber, dass sie sich für solche Momente mehr gewappnet fühlt. Es ist in Studien gezeigt worden, was für einen positiven Einfluss Kampfsport auf Frauen haben kann. Er sorgt sowohl für signifikant höhere Selbstkonzeptwerte als auch für eine bessere Stressbewältigung und Selbstwahrnehmung. „Hab keine Angst vor Ringen, nur weil du es nicht kennst, und probier’s einfach.“

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Eine Milliarde Fettleibige: Doppelt so viele Menschen wie 1990 sind stark übergewichtig

Weltweit steigt die Zahl der Menschen mit Adipositas, also starkem Übergewicht, dramatisch an – im Vergleich zu 1990 auf das Doppelte, bei Kindern und Jugendlichen sogar auf das Vierfache. Dabei sei klar, was Länder dagegen tun könnten, sagt die WHO. In zwei Ländern Europas gibt es aber auch Lichtblicke.

Die Zahl der Menschen mit starkem Übergewicht – Adipositas genannt – ist rasant gestiegen. Weltweit waren nach einer Studie 2022 mehr als eine Milliarde Menschen betroffen. Der Anteil der stark Übergewichtigen an der Bevölkerung habe sich seit 1990 mehr als verdoppelt, unter Heranwachsenden zwischen 5 und 19 Jahren sogar vervierfacht, berichtete die Fachzeitschrift „The Lancet“.

In einigen wohlhabenden Ländern und bestimmten Bevölkerungs- und Altersgruppen erreiche die Zahl inzwischen ein Plateau oder sinke leicht, sagte Majid Ezzati vom Imperial College in London, etwa bei Frauen in Spanien und Frankreich. Die genauen Gründe dafür herauszufinden, war nicht Teil der Analyse.

In Deutschland lag der Anteil bei Frauen mit Adipositas nach dieser Studie 2022 bei 19 Prozent, was Platz 137 in der Länderliste entsprach. Nummer 1 auf der Liste und damit am schlimmsten betroffen ist hier Tonga mit 81 Prozent. Bei Männern lag der Anteil in Deutschland bei 23 Prozent (Platz 80). Hier ist der Inselstaat Amerikanisch-Samoa mit 70 Prozent adipöser Männer auf der Listenplatz 1. Unter den Mädchen und Frauen bis 19 Jahren lag der Anteil in Deutschland bei sieben Prozent (119. Platz), bei Jungen und jungen Männern bei 10 Prozent (111. Platz).

Was Adipositas genau ist

Adipositas kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und einige Krebsformen auslösen. „Adipositas ist eine chronische Krankheit, die definiert ist als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts“, schreibt die Deutsche Adipositas-Gesellschaft. Ob jemand betroffen ist, wird nach Gewicht und Größe berechnet, dem Body-Mass-Index (BMI). Ab einem BMI von 30 spricht die Gesellschaft von „Adipositas Grad I“.

Insgesamt waren weltweit 880 Millionen Erwachsene und 159 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 19 Jahren stark übergewichtig. 9,3 Prozent der Jungen galten 2022 als fettleibig, 6,9 Prozent der Mädchen. Bei Erwachsenen verdoppelte sich der Anteil bei Frauen seit 1990 auf 18,5 Prozent, er verdreifachte sich bei Männern auf 14 Prozent.

Wie Adipositas vorgebeugt werden kann

Adipositas könne durch gute Ernährung und Bewegung von Kindesbeinen an vorgebeugt werden, berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf, die an der Studie beteiligt war. Regierungen sollten dafür sorgen, dass besonders salz-, fett- oder zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke nicht in der Nähe von Schulen verkauft werden. Sie sollten zudem Kampagnen über die Vorteile guter Ernährung und sportlicher Betätigung fahren. Die WHO räumte ein, dass gute Ernährung teuer sein kann.

Die insgesamt höchsten Adipositas-Raten gab es in Inselstaaten im Pazifik wie Niue, Tonga und Amerikanisch-Samoa mit teils über 60 Prozent. In den Top Ten waren in einzelnen Kategorien auch Katar, Ägypten, Chile und die USA. Die niedrigsten Raten verzeichneten Madagaskar, Burkina Faso, Vietnam und Äthiopien. Rasant war der Anstieg unter anderem in den USA: Der Anteil der Frauen mit Adipositas stieg von 21,2 Prozent 1990 auf 43,8 Prozent 2022, bei den Männern stieg der Anteil von 16,9 Prozent auf 41,6 Prozent.

Das andere Problem: Unterernährung

Die andere Seite des Ernährungsproblems: Gleichzeitig seien weltweit auch Hunderte Millionen Menschen weiter von Mangel- und Unterernährung betroffen, heißt es in der Studie, vor allem in Ländern in Südostasien und in Afrika südlich der Sahara. Unterernährung sei für die Hälfte aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren verantwortlich.

Starkes Übergewicht und Unterernährung seien zwei Seiten desselben Problems: schlechter Ernährung, so die WHO.

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Teenagerschwangerschaft


Überraschung steht in den Gesichtern der Jugendlichen beim internationalen Weltjugendtag in Lissabon. Gerade haben sie erfahren, dass ihre 26 Jahre alte Gruppenleiterin seit zehn Jahren Mutter ist. Laura G. bemerkt mit 15, dass sie schwanger ist. Bisher hat sie versucht, das gerissene Kondom von vor sechs Wochen so gut es geht mit einem „wird schon nichts passiert sein“ abzutun. Für einen Gang zur Apotheke, um sich die „Pille danach“ zu besorgen, fehlte ihr der Mut. Aber jetzt sieht sie es rot auf weiß. Sofort wird der Neuntklässlerin klar, was das für sie heißt. „Ich habe erstmal Heulkrämpfe bekommen“, erinnert sie sich. Sie ruft ihre beste Freundin und dann auch ihren Freund an. Beide sind geschockt. Schließlich merken auch ihre Eltern, was los ist. Die Mutter bricht in Tränen aus, und der Vater besorgt wütend drei weitere Schwangerschaftstests.

