Expedition ins Jugendreich

MedienkongressExpedition ins Jugendreich

Das Erste, das Zweite und vor allem die Dritten sind out bei den 14- bis 29-Jährigen. Foto: dpa

Stuttgart – Wer dem Zeitgeist auf die Spur kommen will, muss zurückblicken. Vielleicht lehnten die Macher den Titel des Stuttgarter Medienkongresses deshalb an ein 50 Jahre altes Stück Fernsehgeschichte an: Die jüngst im Geno-Haus veranstaltete „Expedition ins Jugendreich“ hatte was von Heinz Sielmanns Ausflügen ins Tierreich.

Tatsächlich ging es um die Entdeckung unbekannter Lebenswelten – die der sogenannten Digital Natives. Menschen, die mit digitalen Technologien wie Computer, Internet und Smartphone aufgewachsen sind. Wie lebt die Generation Internet wirklich? Diese Frage stellten sich die Digital Immigrants, also diejenigen, die jene digitale Welt erst im Erwachsenenalter kennengelernt haben.

Einer davon ist Mitveranstalter des Fachtags und Rektor der Hochschule der Medien, Professor Alexander W. Roos (49): „Ich bin auch so einer in dieser neuen Medienwelt.“ Der Mann kann das, was gemeinhin nur Frauen zugesprochen wird. Er nutzt nicht mehr linear nur ein Medium, sondern zeitgleich viele. „Wenn ich vor dem Laptop sitze“, sagt er, „läuft nebenher der Fernseher.“ Seine Frau ärgert sich zwar über diese Marotte, aber Roos kontert dann mit dem Kick, den er dabei hat: „So habe ich das Gefühl, ich könnte ja in den Fernseher schauen, wenn ich nur wollte.“

Neue Art der Mediennutzung: Dieses Verhalten scheint einem Menschen, insbesondere im Alter zwischen 14 und 29 Jahren, ein Gefühl der Freiheit zu geben. Es geht darum, immer auf dem neuesten Stand zu sein. Natürlich kennt Roos die Kritiker dieses Lebensstils. Sie reden von Reizüberflutung und dem Fluch ständiger Erreichbarkeit. Davon, dass nichts mehr real, sondern nur noch in der Netzwelt passiert. Aber aus seiner Sicht passt beides „wunderbar zusammen“: „Die digitale Welt verletzt die reale nicht“, sagt er und nennt Beispiele: „Schauen Sie doch, die Stadien sind ebenso voll wie die Konzerthallen.“ Will sagen: Der Digital Native bewegt sich ständig zwischen der alten und der neuen Welt, zwischen Konstantem und schnell Wandelbarem. Und das in allen Bereichen, wie der Medienkongress gezeigt hat:

TV verliert an Bedeutung: Das Erste, das Zweite und vor allem die Dritten sind out. Altmodisch. „Nur vier Prozent dieser Zielgruppe interessiert sich für öffentlich-rechtliches Fernsehen“, sagt Sylvia Storz vom Südwestrundfunk. Auch Intendant Peter Boudgoust weiß: „Jugendliche haben ihren eigenen Kosmos.“ Dieser Kosmos wird in seinem Sender bisher kaum abgebildet. Wer dem Kika-Alter entwachsen ist, findet laut Storz in der ARD kaum Angebote. Überspitzt formuliert: keine Castingshows, keine Marktanteile.

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