Anis Amri als Vorbild: Hamburger Attentäter erwog Lkw-Anschlag

Am 28. Juli tötet Ahmad A. in einem Hamburger Supermarkt mit einem Messer einen anderen Menschen. Dass es nur einen Toten gab, bedauert er einem Bericht zufolge. Gerne hätte er wie Anis Amri in Berlin möglichst viele „Christen und Jugendliche“ umgebracht.

Der Messerangreifer von Hamburg hat ein Attentat mit einem Lastwagen nach dem Vorbild des Berliner Weihnachtsmarktanschlags in Betracht gezogen. In einem umfangreichen Geständnis habe der 26-jährige Ahmad A. ausgesagt, er habe bei der Tat möglichst viele „Christen und Jugendliche“ töten wollen, berichteten die „Süddeutsche Zeitung“ sowie der Nord- und der Westdeutsche Rundfunk. A. habe als „Märtyrer“ sterben wollen und bedaure, dass er nicht mehr Menschen getötet habe.

Der Berliner Attentäter Anis Amri hatte am 19. Dezember mit einem gekaperten Lastwagen 12 Menschen auf einem Weihnachtsmarkt getötet. Dem Bericht zufolge erwog A. zunächst ebenfalls, mit einem Lastwagen oder Auto anzugreifen. Dann habe er sich spontan für ein Messer als Waffe entschieden. Der Palästinenser aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte am 28. Juli in einem Hamburger Supermarkt ein Messer aus einer Auslage genommen, einen Mann getötet und sieben weitere Menschen verletzt.

Demnach hat sich A. seit 2014 mit der radikalen Ideologie des Islamischen Staates (IS) beschäftigt. Von einem Kontakt zur Terrorgruppe sei den Ermittlern aber nichts bekannt, heißt es in dem Bericht. In A.s Spind in einer Geflüchtetenunterkunft im Norden Hamburgs fanden Ermittler zwar einen Stoffwimpel mit dem IS-Logo. Gegenüber den Ermittlern habe A. jedoch erklärt, dass er die Tat nicht im Namen des IS begangen habe.

Freitagsgebet als Auslöser

Offen ist noch, welche Rolle eine psychische Auffälligkeit A.s bei dem Attentat spielte. Das Landesamt für Verfassungsschutz hatte nach Hinweisen aus seinem Umfeld schon am 3. November 2016 mit ihm gesprochen, ihn als psychisch labil eingeschätzt und am 10. Januar 2017 der Polizei empfohlen, den sozialpsychiatrischen Dienst einzuschalten. Warum dann nichts geschah, muss noch aufgeklärt werden.

Auslöser der Bluttat soll das Freitagsgebet in einer nahen Moschee gewesen sein. Das Gotteshaus nahe dem Supermarkt habe er kurz vor seiner Tat aufgesucht. Der Imam dort habe in seiner Predigt vom Tempelberg in Jerusalem gesprochen, was A. dem Bericht zufolge aufgewühlt habe. Sich extremistisch geäußert oder Gewalt befürwortet habe der Imam nicht.

In der Vergangenheit hatte die Moschee aber bereits Probleme mit Radikalen. 2015 soll dort ein salafistischer Prediger unterrichtet haben, ehe sich die Moschee von ihm trennte.

A. sitzt in Hamburg in Untersuchungshaft. Er war den Sicherheitsbehörden schon vor seinem Attentat als Islamist bekannt und ausreisepflichtig.



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