Ein großer innerer Konflikt

Nach dem zweiten positiven Ergebnis wird der Ernst der Lage deutlich. Laura muss innerhalb von sechs Wochen eine Entscheidung treffen, eine Entscheidung über mindestens zwei Leben. Für die 15-Jährige eine „große emotionale Talfahrt“. Zweimal besucht sie die Schwangerschaftsberatungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes in ihrem Heimatort in der Nähe von Berlin. In Deutschland ist ein Beratungsgespräch mit anschließender dreitägiger Bedenkzeit Vorschrift, bevor ein Abbruch möglich ist. Laura steht vor einem „großen inneren Konflikt“. „Die Abtreibung verspricht ja ein bisschen so eine schnelle Lösung“, überlegt sie. Ein Termin beim Arzt, und niemand würde etwas merken. Auch der damals 17-jährige Freund findet, es wäre leichter, das ungeborene Kind abzutreiben. Ihrer Mutter würde die Zustimmung schwerfallen – für Laura würde sie es aber tun. Doch die Jugendliche will ihre eigene Entscheidung treffen: „Auf der anderen Seite standen mein religiös geprägtes Verständnis vom Leben und mein Weltbild. Ich finde das Leben an sich sehr wertvoll.“ Während sie mit ihrem Hund spazieren geht, wird ihr eines bewusst: Für sie ist das Leben, das sie in sich trägt, schon entstanden. „Ich habe zu dem Zeitpunkt ja schon das Herz schlagen sehen.“ Dieser „Respekt vor dem Leben“ ist schließlich der Grund, dass sie sich entscheidet, Mutter zu werden. „Ich hätte mich mit der Entscheidung abzutreiben nicht wohlgefühlt.“ Laura betont, dass es sich dabei um ihre persönliche Meinung handele: „Wenn andere Frauen sich dazu entscheiden abzutreiben, bin ich nicht die, die sie verurteilt, das ist die persönliche Entscheidung von jedem Einzelnen.“ Ihr Freund darf nicht mitentscheiden. Laura präsentiert ihm ihren Entschluss, den er dann akzeptieren muss. Natürlich sehe dieser, heute der Ehemann, die Situation jetzt anders und sei glücklich über den Sohn.

Erstaunen und komische Blicke

Zunächst versucht die Schülerin, die Schwangerschaft durch weite Kleidung zu verstecken. Nur die engsten Bekannten und ihre Lehrer wissen davon. Schließlich wird der Bauch dafür zu groß, und sie möchte Gerüchten zuvorkommen. Sie beschließt im Rahmen eines Deutschprojektes „die Bombe platzen zu lassen“. Sie soll ihr Leben heute und in zehn Jahren vorstellen. Der normale Alltag als Jugendliche sei ihr zu langweilig geworden und deshalb sei sie nun eben schwanger, behauptet Laura selbstironisch vor ihrer Klasse. Die Mitschüler halten es erst für einen Scherz, bis sie ihren Pullover hochzieht und ihren Bauch enthüllt. Das Erstaunen ist groß. „Ich wurde dafür aber nicht in dem Sinne gehänselt“, betont sie. Komische Blicke gibt es jedoch schon. Mit 16 Jahren wird Laura, die inzwischen die 10. Klasse ihrer Gesamtschule besucht, Mutter. Nach acht Wochen Mutterschutz geht sie wieder zur Schule, sie möchte nichts verpassen. Eine Freundin bringt ihr während ihrer Abwesenheit die Schulsachen vorbei. In der ersten Stunde zurück steht direkt eine Mathearbeit an. Laura hat nur wenig Zeit, wieder richtig anzukommen. Jede große Pause radelt sie einen Kilometer zurück nach Hause, um ihren Säugling zu stillen. „Es war schon stressig. Wenn ich heute daran zurückdenke, frage ich mich manchmal, wie ich das überhaupt ausgehalten habe.“

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Suchtfaktor Smartphone: Ein Viertel der Kinder nutzt Medien zu oft

Während der Corona-Pandemie steigt die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Deutschland, die einen problematischen Umgang mit sozialen Medien haben, rasant an. Auch 2023 ist die Nutzungsdauer von knapp einem Viertel der 10- bis 17-Jährigen bedenklich, wie die Zahlen einer aktuellen Studie zeigen.

Auch nach der Corona-Krise haben viele Kinder und Jugendliche in Deutschland laut einer Studie eine problematisch hohe Nutzung digitaler Medien. Knapp ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen (24,5 Prozent) nutzt Social-Media-Dienste wie TikTok, Instagram oder WhatsApp riskant viel, wie die aktuell vorgestellte Untersuchung der Krankenkasse DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) ergab. Hochgerechnet seien es aktuell 1,3 Millionen Jungen und Mädchen und damit dreimal so viele wie im Vor-Corona-Jahr 2019. Schon bei einer Untersuchung 2022 war der Anteil deutlich auf 22,2 Prozent gesprungen und legte nun etwas weiter zu.

Eine noch stärkere Social-Media-Nutzung sogar mit Suchtkriterien haben demnach jetzt hochgerechnet 360.000 Kinder und Jugendliche. Der Anteil sank auf 6,1 Prozent nach 6,7 Prozent bei der Studie 2022 – ist damit aber fast doppelt so groß wie 2019. DAK-Chef Andreas Storm sagte, soziale Medien seien aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Es brauche aber mehr Aufklärung über Reiz und Risiken, mehr Prävention und Hilfsangebote.

