Lena Ludwig, Schwimmerin


Berlin, 26. Oktober 2021. Nur noch einige Minuten bis zum Startpfiff. Dann wird der Kampfrichter ankündigen, sich auf die Startblöcke zu begeben, und mit der Pfeife trillern. Von beiden Seiten hört man Schreie und Rufe von Zuschauern und anderen Teilnehmern, die die Schwimmer im Wasser anfeuern. Noch mal die Muskeln warm klopfen, die letzten Dehnübungen machen, prüfen, ob die Schwimmbrille richtig sitzt, bevor der letzte Aufruf kommt. Ein letzter, tiefer Atemzug, dann kommt es auf jede Millisekunde an. Immerhin geht es um den Titel der deutschen Meisterschaft. Lastet allein bei dem Gedanken nicht vor allem auf jungen Leistungssportlern zu viel Druck?

„Nein, weil mich eigentlich keiner unter Druck setzt“, sagt die 14-jährige deutsche Jahrgangsmeisterin Lena Ludwig, die sich im Oktober vergangenen Jahres in 100 Meter und 200 Meter Brust den Titel geholt hat. Die einzige Person, die sie theoretisch unter Druck setzen könnte, sei nicht, wie manche denken, der Trainer, sondern sie selbst, was aber nicht der Fall sei. Für Lena sind auch die sechs Trainingseinheiten in der Woche, die abends je über zwei Stunden gehen, kein Problem. Doch wie bekommt man bei so einem anspruchsvollen Tagesablauf sowohl Schule als auch das Schwimmen unter einen Hut? Für das Lernen wird meistens die Zeit am Wochenende genutzt. Wenn an den beiden Tagen Wettkämpfe angesagt sind, wird das aber auch vor dem Training erledigt, das zudem erst um 19.15 Uhr beginnt.

Für Paris und Barcelona ließ sie die Schule sausen

Dennoch muss man als Gymnasiastin vielen Aufgaben nachgehen, wobei sich die Frage stellt, was überwiegt: Schule oder Schwimmen? Denn durch die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen, die beispielsweise wie vor einiger Zeit in Paris oder in Barcelona stattfanden, musste Lena auch schon Schule sausen lassen. Da könnte man doch meinen, dass man als junges Nachwuchstalent den Sport vorzieht, oder nicht? Mit einem verlegenen Lachen und nach kurzem Überlegen entscheidet sich Lena Ludwig jedoch dafür, „dass Schule wichtiger ist“. Schwimmen mache ihr zwar mehr Spaß, „vom Schwimmen kann man aber nicht leben“. Trotzdem kommt für sie schon infrage, möglicherweise von Aschaffenburg auf ein Internat nach Heidelberg zu wechseln, fest steht es allerdings noch nicht.

Warum trainiert man aber so viel, wenn man nicht die Absicht hat, später vielleicht mal davon leben zu können? Die Antwort auf die Frage ist ganz simpel und vermutlich auch die gleiche, die normale Vereinssportler liefern würden: „Weil es mir unfassbar viel Spaß macht.“ Immerhin bekommt man in der ersten Leistungsmannschaft die Gelegenheit, beispielsweise nach Málaga ins Trainingslager zu fahren. Dort haben die Sportler zwei Wochen die Möglichkeit, unter anderem durch sogenannte Höhentrainingslager ihre Lungenkapazität zu verbessern, weil in der Höhenluft der geringere Sauerstoffgehalt durch eine Mehrarbeit der Lunge ausgeglichen werden muss, wodurch die Schwimmer nach dem intensiven Training besser trainieren und stärkere Leistungen erzielen können.

Freundschaften zu ihren Mannschaftskollegen

Auch die halben Tage, an denen sie sich vom Sport erholen und Freizeit haben, sprechen für sich. Das gilt natürlich nicht nur für das Trainingslager, sondern auch für Wettkämpfe, die wie vergangenen Sommer zum Beispiel in der Slowakei stattfanden, für die man sich mit einer bestimmten Zeit qualifizieren muss.

Viele würden sagen, dass allein das schon Grund genug wäre, ab und zu ein bisschen Zeitdruck in Kauf zu nehmen. Das ist aber nicht der Hauptgrund. Für Lena sind es die Freundschaften und Verbindungen zu ihren Mannschaftskollegen und Trainern und die Leidenschaft zum Schwimmen, die sie jeden Tag dazu anspornen, ihr Talent unter Beweis zu stellen. Denn das ist letztendlich auch die Hauptsache beim Sport: Spaß und Freude daran zu haben und es als eine Chance zu sehen, nicht als eine Belastung, unter der man im jungen Alter unter Druck steht.

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