Cringe, cornern und Co.: Kleines Wörterbuch der Jugendsprache

Wenn Jugendliche sich unterhalten, stehen Erwachsene so manches Mal daneben und können nur mit den Schultern zucken. Was bitte reden die da? Ausdrücke wie „cringe“, „cornern“ oder auch „Auf dein Nacken!“ versteht nicht jeder. Wissen Sie, was das alles bedeutet? Falls nicht, werfen Sie einen Blick in unser kleines Wörterbuch der Jugendsprache.

Der Begriff Jugendsprache fasst alle Formen jugendspezifischer Kommunikationsweise zusammen.

Definition Jugendsprache und ihre Funktionen

Definition Jugendsprache: „Unter Jugendsprache wird in der Sprachwissenschaft die Gesamtheit von Sprachstilen Jugendlicher gefasst, wie sie in Jugendgruppen (Peergroups), Szenen, jugendlichen Milieus, Teil- und Subkulturen auftreten.“

So heißt es auf der Internetpräsenz der Gesellschaft für deutsche Sprache. Die Funktionen Jugendlicher Sprachstile sind demnach sehr unterschiedlich:

  • Abgrenzung gegenüber der Elterngeneration und anderen Jugendgruppen bis hin zum Protest
  • eigene Identitätsbildung sowie Selbstinszenierung
  • Aspekt des Spielerischen, der Innovation
  • affektive Entlastung
  • Credibility-Effekt: Kommunikation von Glaubwürdigkeit und Authentizität
  • Sprachökonomie (Tendenz der Sprache zu Sparsamkeit und Vereinfachung)

Jugendsprache entwickelt sich ständig weiter. Was gerade noch als „cool“ oder „geil“ bezeichnet wurde, ist plötzlich eher „porno“ und dann schon wieder „tight“ oder „lit“. Somit hat jede Generation auch ihre ganz eigene Jugendsprache. Es gibt nicht die eine Jugendsprache, streng genommen sind es Jugendsprachen, die sich natürlich nicht nur von Generation zu Generation, sondern auch von Region zu Region oder sogar von Peergroup zu Peergroup unterscheiden. Um jugendsprachliche Ausdrücke zu verstehen, wird dementsprechend ein spezifisches kulturelles Wissen benötigt.

Das sind Merkmale von Jugendsprache

Charakteristisch für Jugendsprache ist unter anderem ein bestimmter Wortschatz. Ebenso sind Stilmittel wie Ironie oder Provokation Teil davon. In den vergangenen Jahren wurden zudem viele Abkürzungen verwendet (zum Beispiel Yolo für „You only live once“, zu Deutsch: „Man lebt nur einmal.“). Merkmale jugendlichen Sprechens können überdies zum Beispiel sein:

  • das Verwenden von Werbesprüchen oder Zitaten aus Filmen, Serien, Songtexten etc.
  • kreative und spielerische Verfremdung von Wörtern, Äußerungen oder Wendungen („Lassen Sie mich Arzt, ich bin durch.“, „Smombie“)
  • ethnolektales Sprechen, also Sprechen in grammatisch fehlerhaftem Deutsch („Isch geh Bahnhof.“)
  • Bedeutungsverschiebung („Porno“ war früher nur die Kurzform von Pornographie, in der Jugendsprache wird „porno“ synonym für „interessant“ oder „fett“ verwendet)
  • Verwendung intensivierender Ausdrücke („fett“, „de luxe“, „hamma“)
  • Schimpfwörter und Vulgarismen („kahba“ bedeutet so viel wie „Schlampe“)
  • Anglizismen, aber auch Entlehnungen aus anderen Sprachen („hustlen“, „Habibi“)
  • Mischsprache aus Deutsch und Englisch
  • Wortneuschöpfungen („Merkules“, „Gönnjamin“)
  • szenesprachliche Wörter (zum Beispiel Einflüsse aus der Musikszene, „fly sein“ stammt beispielsweise aus der Hip-Hop-Szene)
  • Dehnungsphrasen („irgendwas“, „oder so“)
  • Satzabbrüche
  • metaphorische, oftmals hyperbolische Sprechweisen („Obermacker“ = Direktor)

Medien haben einen Anteil an der Verbreitung solcher Wörter und Ausdrucksweisen. Allerdings sind die Darstellungen von Jugendsprache in den Medien oft übertrieben. So stellt die Gesellschaft für deutsche Sprache der Jugendsprache die Medien-Jugendsprache gegenüber, „in der einzelne ‚exotische‘ Wörter gelistet oder behandelt werden“. Sie finde sich nicht nur in Medienberichten, sondern auch in populistischen Wörterbüchern und fiktionalen Texten.