Nutzungszeiten sinken nur leicht

Insgesamt gingen die Nutzungszeiten sozialer Medien laut der Studie leicht zurück: An Schultagen waren 10- bis 17-Jährige, die sie mindestens einmal pro Woche nutzen, im Schnitt 150 Minuten am Tag online – am Wochenende und in Ferien 224 Minuten. In der Studie 2022 waren es 164 Minuten werktags und 229 Minuten an Wochenenden gewesen.

Jenseits der sozialen Medien zeigten sich in der Studie auch positive Entwicklungen, wie die DAK erläuterte. Bei digitalen Spielen sank der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit einer besonders hohen Nutzung mit Suchtkriterien von 6,3 Prozent 2022 auf aktuell 4,3 Prozent, was hochgerechnet noch 270.000 Jungen und Mädchen entsprach. Insgesamt waren junge Leute nach der Pandemie wieder etwas weniger mit digitalen Spielen und Streamingdiensten online. Beim Gaming sind es nun im Schnitt 98 Minuten an Werktagen und 168 Minuten an Wochenenden. Die durchschnittliche Streaming-Dauer sank auf 98 Minuten an Werktagen.

Bereits die sechste Befragung

Für die Studie wurde den Angaben zufolge eine repräsentative Gruppe von Kindern zwischen 10 und 17 Jahren mit je einem Elternteil aus rund 1200 Familien vom Institut Forsa befragt. Die neue Erhebung stammt von September 2023, es ist die sechste Befragungswelle.

Untersucht wird die Häufigkeit des Gebrauchs von Social Media und digitalen Spielen. Dabei gilt als „riskante“ Nutzung ein Gebrauch mit einem erhöhten Risiko für schädliche Folgen für die physische oder psychische Gesundheit. Als „pathologisch“ mit Suchtkriterien gilt eine Nutzung mit Kontrollverlust bezogen auf Dauer und Häufigkeit, zunehmender Priorisierung im Vergleich zu anderen Alltagsaktivitäten und einer Fortsetzung trotz negativer Folgen.

Studienleiter Rainer Thomasius sprach von einem „Teufelskreis“, da psychisch belastete Jugendliche oft mehr zu problematischem Nutzungsverhalten bei sozialen Medien neigten – und übermäßige Nutzung wiederum zu neuen Problemen und Belastungen führe. Eine exzessive Nutzung habe oft weitreichende Folgen. „Da persönliche, familiäre und schulische Ziele in den Hintergrund treten, werden alterstypische Entwicklungsaufgaben nicht angemessen gelöst“, sagte der Ärztliche Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am UKE Hamburg. Eltern komme bei der Steuerung der Mediennutzung ihrer Kinder eine besondere Bedeutung zu.

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83 Jahre alte Akupunkteurin


Als Britta Wuttke 1940 in Misdroy auf der Ostseeinsel Wollin geboren wird, ist im Verzeichnis „arischer“ Namen nur Brita mit einem „t“ zugelassen. Ihre Großmutter, die ihre Enkeltochter im Standesamt anmeldet, muss beim Rausgehen unauffällig 500 Reichsmark „verlieren“. „Das war sehr viel Geld, und der Standesbeamte rannte nicht hinterher“, sagt Britta Wuttke. Eine Woche später kam Brittas Geburtsurkunde mit der Post und mit zwei „t“. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird Misdroy unter polnische Verwaltung gestellt und zu Międzyzdroje, Wollin zu Wolin. Britta bleibt mit ihrer Mutter, zwei Tanten und Oma, die alle vier nur Deutsch sprechen, in der Stadt. Ihr Vater war im Ersten Weltkrieg bei der Handelsmarine und fünf Jahre in britischer Gefangenschaft auf der Isle of Man. Im Zweiten Weltkrieg war er bereits zu alt, um eingezogen zu werden. Er wurde als Feuerwehrmann auf offener Straße von den Sowjets aufgegriffen und war abermals fünf Jahre in Gefangenschaft, auf der anderen Seite. „Und nie geschossen, kein einziges Mal.“

Warschauer Akademie der Wissenschaften

1947, Britta ging bereits zur Schule, „da sollten plötzlich die Deutschen, die in Międzyzdroje geblieben sind, den Namen wechseln“, erzählt sie. „Also ‚Britta Wuttke‘ ging schon gar nicht, überall Doppel-t, und meine Tante hieß ‚Goritz‘, und dann sollten wir alle ‚Gorecki‘ werden, und ich sollte ‚Brigida‘ heißen. Da hab ich gesagt: Nee, also nicht Brigitte, nee, also wenn, dann schon Christine.“ Aber Britta blieb Britta, zum zweiten Mal: Die Sekretärin des polnischen Landrats in Swinemünde hatte angeblich vergessen, die Urkunden mit den neuen Namen mit einem Stempel zu versehen. Zwei Wochen später kam der Landrat zu Besuch und gestand, „ohne Scham und so weiter, dass er diese blöden Akten einfach verbrannt hatte“. Der Landrat, der im Krieg ein Partisan war, gegen die Deutschen gekämpft hatte. So lernte Britta als Britta lesen, ging als Britta zur Schule, studierte Medizin, machte einen Facharzt in Neurologie und war als eine von 18 polnischen Neuropathologen an der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau. „Ich wollte eigentlich nicht Arzt werden, sondern Priester, aber das konnten ja Mädels damals nicht.“ Mit 41 stellt sie fest, dass sie Migräne und Gallensteine hat und außerdem „null Bock auf eine Operation“. Ihr Onkel Rolf von Leitner in Berlin war Mitbegründer der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) und ihr Lieblingsonkel. Sie beschließt, zu ihm nach Westberlin zu gehen und sich behandeln zu lassen. Ab September 1981 ist sie in Berlin, in Polen wird im Dezember der Kriegszustand erklärt.

