Apps: Diese Handy-Spiele sind für Kinder geeignet – diese nicht

Angry Birds, Pokémon, Super Mario und Co. – Spiele-Apps sind bei Kindern sehr beliebt. Aber nicht alle Apps sind für Kinder auch geeignet. Das liegt nicht nur an ihren Inhalten. Worauf Eltern achten sollten, lesen Sie hier.

Überblick
  • Was macht eine gute Spiele-App für Kinder aus?
  • Worauf sollten Eltern bei der Wahl einer App achten?
  • Wo liegen besondere Risiken von Apps?
  • Was sollten Eltern zum Schutz ihrer Kinder noch tun?
  • Ab welchem Alter sind Apps für Kinder sinnvoll?
  • Bewertungen einiger beliebter Apps

Die Experten von „jugendschutz.net“ testen regelmäßig Spiele-Apps für Kinder. In einer Stichprobe von 2018 von insgesamt 100 Spiele-Apps waren 99 laut „jugendschutz.net“ hinsichtlich ihres Umgangs mit Kinder-, Daten- und Verbraucherschutz kritisch, über 60 Prozent zeigten sogar so gravierende Mängel, um in mindestens einer Prüfkategorie als sehr riskant eingestuft zu werden. Bei den Apps wurde besonders auf Kinderschutz, Werbung, In-App-Käufe, Datenschutz und Verbraucherinformationen geachtet.

Die Tester prüften insgesamt 14 beliebte Spieleapps, eins davon bezeichneten sie als bedenklich, die übrigen 13 stuften sie als inakzeptabel ein – darunter Minecraft, Clash of Clans und Fortnite.

Worauf sollten Eltern bei Handyspielen also achten? Wir sagen Ihnen, welche Apps für Kinder geeignet und welche eher ungeeignet sind.

Was macht eine gute Spiele-App für Kinder aus?

Marlen Korn leitet bei „jugendschutz.net“ den Bereich „Internet für Kinder“. Sie nennt die Aspekte, die eine gute Kinder-App ausmachen. Eine für Kinder geeignete Spiele-App

  • ist altersentsprechend und enthält keine ängstigenden Inhalte,
  • ist leicht zu bedienen,
  • ist für Kinder ansprechend gestaltet,
  • regt im besten Fall Kinder zum Mitmachen an und
  • bietet einen Lerneffekt,
  • verzichtet im Idealfall auf Werbung und In-App-Käufe,
  • verlangt keine oder zumindest nur wenige Berechtigungen (wie z.B. einen Zugriff auf das Adressbuch),
  • fragt nur die nötigsten Daten ab und gibt diese nicht an Dritte weiter,
  • erzeugt keinen Spieldruck.

„Gerade Free-to-Play-Apps erzeugen einen Druck und drängen Kinder dazu, In-App-Käufe zu tätigen“, sagt Marlen Korn. Der Download solcher Apps ist kostenlos, man kommt schnell in den jeweiligen Spielmodus rein und hat schnell Erfolgserlebnisse. Spieler stoßen aber nach kurzer Zeit an Grenzen: „Dann gehen ihnen im Spiel die Ressourcen oder Leben aus, was sie zu Käufen drängt.“ Für ein paar Cent oder Euro können sie virtuelle Ressourcen erwerben, die sie im Spiel voranbringen. Zudem erzeugen Push-Nachrichten einen Druck, weiterzuspielen. Und auch lange Wartezeiten, die nur durch In-App-Käufe umgangen werden können, können den Druck verstärken.

Worauf sollten Eltern bei der Wahl einer App achten?

Die ersten Informationen zu einer App können Eltern im App-Store einsehen. Eltern sollten auch auf Zusatzinformationen achten und sich die Kommentare durchlesen. Die Altersangaben zu den Apps sind zwar sinnvoll, allerdings beziehen sie sich ausschließlich auf Spielinhalte. Datenweitergabe, Werbung und In-App-Käufe schlagen sich nicht in diesen nieder. Deshalb sei es sinnvoll, sich darüber hinaus an anderen Stellen zu informieren, rät Korn. Möglichkeiten hierfür bieten die Stiftung Warentest oder auch die Seite „www.app-geprüft.net“ von „jugendschutz.net“. Mithilfe von Ampelfarben erkennen Eltern dort auf einen Blick, wie Apps in Sachen Kinderschutz, In-App-Käufen oder Datenschutz abschneiden.

Wo liegen besondere Risiken von Apps?

Besonders riskant können Spiele-Apps mit integrierten Kommunikationsfunktionen sein. In den Apps sind sie meistens schlecht oder gar nicht gesichert. „Kinder sind hier der Gefahr von Cybermobbing oder gar -grooming (das Ansprechen Minderjähriger im Netz für sexuelle Kontakte, Anm. d. Red.) ausgesetzt“, so Korn. „Man kann meistens niemanden melden oder blockieren und es gibt kein erkennbares Moderationskonzept.“

Ein weiteres Problem stellt das Datensendeverhalten der Apps dar. Bei 90 der 100 von „jugendschutz.net“ getesteten Apps wurde Nutzertracking festgestellt. Zudem kennzeichnet kaum eine App Werbung angemessen.

Kinder mit Tablets: Gerade Free-to-Play-Apps erzeugen bei Kindern einen Druck zu In-App-Käufen. (Quelle: Getty Images/dolgachov)Kinder mit Tablets: Gerade Free-to-Play-Apps erzeugen bei Kindern einen Druck zu In-App-Käufen. (Quelle: dolgachov/Getty Images)

Was sollten Eltern zum Schutz ihrer Kinder noch tun?

