Teenagerschwangerschaft


Überraschung steht in den Gesichtern der Jugendlichen beim internationalen Weltjugendtag in Lissabon. Gerade haben sie erfahren, dass ihre 26 Jahre alte Gruppenleiterin seit zehn Jahren Mutter ist. Laura G. bemerkt mit 15, dass sie schwanger ist. Bisher hat sie versucht, das gerissene Kondom von vor sechs Wochen so gut es geht mit einem „wird schon nichts passiert sein“ abzutun. Für einen Gang zur Apotheke, um sich die „Pille danach“ zu besorgen, fehlte ihr der Mut. Aber jetzt sieht sie es rot auf weiß. Sofort wird der Neuntklässlerin klar, was das für sie heißt. „Ich habe erstmal Heulkrämpfe bekommen“, erinnert sie sich. Sie ruft ihre beste Freundin und dann auch ihren Freund an. Beide sind geschockt. Schließlich merken auch ihre Eltern, was los ist. Die Mutter bricht in Tränen aus, und der Vater besorgt wütend drei weitere Schwangerschaftstests.

Ein großer innerer Konflikt

Nach dem zweiten positiven Ergebnis wird der Ernst der Lage deutlich. Laura muss innerhalb von sechs Wochen eine Entscheidung treffen, eine Entscheidung über mindestens zwei Leben. Für die 15-Jährige eine „große emotionale Talfahrt“. Zweimal besucht sie die Schwangerschaftsberatungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes in ihrem Heimatort in der Nähe von Berlin. In Deutschland ist ein Beratungsgespräch mit anschließender dreitägiger Bedenkzeit Vorschrift, bevor ein Abbruch möglich ist. Laura steht vor einem „großen inneren Konflikt“. „Die Abtreibung verspricht ja ein bisschen so eine schnelle Lösung“, überlegt sie. Ein Termin beim Arzt, und niemand würde etwas merken. Auch der damals 17-jährige Freund findet, es wäre leichter, das ungeborene Kind abzutreiben. Ihrer Mutter würde die Zustimmung schwerfallen – für Laura würde sie es aber tun. Doch die Jugendliche will ihre eigene Entscheidung treffen: „Auf der anderen Seite standen mein religiös geprägtes Verständnis vom Leben und mein Weltbild. Ich finde das Leben an sich sehr wertvoll.“ Während sie mit ihrem Hund spazieren geht, wird ihr eines bewusst: Für sie ist das Leben, das sie in sich trägt, schon entstanden. „Ich habe zu dem Zeitpunkt ja schon das Herz schlagen sehen.“ Dieser „Respekt vor dem Leben“ ist schließlich der Grund, dass sie sich entscheidet, Mutter zu werden. „Ich hätte mich mit der Entscheidung abzutreiben nicht wohlgefühlt.“ Laura betont, dass es sich dabei um ihre persönliche Meinung handele: „Wenn andere Frauen sich dazu entscheiden abzutreiben, bin ich nicht die, die sie verurteilt, das ist die persönliche Entscheidung von jedem Einzelnen.“ Ihr Freund darf nicht mitentscheiden. Laura präsentiert ihm ihren Entschluss, den er dann akzeptieren muss. Natürlich sehe dieser, heute der Ehemann, die Situation jetzt anders und sei glücklich über den Sohn.

Erstaunen und komische Blicke

Zunächst versucht die Schülerin, die Schwangerschaft durch weite Kleidung zu verstecken. Nur die engsten Bekannten und ihre Lehrer wissen davon. Schließlich wird der Bauch dafür zu groß, und sie möchte Gerüchten zuvorkommen. Sie beschließt im Rahmen eines Deutschprojektes „die Bombe platzen zu lassen“. Sie soll ihr Leben heute und in zehn Jahren vorstellen. Der normale Alltag als Jugendliche sei ihr zu langweilig geworden und deshalb sei sie nun eben schwanger, behauptet Laura selbstironisch vor ihrer Klasse. Die Mitschüler halten es erst für einen Scherz, bis sie ihren Pullover hochzieht und ihren Bauch enthüllt. Das Erstaunen ist groß. „Ich wurde dafür aber nicht in dem Sinne gehänselt“, betont sie. Komische Blicke gibt es jedoch schon. Mit 16 Jahren wird Laura, die inzwischen die 10. Klasse ihrer Gesamtschule besucht, Mutter. Nach acht Wochen Mutterschutz geht sie wieder zur Schule, sie möchte nichts verpassen. Eine Freundin bringt ihr während ihrer Abwesenheit die Schulsachen vorbei. In der ersten Stunde zurück steht direkt eine Mathearbeit an. Laura hat nur wenig Zeit, wieder richtig anzukommen. Jede große Pause radelt sie einen Kilometer zurück nach Hause, um ihren Säugling zu stillen. „Es war schon stressig. Wenn ich heute daran zurückdenke, frage ich mich manchmal, wie ich das überhaupt ausgehalten habe.“

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