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Judenhass im Klassenzimmer: Lehrer lernen, auf Antisemitismus zu reagieren

Von Tiktok-Videos über Sticheleien bis zu körperlicher Gewalt – Judenfeindlichkeit auf Schulhöfen ist vielfältig. Ein Studium in Würzburg soll Lehrerinnen und Lehrern helfen, damit umzugehen.

Wie sieht jüdisches Leben in Deutschland heute aus? Welche Rolle spielen soziale Medien bei Antisemitismus? Sollten Lehrkräfte parteiisch sein? Und wie funktionieren Verschwörungsmythen? Mit Fragen wie diesen setzen sich Lehramtsstudierende in Würzburg auseinander, um sich für Antisemitismus auf Schulhöfen und in Klassenzimmern zu wappnen. „An den Schulen kocht manchmal der Nahost-Konflikt im Kleinen hoch“, sagt Ilona Nord. Sie ist Professorin für Evangelische Theologie an der Universität Würzburg, hat dort ein Zentrum für antisemitismuskritische Bildung (CCEA) initiiert und einen Zusatzstudiengang aufgebaut: Zabus – Zertifikat der Antisemitismuskritischen Bildung für Unterricht und Schule – gibt es seit dem Wintersemester 2022/2023. Laut Experten handelt es sich um einen bundesweiten Vorreiterstudiengang.

„Wir sehen Antisemitismus immer mehr in der Mitte der Gesellschaft“, sagt Nord. Zabus soll angehende Lehrerinnen und Lehrer für Antisemitismus sensibilisieren und ihnen zeigen, wie sie reagieren können. Dafür schauen sich die Studierenden schon mal zusammen antisemitische Tiktok-Videos an und überlegen, was sie tun könnten, wenn ihre Schülerinnen und Schüler sich solche Videos ansehen. Gemeinsam erarbeiten sie, wie sie Kinder auf immer noch kursierende antisemitische Karikaturen vorbereiten – wie als vor einigen Jahren Meta-Gründer Mark Zuckerberg als Krake dargestellt wurde. „Das sind Bilder, die man nicht vergisst und die sich in die Seele einbrennen“, meint Professorin Nord.

Seit dem 7. Oktober, dem Tag des Überfalls der Hamas und anderer extremistischer Palästinenserorganisationen auf Israel, „erleben wir eine furchtbare neue Welle des Judenhasses“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) vergangene Woche. Die Zahl israelfeindlicher und antisemitischer Beiträge in sozialen Medien ist ihrem Ministerium zufolge stark gestiegen. Bereits in den vergangenen Monaten hatten Zahlen des Bundeskriminalamtes eine Zunahme antisemitischer Straftaten in Deutschland gezeigt.

Auch wenn Antisemitismus nicht nur an Schulen vorkommt: Bildungseinrichtungen stehen im jährlichen Bericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) in Berlin an dritter Stelle der Tatorte, nach Internet und Straße. „Schulen sind Kristallisationsorte, an denen die gesellschaftlichen Probleme und Tendenzen deutlich sichtbar und auch ausgetragen werden“, sagt der Bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle. Lehrkräfte müssten dafür gut aus- und fortgebildet sein.

Völkisches Denken bei Schülerinnen und Schülern

„Ich fand das Thema super spannend, weil es sonst im Studium gar nicht vorkommt“, sagt die 24-jährige Studentin Anna Eberl, die 2022 mit dem Zusatzstudiengang begonnen hat. Jetzt würde sie viel schneller antisemitische Parolen als solche erkennen. „Als hilfreich habe ich dabei die Biografiearbeit erlebt, also nachzuforschen, was eigentlich meine Familie im Nationalsozialismus gemacht hat und wie wir damit heute umgehen. Leider habe ich dabei ein großes Schweigen erlebt“, sagt Eberl. Das neugewonnene Wissen wirke sich auch auf ihren Umgang mit dem derzeitigen Krieg aus. „Bei Social Media habe ich stark aussortiert“, sagt sie. Nach den Angriffen vom 7. Oktober habe sie von manchen Menschen Dinge gelesen, die sie nicht gutheißen könne.

Eine eigene Haltung entwickelt zu haben, hilft laut Professorin Nord vielen der bisherigen Studierenden. „Wir wollen aber nicht nur die Feuerwehr ausbilden“, so Nord. Das heißt Lehrerinnen und Lehrer sollen nicht nur wissen, wie sie mit antisemitischen Vorfällen umgehen können. „Sie sollen strukturellem Antisemitismus auch proaktiv vorbeugen und jüdisches Leben sowie antisemitismuskritische Bildung in den Schulalltag einbinden.“ Manche der Zabus-Studierenden haben in Praktika schon erste Erfahrungen gesammelt. Der 27-jährige angehende Realschullehrer Lucas Gäde berichtet, dass er Vorträge über Antisemitismus an der Schule gehalten habe. „Dabei wurde teilweise völkisches Denken bei den Schülerinnen und Schülern zutage gebracht“, so Gäde. Leider reiche der zeitliche Rahmen bisher nicht immer aus, um darauf einzugehen.

Mehr über Judentum heute lernen

Mehr Hilfen für Lehrende scheinen dringend nötig. „Uns erreichen zuhauf Anfragen von Schulen, wie sie mit Antisemitismus umgehen sollen“, sagt CCEA-Co-Leiterin Judith Petzke. Sie würde am liebsten ansetzten, bevor es zu offensichtlichen Problemen kommt. „Wir haben schon ein Problem, wenn Schülerinnen und Schüler ein Schulbuch aufschlagen und dort Juden-Karikaturen aus der NS-Zeit sehen.“ Bei vielen Kindern und Jugendlichen sei das der erste Kontakt zum Judentum: Juden als Opfer der Schoah. Über aktuelles jüdisches Leben erführen sie wenig.

