Firmen wollen Studienabbrecher als Auszubildende

Immer öfter können Lehrstellen in Deutschland nicht besetzt werden. Ein Grund: Die Zahl der Schulabgänger sinkt und gleichzeitig beginnen immer mehr junge Menschen ein Studium. Um gute Kandidaten zu finden, setzten die Unternehmen inzwischen sogar auf materielle und finanzielle Anreize. Wie der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer, in Berlin sagte.

„Während für Jugendliche die Chance auf einen Ausbildungsplatz so gut wie nie ist, wird es für Unternehmen immer schwieriger, Bewerber zu finden.“ Jeder zweite Betrieb habe mit sinkenden Bewerberzahlen zu kämpfen. Im IHK-Bereich blieben 2013 rund 80.000 Lehrstellen offen. „Wir befürchten, dass die Zahl der unbesetzten Plätze in diesem Jahr nicht niedriger sein wird“, sagte Schweitzer.

Die Firmen setzen bei der Suche nach Azubis zunehmend soziale Medien ein und versuchen Studienabbrecher anzuwerben. Die jährlich rund 100.000 Uni-Abgänger seien vor allem für die IT-Branche, Banken und Versicherungen interessant, sagte Schweitzer. Die Firmen ködern die Kandidaten mit Ausbildungs- und Weiterbildungsangeboten oder Auslandsaufenthalten. „Manche Betriebe bieten sogar ‚Goodies für Azubis‘ wie etwa ein Smartphone oder einen Dienstwagen“, erklärte der DIHK zur Umfrage unter 13.000 Unternehmen.

Arbeitsmarkt auf Rekordkurs

Inmitten aller Krisen steuert Deutschland indes auf einen Rekord auf dem Arbeitsmarkt zu: Entwickelt sich die Zahl der Erwerbstätigen ähnlich wie in den Vorjahren, dürfte im dritten Quartal 2014 ein neuer Höchststand erreicht werden. Der Beginn des neuen Ausbildungsjahres lässt die Zahlen im Herbst traditionell ansteigen. Noch entscheidender ist aus Sicht von Experten, dass sich der deutsche Arbeitsmarkt derzeit zumindest auf kurze Sicht wenig anfällig für konjunkturelle Störfeuer aller Art zeigt.

„Die Zahlen bestätigen, dass der Arbeitsmarkt äußerst robust ist, obwohl das konjunkturelle und das politische Umfeld unsicherer geworden sind“, sagt Arbeitsmarktexperte Alexander Herzog-Stein vom gewerkschaftsnahen Forschungsinstitut IMK.

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