Deutscher Schulpreis 2015 für Gesamtschule Barmen

Aus dem sozialen Brennpunkt in Nordrhein-Westfalen auf die große Bühne in Berlin: Die Gesamtschule Barmen in Wuppertal hat den mit 100.000 Euro dotierten Deutschen Schulpreis 2015 gewonnen. Die Begründung der Jury: Etwas mehr als die Hälfte der 1361 Schüler wachse mit nur einem Elternteil auf, ein Drittel habe ausländische Wurzeln. Trotz der so unterschiedlichen Startbedingungen gelinge es den Lehrern, die Schüler zu besseren Leistungen zu führen als von der Grundschule am Ende der vierten Klasse prognostiziert, hieß es bei der Preisverleihung mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Obwohl nur 17 Prozent der Barmener Jugendlichen eine Empfehlung fürs Gymnasium erhielten, wechseln rund 60 Prozent in die gymnasiale Oberstufe, meist mit Erfolg. Seit Jahren habe kein Jugendlicher die Schule ohne Abschluss verlassen.

Der Erziehungswissenschaftler Michael Schratz, Sprecher der Schulpreis-Jury, lobte: „Die Lehrer fordern die Kinder und Jugendlichen heraus, sie führen sie gezielt an ihre Leistungsgrenzen – und darüber hinaus.“ Dazu setzen die Lehrer sehr verschiedene Methoden des individuellen Lernens ein. Besonders beeindruckt war die Jury vom hervorragenden Schulklima.

Merkel: Schüler lernen heute „Selbstbewusstsein und Ausprobieren“

Nach den Worten der BUndeskanzlerin sollten Schüler vor allem lernen, „die richtigen Fragen zu stellen und sich mit Hilfe der Antworten in ein neues Gebiet hineinzubewegen“. Ihr imponiere angesichts der nominierten Schulen, dass den Kindern und Jugendlichen heutzutage „Selbstbewusstsein, Ausprobieren, Erfahrung sammeln und Teamwork“ vermittelt würden.

Vier weitere Schulen ausgezeichnet

Vier weitere Schulen wurden in Berlin für vorbildliche Konzepte und Leistungen mit je 25.000 Euro belohnt: die Grundschule am Buntentorsteinweg in Bremen, das Ganztags-Gymnasium Klosterschule in Hamburg, die Jenaplanschule in Rostock sowie die Waldschule der Stadt Flensburg. Der ebenfalls mit 25.000 Euro dotierte „Preis der Jury“ ging an die Berufsschule Don Bosco in Würzburg.

Insgesamt 15 Schulen aus zehn Bundesländern hatten sich um die sechs Auszeichnungen des Deutschen Schulpreises 2015 beworben. Die Jury bewertete sechs „Kennzeichen für gute Schulqualität“: Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulleben und Schule als lernende Institution. Die Robert-Bosch-Stiftung und die Heidehof-Stiftung vergeben den Preis seit 2006 in Zusammenarbeit mit dem Magazin „Stern“ und der ARD.

Beispiele für vorbildliche Konzepte unter den nominierten Schulen:

  • Gorch-Fock-Schule Kiel: Diese Schule sagt von sich: „Wir leben Inklusion“. In sechs der acht Grundschulkassen werden Jungen und Mädchen mit Förderbedarf im geistigen oder körperlichen Bereich mit den anderen Grundschulkindern gemeinsam unterrichtet. Es gibt keinen Schulgong, der die Arbeitszeiten zwangsweise unterbricht. „Wir haben Ruhe im Schulalltag“, heißt es. Die 45-Minuten-Taktung der Stunden wurde aufgebrochen, unterrichtet wird in 60-Minuten-Blöcken. So könnten die Kinder besser gemäß den entwicklungsgemäßen Bedürfnissen lernen.

  • Die Waldschule Flensburg wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet. „In der Waldschule legen wir Wert auf eine offene und fröhliche Atmosphäre“, heißt es im pädagogischen Konzept. 300 Kinder lernen auf unterschiedlichen Leistungsebenen nach individuellen Plänen, die dem einzelnen Kind gerecht werden sollen. Das Motto: Es ist normal, verschieden zu sein. Hochbegabte und langsam lernende Kinder können gemeinsam zu Erfolgen kommen, so die Überzeugung. Sie lernen in Klassen, die bewusst heterogen zusammengesetzt sind.

  • Die Klosterschule Hamburg-St. Georg ist seit 1992 Ganztagsgymnasium und damit nach eigenen Angaben die älteste Schule dieser Art in der Hansestadt. Zu ihren Besonderheiten zählten positive Schulatmosphäre, Studienzeiten statt Hausaufgaben und eine „Rhythmisierung“ des Schulalltags. Dadurch hätten alle rund 1000 Schüler unabhängig vom sozialen Hintergrund und Bildungsstand der Eltern Lernerfolge. „Das ist wissenschaftlich nachgewiesen“, sagt Direktor Ruben Herzberg.

  • Die Grundschule am Buntentorsteinweg Bremen hat 250 Schüler. „Wir setzen Inklusion um, indem wir jedem Kind den passenden Lernweg zu geben versuchen“, sagt Schulleiterin Meike Baasen. Jedes Kind solle seine individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten auch umsetzen können. „Es geht nicht um Förderung, sondern um die Anerkennung, dass jedes Kind eine eigene Entwicklung hat und dass jedes Kind entsprechend seiner Entwicklung lernen muss.“ Selbstständiges Lernen und Lernzielorientierung werden an der Grundschule groß geschrieben.

  • Das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium Osnabrück sieht laut Schulleiter Hartmut Bruns schon die Nominierung als positives Zeichen für die Gymnasien. Seine Schule lebe Integration, sagt Bruns: Schüler aus 53 Nationen würden unterrichtet. Zu Beginn des Schuljahres habe er fünf Schüler aus Syrien, Kasachstan und Russland aufgenommen, die noch kein Deutsch konnten und die besonderen Sprachunterricht erhalten. „Wir versuchen, das irgendwie hinzukriegen. Und wenn sich die Schüler wohlfühlen, dann arbeite ich gerne.“

Sie können mehr von den Nachrichten auf lesen quelle

Weer

Weather Icon
background