Auch Professorin Nord wünscht sich eine Abkehr von einer „Betroffenheitsdidaktik“, bei der Schülerinnen und Schüler stark emotional mit Geschichten über Jüdinnen und Juden als Opfer konfrontiert werden. Dies könne dazu führen, dass die Kinder und Jugendlichen des Themas irgendwann überdrüssig seien. Zudem entstehe aus emotionaler Betroffenheit oft keine souveräne Handlungskompetenz.

Antisemitismus auch an Hochschulen

Doch wie sollen Lehrerinnen und Lehrer nun mit antisemitischen Äußerungen umgehen? Laut Petzke hängt die Antwort immer von der Situation ab. Lehrkräfte müssten deutlich machen, dass bestimmte Äußerungen nicht geduldet werden. „Gleichzeitig kann die Wahrnehmung, dass es ein Tabu gibt und die freie Meinungsäußerung eingeschränkt sei, noch mehr Ressentiment hervorrufen“, sagt Petzke. Das nenne man paradoxe Effekte. Die Pädagoginnen und Pädagogen sollten daher aktiv über Antisemitismus mit den Schülerinnen und Schülern sprechen. Am besten sei es, wenn Schulen bereits vorab eine Interventionskette überlegt hätten.

Für Ilona Nord ist Solidarität wichtig. Sie berichtet, dass Antisemitismus derzeit auch an Hochschulen präsent sei. „Nicht zuletzt durch rechtspopulistische AfD-nahe Gruppen“, so Nord. Jüdische Studierende seien nach dem 7. Oktober aufgerufen worden, zur Sicherheit zu Hause zu bleiben. „Das möchten wir nicht hinnehmen“, sagt Nord.

Bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt hatte zuletzt der Angriff auf einen jüdischen Studenten der Freien Universität Berlin (FU). Er war Anfang des Monats mit Knochenbrüchen im Gesicht ins Krankenhaus gekommen. Ein propalästinensischer Kommilitone soll ihn auf einer Straße in Berlin-Mitte geschlagen und getreten haben. Die Staatsanwaltschaft geht von einem gezielten Angriff und einem antisemitischen Hintergrund aus.

Der Studiengang in Würzburg hat Vorbildcharakter – und auch an einer Ausweitung wird bereits gefeilt: Es gäbe nicht nur Anfragen zur Fort- und Weiterbildung bestehender Lehrkräfte, heißt es von der Uni. Auch die Nachfrage in anderen Studienfächern wie Rechtswissenschaften, Pädagogik und Diversitätsmanagement sei groß. Künftig könnte das Zusatzstudium daher auch für angehende Diversitätsmanagerinnen und -manager in Unternehmen offen sein.

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Junge Brauerin


Eigentlich war das Ganze eine ziemliche Schnapsidee. Oder wohl eher eine Bieridee“, lacht Amelie Claus aus Bornum am Elm bei Braunschweig, als sie erklärt, wie sie zu ihrem Beruf als Brauerin und Mälzerin gekommen ist. Eine Frau in der Braubranche erscheint ungewöhnlich, doch die willensstarke 22-Jährige steht ihren männlichen Kollegen mit ihrer Fachkompetenz in nichts nach. Als Amelie 2019 ihr Abitur in Braunschweig machte, war ihr beruflicher Werdegang nicht klar. Ihr Umfeld riet, bei Volkswagen in der Nähe anzufangen, dort hätte sie eine gute finanzielle Zukunft vor sich. „Obwohl ich nicht wusste, was ich einmal erreichen möchte, war mir doch schnell klar, was mich nicht anspricht.“ Bei einem kühlen Bier im Garten mit Freunden kam sie auf die Idee, ihrer persönlichen Leidenschaft für Bier auch beruflich nachzugehen.

Qualitätskontrolle der Stammwürze

Was insbesondere ihre Mutter zunächst für eine jugendliche Fantasie hielt, wurde für Amelie dagegen Tag für Tag attraktiver. Die 18-Jährige schrieb Bewerbungen an die umliegenden Brauereien und wurde im Einbecker Brauhaus bei Göttingen als Auszubildende eingestellt. „Ich hätte meine dreijährige Ausbildung auch verkürzen können, aber dafür war ich offen gesagt viel zu faul.“ Mit einem Lachen erinnert sie sich: „Als Azubi ist man erstmal der Bote vom Dienst. Es gab Gesellen im Betrieb, die mir viel gezeigt haben und von denen ich einiges lernen konnte, andere schicken einen nur von A nach B.“ Ihre Aufgaben empfindet die Frau mit den kurzen Haaren als abwechslungsreich. Beispielsweise war sie für die Qualitätskontrolle der Stammwürze verantwortlich und musste die Farbe, den PH-Wert und die Bittereinheiten des Einbecker Bieres bestimmen. Nur so kann gewährleistet werden, dass jede Flasche Bier der Marke gleich schmeckt.

