Eine sehr kleine und sehr feine Bäckerei

Selbst gebackenes Brot aus dem „eigenen Wohnzimmer“ – das bietet die Brotnomaden GmbH von Christina Weiß und Lutz Geißler an. Sie nennen sich „Brotkumpels“. Das Besondere: Sie backen und verkaufen ihre Waren in ihrem Haus im Hamburger Stadtteil Sasel. 2022 wurden sie in einer Umfrage des Gourmetmagazins „Falstaff“ zur beliebtesten Bäckerei Hamburgs gewählt.

Kennengelernt haben sich die beiden 2016 in einem Backkurs von Geißler. Zunächst backten sie nur nebenberuflich, doch „der Teig musste irgendwo hin“, wie Geißler sagt. Allerdings benötigten sie einen Meistertitel für ihre Bäckerei. 2020 schloss Weiß die Meisterschule ab. Neben Produkten wie dem Hamburger Feinbrot, Baguette und Toastbrot gibt es Saisongebäcke wie Stollen. Am beliebtesten sind Ciabatta und der Schweizer Klassiker Bürli. Unter den Gebäcken stehen die Franzbrötchen an erster Stelle.

Für die beiden besteht ein gutes Brot nur aus naturbelassenen Zutaten. Zu­dem sollte es Zeit zum Reifen haben und ohne Belag gut schmecken. Die Hauptzutaten seien „Mehl, Wasser, Salz und Zeit“. Das Mehl bekommen sie von der Mühle Gut Rosenkrantz aus Neumünster, die die einzige Biomühle in Norddeutschland sei.

Gebacken wird zweimal die Woche

Gebacken und verkauft wird zweimal in der Woche. Die Brote können nur auf Vorbestellung abgeholt werden. Am Backtag verkaufen sie rund 220 Brote und 400 Gebäckstücke. Es kämen Familien, junge Erwachsene und Senioren aus dem Altersheim. Sie stellen sich in die lange Schlange, die sich vor dem Verkauf bildet.


Christina Weiß und Lutz Geißler
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Bild: Lutz Geißler/Brotkumpels

Die Preise liegen zwischen 6 und 10 Euro je Brot oder Gebäck. Das Roggenbrot ist mit 6,50 Euro je Kilogramm am günstigsten. Je kleiner das Brot ist, desto teurer ist es, da mehr Arbeit benötigt wird. „Natürlich ist es teurer als ein Brot aus dem Supermarkt, aber dafür ist es ohne Belag genießbar“, sagt Geißler. Wer es günstiger anbiete, der betrüge sich selbst, glauben Geißler und Weiß.

Die beiden haben ihre Bäckerei En­de März 2022 eröffnet, Werbung haben sie nie gemacht. An keinem Tag sind sie bisher auf ihrem Brot sitzengeblieben. Herumgesprochen hat sich die Bäckerei anfangs durch eine Gruppe auf Whatsapp, die aus Freunden und Bekannten bestand. 2022 haben die beiden nur etwa alle zwei bis drei Wochen zweimal in der Woche gebacken. Das waren ungefähr 35 bis 40 Backtage. Der Jahresumsatz lag bei rund 70.000 Euro. Je Backtag benötigen sie einen Tag für die Vorbereitung.

Sie bieten auch Backkurse an. Die Onlinekurse von vier Stunden kosten 150 Euro. Die Präsenzkurse für zwei bis zehn Personen finden meistens in Österreich auf einer Alm statt. Sie dauern fünf Tage; es wird gebacken, was sich die Teilnehmer wünschen. Inklusive Unterkunft und Verpflegung kostet der Kurs 2400 Euro je Teilnehmer. Die Kurse gibt es seit zwölf Jahren, sie waren bisher immer ausgebucht. Geißler hat auch Brotbackbücher geschrieben, von denen einige zu den „Spiegel“-Bestsellern zählen.

Teil des Konzeptes ist, dass die beiden die einzigen Mitarbeiter sind. Sie haben die Bäckerei auch eröffnet, um Spaß zu haben. „Man könnte größer werden, aber wir wollen es nicht, da das der Brotqualität schadet“, sagt Geißler.

Der Artikel stammt aus dem Schülerprojekt „Jugend und Wirtschaft“, das die F.A.Z. gemeinsam mit dem Bundesverband deutscher Banken veranstaltet.

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