Besuch im Generationenhaus in Basel

Ein kleiner Junge flitzt mit dem Tretroller durchs Haus, ein fünfjähriges, blondes Mädchen singt so laut vor sich hin, dass der alte, schwerhörige Herr auf dem Hometrainer im Takt dazu mittrampelt. Und drei etwa 85-jährige Frauen schauen sich im Gemeinschaftsraum nach einem vierten Jass-Partner um. Das Generationenhaus Neubad in Basel kombiniert ein Alters- und Pflegeheim mit einer Kindertagestätte. Es ist ein Ort der Begegnung zwischen Alt und Jung.

Ganz anders als in den üblichen Heimen

Gleich neben dem Zoo leben und arbeiten drei Generationen zusammen unter einem Dach: 74 Plätze für Kinder aus der Tagesstätte, 86 Bewohnerinnen und Bewohner des Alters- und Pflegeheims und ihr Team von Pflegern und Betreuern. „Die Idee ist eigentlich nicht neu. Früher war es üblich, dass drei Generationen im selben Haus wohnten. Die Beziehung zwischen Enkeln und Großeltern ging immer mehr verloren“, sagt Hausleiterin Astrid Eberenz, „wir wollen diese natürlichen Strukturen wiederherstellen. In unserem Generationenhaus lebt es sich ganz anders als in üblichen Pflegeheimen und Kindertagesstätten. Wir sind ein lebendiges kleines Dorf und bieten Platz für Begegnungen zwischen Alt und Jung.“

Mehr als 200 Senioren warten auf einen Platz

1970 setzten sich Quartierbewohner für den Bau eines neuen Alters- und Pflegeheims ein, weil es keine solche Institution im Quartier gab. „In unserer Umgebung leben viele alte Leute. Wohin sollen sie ziehen, wenn sie ihre Wohnung oder ihr Haus nicht mehr selber unterhalten können?“, fragte sich der Pfarrer des Quartiers Neubad. Im September 1975 trat der erste Bewohner ins Altersheim Neubad ein. Bereits im Jubiläumsjahr 1985 bot das Heim Platz für 86 Bewohnerinnen und Bewohner. Und mehr als 200 Senioren warteten auf einen Platz in Basel. Vor 14 Jahren wurde eine Kindertagesstätte ins Alters- und Pflegeheim integriert und damit ein großer Schritt in Richtung Generationenhaus gemacht.

Gemeinsam Kochen und in den Zoo

Das Prinzip des Zusammenlebens der verschiedenen Generationen beruht auf gegenseitiger Unterstützung. Die Kontakte zwischen Alt und Jung stehen im Mittelpunkt. Jeden Tag gibt es gemeinsame geplante Aktivitäten wie Kochen, Singen, Tanzen und Ausflüge in den Zoo, bei denen die beiden Altersgruppen in Kontakt kommen. Mehrmals im Monat findet ein gemeinsames Kochen statt. Essen tut man in jedem Alter gerne. Umso mehr Spaß macht es, wenn man gemeinsam plant, vorbereitet und kocht. Die Bewohner müssen dabei Verantwortung übernehmen und können Erfahrungen weitergeben, was sie stolz macht.

Manche werden vom Ehrgeiz gepackt

Neben diesen geplanten Treffen gibt es viele spontane Begegnungen: auf dem Flur, in der Znünipause, beim Trampolinspringen oder auf dem „Dorfplatz“, dem Gemeinschaftsraum, wo sich Bewohner, Kinder, Besucher, aber auch Eltern, die ihre Kinder abholen, begegnen. „Diese spontanen Begegnungen sind mindestens ebenso wertvoll wie die geplanten“, sagt Astrid Eberenz. Die alten Menschen werden von der Fröhlichkeit und der guten Stimmung der Kinder angesteckt. „Die Bewohnerinnen und Bewohner erleben so eine ganz andere Art von Altwerden.“ Oftmals werden sie vom Ehrgeiz gepackt, wenn sie die Kinder beim Spielen sehen, und sie wollen den Kleinen auch zeigen, was sie können. So werden die Menschen, die hier wohnen, ohne Zwang zum Mitmachen angeregt. Es ist keine Seltenheit, dass man auf dem Trampolin eine über 90-jährige Frau springen sieht.

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