Danach ist sie nach Braunschweig zur Brauerei Wolters gewechselt. „Es ist viel näher an meinem Zuhause. So kann ich mehr am Gesellschaftsleben meiner Heimat Bornum teilnehmen.“ Das Dorf mit 850 Einwohnern am Nordrand des Elms habe eine familiäre Gemeinschaft, viele Freunde wohnen dort. Sie mag ihre Arbeit in der Brauerei. „Es ist eine nette Abwechslung, nicht mehr eine von den Auszubildenden zu sein.“ Aktuell ist sie im Sudhaus tätig. „Die Aufgaben dort sind sehr vielseitig.“ Neben der Arbeit am Computer, wo der Brauprozess kontrolliert wird, gehören körperliche Tätigkeiten dazu. „Ich muss selber mit anpacken. Ob ich Säcke durch die Gegend trage oder auf einen Lkw mit Getreidelieferungen klettere, um eine Probe zu nehmen, langweilig wird mir hier nicht. Da ich im Lebensmittelsektor arbeite, gehört auch das Reinigen für mich dazu, denn die Hygiene im Betrieb ist von zentraler Bedeutung.“ Sie und ihre zehn Brauereikollegen arbeiten im Dreischichtsystem. „Der Brauprozess läuft rund um die Uhr.“ Auf die Frage, was sie gerne in der Freizeit macht, sagt sie schmunzelnd: „Bier trinken. Und das am besten auf so einer richtigen Dorffeier.“ Sie engagiert sich im Karnevalsverein und leitet die Kinderleichtathletik des Sportvereins.

Im Mittelalter war das Aufgabe der Hausfrauen

„Als eine Frau in meinem Betrieb bin ich definitiv in der Unterzahl.“ Von allen elf Brauern bei Wolters ist sie die einzig weibliche. Sie hat eine direkte Vorgesetzte und das Labor leitet eine Frau, trotzdem überwiegen männliche Mitarbeiter. So war das bereits in ihrer Ausbildung. „Früher in den Klöstern war es üblich, dass die Nonnen das Bier brauten, auch im Mittelalter war das Brauen die Aufgabe der Hausfrauen. Damals war das Bier deutlich populärer als heute, weil es antibakteriell wirkt und vor allem im Mittelalter eines der wenigen keimfreien Lebensmittel war. Dazu hatte es einen geringeren Alkoholanteil, was dazu führte, dass auch Kinder und Schwangere davon getrunken haben.“ Sie glaubt nicht, dass sie aufgrund ihres Geschlechts bestimmte Vor- oder Nachteile in ihrem Betrieb habe. Allerdings dürfe man nicht zimperlich sein, weil man auch mal Kanister durch das Treppenhaus schleppen oder mit dem Gabelstapler von A nach B transportieren muss. Ihre männlichen Mitarbeiter gehen davon aus, dass Amelie Vorteile ihnen gegenüber habe, weil jeder sofort springen würde, wenn sie als Frau etwas anordnet oder fragt. „Das spüre ich leider nicht so ganz bei meiner täglichen Arbeit. Aber schön wär‘s!“ Mit Blick auf die Zukunft äußert sie, sich auch mal in einer kleinen Brauerei ausprobieren zu wollen. „Dort kann man viel experimentieren, denn Bier ist wunderbar vielseitig.“

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Gewalttat in Oberhausen: Weiterer ukrainischer Basketballer stirbt nach Messerattacke

Die unbegreifliche Gewalttat in Oberhausen fordert ein weiteres Todesopfer: Auch der zweite junge Ukrainer erliegt seinen schweren Verletzungen. Gegen vier Jugendliche wird wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes ermittelt.

Nach dem gewaltsamen Tod eines 17-jährigen ukrainischen Basketballers in Oberhausen ist nun auch sein 18 Jahre alter, ukrainischer Teamkollege seinen Verletzungen erlegen. Er sei heute gestorben, sagte ein Polizeisprecher in Essen. Der junge Mann war nach der Tat auf die Intensivstation gekommen. Dort habe sich sein Zustand zuletzt dramatisch verschlechtert, sagte der Sprecher.

Wegen der Tat wird gegen vier Verdächtige wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes ermittelt. Als Hauptverdächtiger gilt ein 15-jähriger Deutsch-Türke aus Gelsenkirchen, der nach der Tat am 10. Februar geflohen und am Morgen darauf an seinem Wohnort festgenommen worden war. Er soll laut den Ermittlungen auf das Opfer eingestochen und es getötet haben.

Bei den weiteren Verdächtigen handelt es sich den Angaben zufolge um einen 14-jährigen Deutsch-Griechen aus Herne sowie zwei 14- und 15-jährige Syrer aus Gelsenkirchen. Die Jugendlichen waren der Mordkommission zufolge bereits in einem Linienbus auf dem Weg in die Oberhausener Innenstadt verbal aneinander geraten. Als die Beteiligten am Hauptbahnhof den Bus verließen, sei der Streit eskaliert.

Ein fremdenfeindliches Motiv für die Tat schlossen die Beamten laut früherer Mitteilung aus. Es deute alles auf eine spontane Gewalteskalation hin, hieß es. Die brutale Attacke ist am Donnerstag dieser Woche Thema im Innenausschuss des Landtages. Geplant ist ein Bericht der Landesregierung zum aktuellen Ermittlungsstand.

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Bob Weir hat alles im Griff


Bob Weir ist eine lebende Legende. Er ist Mitbegründer und Rhythmusgitarrist der Grateful Dead. Die Band hatte ihren Durchbruch 1969 beim Woodstock-Festival. Als Musiker hat Weir die Musikgeschichte mitgeprägt. Die Band wurde 2007 mit dem „Grammy Lifetime Achievement Award“ ausgezeichnet. Durch seine impulsiven und markanten Live-Auftritte begeistert er auch heute noch mit seinen 76 Jahren Tausende von Menschen. Er zeigt, dass Musik kein Alter kennt. Als Weir mit seiner Karriere begann, hatte das Musik-Business eine ganz andere Bedeutung. „Als ich aufwuchs, haben meine Eltern die Musik nie als ernsthafte Option für die Berufswahl angesehen, aber ich bin nicht in einer besonders musikalischen Familie aufgewachsen. Sie waren wundervolle Leute, doch das Showgeschäft wurde einfach nicht ernst genommen. Meine Eltern kamen schließlich zu der Einsicht, dass ich ‚auf dem richtigen Karriereweg‘ war, als ich anfing, goldene Schallplatten mit nach Hause zu bringen. Bis dahin musste ich mich nur eigensinnig auf die Musik konzentrieren – aber das war für mich eine Selbstverständlichkeit.“