Zunächst einmal sollten Eltern die App für ihr Kind runterladen. Am besten spielen sie diese selber einmal an oder entdecken sie gemeinsam mit dem Kind. Dabei können sie erkennen, wie das Kind mit der App umgeht und ob sie ihm eventuell noch etwas erklären müssen.

Viele Apps können auch im Offline-Modus gespielt werden. „Eltern sollten diesen aktivieren, sodass das Kind nicht durch einen Klick aus der App herausgeführt wird und im schlimmsten Fall auf andere Inhalte stößt“, so Expertin Korn. Sie rät Eltern zudem, mit dem Kind im Gespräch zu bleiben. „Und auch wenn es mühsam ist: Ein Blick in die Datenschutzerklärung lohnt sich.“

Zudem sollten Eltern die Push-Nachrichten in den Apps ausschalten und In-App-Käufe deaktivieren beziehungsweise mit einem Passwortschutz versehen.

Ab welchem Alter sind Apps für Kinder sinnvoll?

Kinder unter drei Jahren sollten noch keine Bildschirmmedien nutzen. Das rät die Initiative „Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht“. In diesem Alter sei es wichtiger, die reale Welt zu erkunden. „Gerade Kleinkinder brauchen ganzheitliche Erfahrungen wie gemeinsame Spiele in der Familie, Entdeckungen in der Natur und Sport“, heißt es auf der Webseite der Initiative. Durch die frühe Nutzung elektronischer Medien können solche Erfahrungen zu kurz kommen, sodass die Kinder auch nicht mit jenen in der medialen Welt umgehen können.

Eltern sollten Kindern für die Nutzungsdauer von Handyspielen klare Regeln aufstellen. Die Initiative empfiehlt zum Beispiel einen Kompromiss: Der Nachwuchs darf bis zum Ende eines Levels spielen oder sich ein bestimmtes Zeitbudget selbst einteilen. Bei Kindern unter fünf Jahren reichen maximal eine halbe Stunde Mediennutzung. Eltern sollten Wert darauf legen, dass getroffene Abmachungen eingehalten werden.

  • Gummitwist und Co.: 
  • Das sagt ein Experte: 
  • Apps:

Bewertungen einiger beliebter Apps

„Die Maus“
In dem Test von „jugendschutz.net“ fiel diese App rund um „Die Sendung mit der Maus“ besonders positiv auf. Bei ihr hatten die Experten als einzige von den 100 geprüften Apps nichts zu bemängeln. Die App verzichtet komplett auf Werbung und In-App-Käufe.

„ZDFtivi für Kinder“
Mit der App der ZDFtivi-Mediathek können Kinder Sendungen aus dem TV auf Smartphone und Tablet überall anschauen. Auch an dieser App hatten die Experten so gut wie nichts zu bemängeln.

„Candy Crush Saga“
Bei diesem Spiel muss der Spieler Süßigkeiten einer Farbe in eine Reihe schieben und dadurch zum Platzen bringen. „app-geprüft.net“ kreidet an, dass Kinder permanent mit Kaufoptionen konfrontiert werden. Rabatt-Aktionen und lange Wartezeiten verstärken diesen Druck.

„Pokémon Go“
Der Spieler kann mit dieser App kleine Monster fangen. Es handelt sich bei „Pokémon Go“ um ein Augmented-Reality-Spiel. Die App ermittelt die Standortdaten des Spielers und positioniert dessen Avatar auf einer Karte. Kritisch sieht „app-geprüft.net“ dabei das Risiko von Fremdkontakten in der „realen Welt“. Dazu schreiben die Prüfer: „Spieler können zum Beispiel durch Lockmodule Pokémon und damit häufig auch andere Spieler anlocken, die die virtuellen Monster fangen wollen. Bei solchen spontanen Versammlungen besteht für Kinder immer die Gefahr, von Fremden angesprochen zu werden (…).“ Die virtuellen Ressourcen, die in diesem Spiel benötigt werden, können Spieler entweder im gesamten Stadtgebiet sammeln oder kaufen. So geraten laut den Experten besonders jüngere Kinder in Versuchung, In-App-Käufe zu tätigen – denn gerade sie sind im Alltag eher an ihre häusliche Umgebung gebunden.

„Plants vs. Zombies 2“
In der farbenfrohen App müssen Zombies mit Pflanzen bekämpft werden. „app-geprüft.net“ bemängelt die Werbung für weitere Apps, die Kinder wegen der optischen Gestaltung nicht vom Spielinhalt unterscheiden können. Außerdem werden Kinder mit Pop-ups direkt zu In-App-Käufen aufgefordert.

„Angry Birds 2“
Der Spieler muss bei „Angry Birds“ zielgenau Vögel auf Schweine schleudern. Auch in dieser App ist Werbung kaum vom Rest des Spiels zu unterscheiden. Wer Werbevideos anschaut, erhält dafür Belohnungen für das Spiel. Pop-ups ermuntern, etwas zu kaufen. Ebenfalls kritisch: Es findet vergleichsweise viel Datenaustausch statt.

„Magic Kinder App“
In Überraschungseiern befinden sich QR-Codes, mit denen Nutzer in dieser App Spiele freischalten können. Manche Inhalte sind auch ohne die Codes nutzbar. Wie bei den Ü-Eiern selbst könnten Kinder immer mehr Codes haben wollen. „Die App überträgt das Prinzip vom Überraschungsei vom Realen in die digitale Welt“, sagt Marlen Korn. Positiv ist, dass die „Magic Kinder App“ keine In-App-Käufe enthält. Und auch keine Werbung – „wobei natürlich die App an sich eigentlich Werbung ist“.

Verwendete Quellen:

  • Initiative „Schau hin!“

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