Jugendsprache: Liste mit Ausdrücken und ihren Bedeutungen

Unsere Liste erklärt einige Ausdrücke der Jugendsprache von 2019 und einigen vorausgehenden Jahren.

Jugendwort

Bedeutung

AF (as fuck)

Betonung, wie besonders etwas ist, Beispiel: „Die neue Staffel ist sick as fuck!“

ahnma

versuche, es zu verstehen

Alman

ein Mensch, der sich dem deutschen Klischee entsprechend verhält

Appler

eine Person, die mit seinem Apple-Produkt angibt, also ein Apple-Angeber, Anspielung auf Getränk „Äppler“

Auf dein Nacken!

Du zahlst!

Axelfasching

Achselhaare

Babo

Boss, Anführer

Bambusleitung

schlechte Internetverbindung

Banalverkehr

belangloser Chatverlauf

bashen

besiegen

Beef

Streit, Kampf

Bestie

beste Freundin

Borderitis

Allergie gegen Grenzen

boyfriend-material/ girlfriend-material

ein Mann/ eine Frau, der/ die sich für eine Beziehung eignet

Bratan

Kumpel

breiern

brechen und trotzdem weiter feiern

cheedo

cool

chinning

Doppelkinn-Challenge, bei der man Selfies mit Doppelkinn postet

cornern

an einer Straßenecke herumlungern und trinken

cringe

Ausdruck, um zu zeigen, dass man sich fremdschämt, etwas peinlich ist

Dab

Tanzfigur, bei der eine Hand vors Gesicht und die andere schräg nach oben gehalten wird

darthvadern

den Vater raushängen lassen („Ich bin immer noch dein Vater“)

Dummfall

dummer Unfall

Ehre genommen

gedemütigt

Ehrenmann/ Ehrenfrau

Gentleman/Lady; jemand, der etwas Besonderes für dich tut

einwrapen

in eine Decke einrollen wie ein Wrap

exting

mit jemandem via Texting bzw. Text-Messenger Schluss machen

fermentieren

kontrolliertes Gammeln

fernschimmeln

nicht am gewohnten Platz chillen

Fleischdesigner

Chirurg

fly sein

jmd./etw. geht besonders ab

gefresht

ohne Durst, sitt

GEGE

Good Game, drückt Zufriedenheit aus

Geht fit.

Geht klar.

Gib ihm!

Ja man! Mach das! Richtig so!

glucose-haltig

süß

Gönnjamin

jemand, der sich Luxus gönnt

Googleschreiber

Person, die die URL bei Google eingibt

Gymkie

extremer Fitnesssportler, Gym + Junkie

Habibi

Schatz, Liebling

hartzen

rumhängen, arbeitslos sein

Hopfensmoothie

Bier

hustlen

hart arbeiten, sich für (finanziellen) Erfolg anstrengen

Ich küss dein Auge.

Ich hab dich gern oder ein sehr starkes Danke

I bims

Ich bin’s

Igers

Instagrammer

Interneteier

Mut, nur online laut zu sein

Ja, Moin!

Ausdruck der Verwunderung

kek

LOL, oder: Verlierertyp

Kocum

mein Bester, bester Freund

lan

krass

Lauch

Trottel

Läuft bei dir.

cool, krass

lmgtfy (let me google that for you)

Ausdruck, wenn jemand eine unnötige Frage stellt, die auch Google beantworten kann

lindnern

lieber etwas gar nicht machen, als etwas schlecht machen

lit

sehr cool

lituation

eine Situation, die lit (cool) ist

looten

einkaufen gehen (aus dem Englischen für „Beute“)

mailden

per Mail melden

merkeln

nichts tun, keine Entscheidung treffen

Merkules

Mischung aus Angela Merkel und Herkules

modeln

Hunger aushalten

Mois

Alter, Kumpel, Bro

napflixen

Nickerchen machen und dabei einen Film laufen lassen (Zusammensetzung aus nap und Netflix)

nicenstein

perfekt, den Wünschen entsprechend

Niveaulimbo

Absinken des Niveaus, beispielsweise bei Partys

Overcut

Halbglatze

rant

Ausraster, Beispiel: Der ist gerade voll am Ranten!

schatzlos

single

schmoof

smooth, geschmeidig

Screenitus

Gefühl, wenn man zu lange auf den Bildschirm gestarrt hat

sheeeesh

Wirklich? Echt jetzt? Nicht dein Ernst!?