Heute stehen ihm seine 56-jährige Frau Natascha und die beiden volljährigen Töchter Chloe und Shala zur Seite, die ihn aktiv unterstützen. Er verlässt sich auf deren Feedback: „Meine Familie ist mein ständiger Resonanzboden. Sie sind in der Regel die ersten, die neue Ideen und so weiter hören. Und ich suche Feedback von ihnen, weniger in dem, was sie sagen, sondern eher in dem, was ich in ihren Augen sehe.“ Er weiß, dass er seiner Familie, wenn es um Kritik geht, vertrauen kann. „Ich kann und will sie nicht einschüchtern und sie kennen mich gut genug, um ziemlich hohe Ansprüche an mich zu stellen.“

Straffe Harmonien und Dynamik kultivieren

Als berühmter Rockmusiker muss man lernen, mit Ruhm umzugehen. „Ich muss versuchen, einigermaßen isoliert zu bleiben; das ist ein bekannter Preis für Ruhm. Ein Teil der Kunst, die ich präsentiere, hängt auch damit zusammen, wie ich auf die Erwartungen der Menschen reagiere. Manchmal fühlt es sich richtig an, mehr oder weniger wie erwartet zu reagieren, und manchmal fühlt es sich richtig an, unvorhersehbar zu reagieren. Ich nehme es, wie es kommt.“ Als Weir der Rhythmusgitarrist bei Grateful Dead war, hatten Jerry García und er eine beeindruckende Harmonie beim Musizieren. „Jerry und ich haben die Everly Brothers sehr bewundert und viel darüber nachgedacht, was wir nach ihnen erreichen wollten. Weitere Inspirationsquellen für uns waren Buck Owens – mit Don Rich an den hohen, straffen Harmonien – und natürlich die Beatles. Wir hatten den Vorteil, dass wir mit der gleichen Musik im Radio aufgewachsen sind. Besonders gut gefiel uns der Ansatz von Lennon und McCartney, da sie je nach Art der Textur, die sie suchten, den Hauptdarsteller wechselten. Ich weiß nicht, warum sich nicht mehr Menschen von diesen Leuten inspirieren ließen. Aber ich versuche immer noch, diese Art von Dynamik mit Jay Lane, dem Schlagzeuger meiner jetzigen Wolf Bros, zu kultivieren, obwohl wir nicht damit aufgewachsen sind, die gleiche Musik zu hören, da er viel jünger ist als ich.“ Nach dem Tod von Jerry García im Jahr 1995 löste sich die Band Grateful Dead auf. Anschließend hat Bob seine Karriere als Solokünstler weitergeführt. 2016 hat er ein Album mit Solomaterial veröffentlicht. Ihm war schon immer bewusst, dass es Zeiten geben wird, in denen er sich auch als Solokünstler präsentieren „möchte oder muss“. Er meint selbst, er habe „zwei unterschiedliche Persönlichkeiten“: „Ich bin Mitglied der Rock and Roll Hall of Fame als Bandmitglied von Grateful Dead, werde aber vielleicht irgendwann auch als Solokünstler aufgenommen. Ich habe gehört, dass sie darüber diskutieren.“

Wie er geistig, emotional und körperlich fit bleibt

Beim Schreiben von Songs holt Weir seine Inspiration „praktisch von jedem Ort“. Es gibt nichts, was ihn nicht inspirieren könnte. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine verlässliche Leidenschaft habe, abgesehen von der Vorstellung, dass Kunst für mich das Leben lebenswert macht. Das mag für jeden zutreffen oder auch nicht.“ Bob Weir ist immer noch stark am Puls der Zeit. Er hat regelmäßig Live-Auftritte und war vor Kurzem auf Tour. „Ich meditiere und trainiere, um geistig, emotional und körperlich fit zu bleiben – das muss ich im Griff behalten, denn die Anforderungen an mich, besonders bei Live-Auftritten, sind beträchtlich.“ Bei seiner Musik lässt er sich von jungen Musikern inspirieren und spielt heute mit dem US-amerikanischen Singer-Songwriter und Gitarristen John Mayer zusammen. Ein Zeichen, dass er nie aufhören wird, kreativ und modern zu musizieren. Weir ist politisch und wohltätig aktiv und wurde 2017 vom „UN Development Programme“ zum Botschafter des guten Willens ernannt. Er unterstützt die „UN Agencies“, die sich für die Bekämpfung von Armut und den Klimawandel einsetzen. Ob auf seinen Social-Media-Kanälen oder im Stillen, er vertritt immer seine Meinung. Warum engagiert er sich für Wohltätigkeitsorganisationen? „Ich habe mich nie groß gefragt warum. Ich sollte das wahrscheinlich irgendwann tun, nur um zu sehen, ob sich dadurch etwas an dieser Dynamik ändert. Aber ich erwarte nicht, dass es so sein wird.“

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Sparschwein, Konto, Schulden?: So lernen Jugendliche den Umgang mit Geld

Ohne Finanzwissen besteht das Risiko, dass Jugendliche auf kurz oder lang in eine Schuldenspirale geraten. Das lässt sich aber abwenden. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei das Elternhaus.

Das neueste Smartphone, die coolste Marken-Jeans: Schon Jugendliche laufen Gefahr, in eine Schuldenfalle zu tappen. Schließlich ist Einkaufen für viele hip. Doch weil manche den Umgang mit Geld nicht gelernt haben, schätzen sie ihre finanziellen Möglichkeiten mitunter falsch ein. Wie sich das verhindern lässt? Wirtschafts-Professor Michael Heuser sieht hier vor allem das Elternhaus in der Pflicht. „Wichtig ist, dass in Familien über Gelddinge offen gesprochen wird“, sagt er.

