Scheidungsfamilie in Harmonie


Ich hatte das Gefühl, dass ich meinen Kindern etwas wegnehme an Sicherheit, Geborgenheit und Familie. Das war schlimm“, sagt Stefanie Wolf. 17 Jahre lang waren sie und Christian Wolf ein Paar, wovon sie fünf Jahre verheiratet wa­ren. 2009 trennten sie sich, erst 2013 wurde die Scheidung offiziell, da es bei den Be­hörden zu etlichen Verzögerungen kam. Die treibende Kraft der Trennung war die 48-Jährige, die sich in der Beziehung nicht mehr wohlfühlte, was verstärkt wurde durch Streit. Laut ihrem Ex-Mann war aber der Ausschlag, dass ihr andere Menschen wichtiger wurden als er. Doch dis­kutiert oder gestritten wird darüber nicht mehr. Ihr Verhältnis beruht auf Freundschaft. Sie unterstützen sich, wo es eben nur geht. „Wie normale Freunde eben auch“, meint der 50-Jährige, „egal ob persönliche, gesundheitliche oder wirtschaftliche Probleme.“ Für beide war der schlimmste Moment der Trennung das Gespräch mit den Kindern. Zu dem Zeitpunkt waren die Töchter sieben und zehn Jahre alt.

Auf keinen Fall nur Wochenend-Papa

Zuvor hatten sie unter sich ge­klärt, wie das mit den Kindern ablaufen sollte. Der Vater wollte auf keinen Fall ein „Wochenend-Papa“ sein, wie es in vielen Familien ausgeht. Vor der Trennung war es auch schon so, dass sich der Elternteil kümmerte, der gerade nicht auf der Arbeit war. Da Christian im Homeoffice arbeiten konnte und Stefanie teilweise halbtags, ging dies gut auf. So behielten sie es bei. Die erste Wochenhälfte verbrachten die Kinder bei Stefanie, die zweite dann bei Christian. Das Wochenende wurde immer abgewechselt. Somit waren beide im Alltag der Kinder involviert, und keiner hatte einen Nachteil.

Stefanie suchte sich eine neue Wohnung im selben Ort, Taunusstein-Orlen. So konnten die Kinder schnell mal zum je­weils anderen gelangen. Durch diese klaren Regelungen und einen zurückkehrenden „normalen“ Alltag stärkte sich das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit für die Kinder wieder. Auch besondere Tage, die man mit Familie verbindet, wie Geburtstage und Weihnachten, werden bis heute zusammen gefeiert. Rechtliches, wie das Aufenthaltsbestimmungsrecht und das Sorgerecht, liegt bei beiden Elternteilen. Das Kindergeld und die Wohnsitze wurden aufgeteilt. „Das hat mir echt Schwierigkeiten bereitet, auch wenn das ja nur nach außen hin war“, sagt Stefanie dazu. Sie hatte das Gefühl, ihre Kinder zu trennen, auch wenn dies gar nicht der Fall war. Um die Ausgaben für die Kinder im Blick zu halten, gibt es bis heute eine Excel-Tabelle, mit der monatlich die Kosten gemeinsam abgerechnet werden.

Anfangs wurde viel geweint

Als diese Sachen geklärt waren, gab es das Gespräch mit den Kindern. Es wurde viel geweint, gerade der Jüngeren fiel es schwer, das alles zu verstehen. Sie wünschte sich lange Zeit noch, dass die Eltern wieder ein Paar werden. „Das hat sie auch oft auf ihren Wunschzettel ge­schrieben“, sagt die Mutter. Die Große war „etwas abgeklärter, auch wenn das vielleicht nur so schien“, machte sich aber Sorgen um ihren Papa und „wollte ihn dort auch ein Stück weit beschützen“. Eine Veränderung an den Kindern bemerkten die beiden stark. „Es hat sie in gewisser Weise nähergebracht, da sie sich gegenseitig zu stützen lernten“, sagt Christian. Der Geschwisterzusammenhalt wurde stärker ausgeprägt, es wurde weniger gestritten und sich gegenseitig aufgefangen. Allerdings sagt Stefanie über die Jüngste: „Ihr Lehrer erzählte uns, sie sei nicht mehr so lustig und fröhlich.“ Doch mit den Jahren legte sich dies wieder. Ebenfalls kam die Frage, ob man denn auch mal wieder gemeinsam etwas unternehmen könnte. „Das hört man sonst von Kindern eher selten“, behauptet Christian. Dieser Wunsch wurde erfüllt.

Die Eltern sind der Meinung, dass dies alles nicht so funktioniert hätte, wenn ihnen der Familienaspekt nicht so wichtig gewesen wäre. „Ohne gemeinsame Kinder hätten sich die Wege wahrscheinlich an­ders und auch früher getrennt“, sagt Christian. „Ich habe echt großen Respekt vor Christian, dass er das so durchziehen konnte“, meint Stefanie. Wenn es von außen mal andere Meinungen, ob von Großeltern oder Freunden, zu dem Thema gab, hatten diese keinen Raum, denn die Familie steht heute noch im Mittelpunkt. „Eine Trennung ist niemals schön, aber dafür war es die beste Lösung, die wir gefunden haben“, behauptet Christian. Stefanie stimmt ihm zu.

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