Smombie

beschreibt jemanden, der von seiner Umwelt nichts mehr mitbekommt, weil er nur auf sein Smartphone starrt (Smartphone + Zombie)

Snackosaurus

verfressener Mensch

sozialtot

nicht in sozialen Netzwerken angemeldet

Süßmo

süße Person, Kosename

swag

beneidenswerte, lässige Ausstrahlung, charismatisch-positive Aura

Swaggernaut

extrem coole Person

Squad

extrem coole Gruppe

tacken

Nachrichten schicken, während man auf dem Klo sitzt (Zusammensetzung aus texten und kacken)

Teilzeittarzan

jemand, der sich hin und wieder wie ein Affe verhält

Tindergarten

Sammlung von Onlinedating-Kontakten

Tintling

Tätowierer

trumpeten

große Versprechen machen, ohne an die Folgen zu denken

Tschuligom

Entschuldigung

Tweef

Beef (Streit) über Twitter

Uhrensohn

jemand, der sich zur falschen Zeit wie ein Idiot benimmt

unlügbar

definitiv, unbestritten

verbuggt

voller Fehler, falsch gestrickt

Vollpfostenantenne

Selfie-Stick

vong

von

wack

uncool, langweilig

Was ist das für 1 Life

Ausdruck von Erstaunen in einer außergewöhnlichen Situation

Yolo

Akronym für „You only live once.“, Aufforderung, alle Chancen auf Erlebnisse zu nutzen

zuckerbergen

stalken

Die zweite Übersicht listet Jugendwörter und -ausdrücke auf, die aus noch weiter zurückliegenden Jahren stammen. Also Achtung, manche davon sind schon wieder „total out“. Falls man das heutzutage überhaupt noch so sagt…

Jugendwort

Bedeutung

abgefuckt

verbraucht, klebrig, runtergekommen

abgespaced

verrückt, abgefahren

assig

doof

Atze

Kumpel

auf keinsten

auf keinen Fall

aufpimpen

aufmotzen, übertrieben aufstylen

bashen

besiegen

Beef

Streit, Kampf

bombe

sehr gut, toll

breit

berauscht, betrunken

checken

nachschauen, anschauen, untersuchen

chillen

sich ausruhen

chillig

angenehm zu hören

cremig

locker, cool

cruisen

ziellos umherfahren

de luxe

super, toll, großartig

dick geflasht

überwältigend

dissen

sich abfällig äußern über

Emo

eine Musik-/Jugend-/Stilbewegung

fjedn

auf jeden Fall

funzen

funktionieren

grottenschlecht

sehr schlecht

hacke

besoffen

hamma/hammer

super, toll

Hau rein!

Tschüss, Mach´s gut!

Homie

Freund

Hood

Viertel, Gegend

Horst

Idiot

Lachflash

Lachanfall

Mecces

McDonald’s

Pfosten

sehr dumme Person, die nichts versteht

phat

sehr gut

Player/Playa

gut aussehender Junge

poppen

Geschlechtsverkehr haben

ralle

betrunken

Rotzbremse

Schnurrbart

Saftschubse

Flugbegleiterin

saugen

downloaden

snacken

etwas essen

stylisch

im Trend sein

telen

telefonieren

tight

großartig, cool

versifft

heruntergekommen, dreckig

Vollpfosten

besonders dumme Person

vorglühen

vor einer Party Alkohol trinken, um in Stimmung zu kommen

Verwendete Quellen:

  • Langenscheidts Wahl des Jugendworts 2017
  • Langenscheidts Wahl des Jugendworts 2018
  • Pons Verlag „Wörterbuch der Jugendsprache“
  • Langenscheidt „100 Prozent Jugendsprache 2018“
  • Erhebung von vergleich.org: Das 2019 am häufigsten gegoogelte Jugendwort
  • Gesellschaft für deutsche Sprache
  • Eva Neuland: Jugendsprache. Eine Einführung. (2008)
  • eigene Recherchen
  • weitere Quellen
    weniger Quellen anzeigen

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