So dürfe es beispielsweise kein Tabuthema sein, wie hoch das Einkommen von Mutter und Vater ist und was sich die Familie deswegen finanziell leisten kann und was nicht. Ein Problem ist aus Sicht von Heuser auch, dass Eltern oftmals alleine finanzielle Dinge für Jugendliche regeln. „Besser wäre es, wenn Eltern das mit ihren Kindern zusammen machen würden“, sagt Heuser, der wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) in Frankfurt/Main ist.

Eltern und Jugendliche sollten sich besser gemeinsam an einen Tisch setzen und mögliche Sparziele besprechen – sei es für ein Studium, für einen längeren Auslandsaufenthalt oder für die erste eigene Wohnung des Nachwuchses. Dabei sollten Eltern offen kommunizieren, welche Sparraten für sie machbar sind und welche nicht.

Lernen mit Alltagsbezug

Eine Möglichkeit, Kinder und Jugendliche an Geld heranzuführen, können auch gemeinsame Spar-Challenges innerhalb der Familie sein. Beispielsweise legen die Teilnehmenden fest, dass jedes Zwei-Euro-Stück oder jeder Fünf-Euro-Schein, das oder der im Portemonnaie landet, in ein Sparschwein kommt.

Nach einem bestimmten Turnus, zum Beispiel alle vier Wochen, leeren alle zusammen das Sparschwein und zahlen das Geld entweder in einen Sparplan ein oder verwenden es für einen anderen zuvor festgelegten Zweck. „Auf diese Weise kann das Sparen richtig viel Spaß machen“, sagt Verena von Hugo, Vorstandsvorsitzende des Bündnisses Ökonomische Bildung Deutschland e.V.

Den Umgang mit Geld kann man Jugendlichen aber auch anderweitig nahebringen. „Im Idealfall sind ganz konkrete Alltagsbezüge gegeben“, sagt von Hugo. Zum Beispiel, wenn Jugendliche ihr erstes Smartphone bekommen und Mütter und Väter gemeinsam mit ihnen die verschiedenen Handytarife durchgehen. Eltern sollten auch mit ihren Kindern darüber reden, welche Gefahren etwa hinter Angeboten wie „Buy now, pay later“ (Kaufe jetzt, zahle später) lauern.

Spielerisch Wissen aneignen

Neben dem Elternhaus spielt auch die Schule eine entscheidende Rolle, wenn es um die finanzielle Bildung von Jugendlichen geht. Wirtschafts- und Finanzbildung in der Schule führe zu besseren und auch gerechteren Startbedingungen ins Leben, so von Hugo. Denn nicht in allen Elternhäusern seien das Wissen und die Erfahrungen vorhanden, um über Finanzthemen zu sprechen. Deshalb müsse ökonomische Bildung verbindlich im Unterricht erfolgen. „Da ist noch viel Luft nach oben“, sagt von Hugo.

„Immer häufiger wird inzwischen im Unterricht über Sinn und Nutzen von Aktien gesprochen“, erklärt Heuser. Das ist aus seiner Sicht ein wesentlicher Beitrag, um die Wertpapierkultur in Deutschland zu fördern. Schließlich ist es letztendlich nur über Wertpapiere möglich, eine nennenswerte Rendite zu erzielen. Das ist wichtig für alle mittel- und langfristigen Sparziele.

Daneben können Jugendliche ihre finanzielle Bildung auch selbst in die Hand nehmen. „Das lässt sich oft gut realisieren, wenn das Lernen eher spielerisch erfolgt“, so Heuser. Sie können ein kleines Experiment machen und schauen, was passiert, wenn sie – in kleinen Mengen – beispielsweise Bitcoins kaufen. Für solche und andere finanzielle Experimente sollten sich Jugendliche einen erfahrenen Coach suchen und sich ihn oder sie zum Vorbild nehmen. „Ein solcher Coach können Mutter oder Vater oder vielleicht etwa die Patentante sein“, erklärt Heuser.

Bildungsangebote können helfen

Mögliche Lernorte außerhalb von Elternhaus und Schule können Angebote von Banken, Verbänden, Volkshochschulen oder auch Schülerfinanztage sein. Bildungsangebote – nicht nur für Jugendliche – in Sachen Finanzbildung bietet etwa auch die Bundesregierung im Internet, und zwar auf der Webseite mitgeldundverstand.de. Umfangreiches Börsenwissen vermittelt zum Beispiel die Börse Frankfurt.

Jugendliche können auch auf Apps setzen, um an Finanzwissen zu gelangen und sich vor Verschuldung zu wappnen. Eine der Apps ist etwa Budget+plus von der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz. Dort gibt es neben Tipps zum Umgang mit Geld unter anderem ein Budgettagebuch und ein Finanzlexikon. Online-Trainings für Jugendliche für den besseren Umgang mit Geld gibt es auch beim „Finanzführerschein“ – hierbei handelt es sich um ein Präventionsprojekt der Schuldnerhilfe Essen.

Darüber hinaus gibt es im Internet eine Reihe von Angeboten, die auf den ersten Blick kostenlos erscheinen. Dabei gilt: „Niemals blauäugig sein, sondern immer den Anbieter genau prüfen und checken, ob das Angebot tatsächlich gratis ist“, sagt von Hugo. Ihr Rat: Gerade wenn Jugendliche sich selbst Finanzwissen aneignen, etwa im Internet, ist es wichtig, dass sie die gemachten Erfahrungen im Gespräch reflektieren – im Idealfall mit den Eltern oder auch mit Lehrerinnen und Lehrern.

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