Fühlen sich als soziale Wesen pudelwohl in der Hundetagesstätte

Fühlen sich als soziale Wesen pudelwohl in der Hundetagesstätte

Die vielen nassen Nasen strecken sich gen Himmel. Aufgeweckt und neugierig schnuppern die Hunde hinter dem Zaun in der Luft und schauen, wer vor das Tor tritt. Nur selten betreten unbekannte Menschen das Gelände, eher sind es Vierbeiner. „An manchen Tagen haben wir um die fünfzig Hunde hier“, sagt Regina Pilger. Die 1968 geborene Frau ist eine der zwei Inhaberinnen der Hundetagesstätte hundplus® im nordrhein-westfälischen Alfter. Die kleine Gemeinde liegt nahe Bonn und hat rund 22 000 Einwohner. In der sogenannten Huta wird Toleranz und Harmonie gelebt – eine beinahe hüfthohe Dogge liegt friedlich neben einem nur knapp drei Kilogramm schweren Zwergdackel. „Bei uns ist jeder Hund willkommen! Aber er muss verträglich sein. In so einer großen Gruppe ist nicht die Anzahl der Hunde, sondern die Harmonie das Entscheidende“, erklärt die studierte Rechtsanwältin. Ab einem Alter von sechs Monaten können die Vierbeiner die Tagesstätte besuchen. Der älteste Hund ist 17 Jahre alt und schon lange ein Teil des Rudels. Ebenso unterschiedlich wie die Zusammenstellung der Gruppe sind die Gründe, weshalb die Tiere in die Tagesstätte kommen.

Spielen mit Artgenossen

„Hauptsächlich kümmern wir uns um Hunde, deren Besitzer eine Vollzeitstelle haben und deswegen tagsüber nicht viel Zeit für ihren Liebling aufbringen können.“ Früher hätten sich die Tierheime davor gescheut, Hunde an Vollberufstätige zu vermitteln, die tagsüber wenig zu Hause sind. Doch das habe sich mittlerweile geändert, sagt Regina Pilger: „Es passt einfach nicht mehr in die heutige Zeit, in der die Haustiere als Familienmitglied gelten und viele Leute einen oder auch mehrere Hunde haben möchten, obwohl sie bis zu 40 Stunden in der Woche arbeiten.“ Viele der betreuten Vierbeiner bleiben auch einfach nicht gern allein, während andere Besitzer ihre Tiere in die Huta bringen, da sie dort viel Zeit mit Artgenossen verbringen können. Das bestätigt auch Pilger: „Hunde sind soziale Wesen. Ihnen tut das Spielen, das Kuscheln und der Kontakt mit anderen Hunden gut. Wenn sie abends von ihren Besitzern abgeholt werden, sind sie nicht nur müde, sie sind auch zufrieden.“ Die Vierbeiner kommen gern in die Huta – manch einer vielleicht zu gern: „Einer der Hunde wohnt hier ganz in der Nähe. Einmal ist er von zu Hause abgehauen, aber niemand konnte ihn finden. Als einer auf die Idee kam, vor der Tagesstätte nach ihm zu suchen, fanden sie ihn. Er saß vor dem Tor der Huta. Aber leider hatten wir geschlossen.“

Gartenhütte mit Sofa-Liegeplatz

Auf dem rund 2500 Quadratmeter großen Grundstück ist es ruhig. Selten hört man einen der vielen Hunde bellen. Nur der Wind, der sanft durch die Blätter der Bäume streift, und das rhythmische Hecheln der Hunde unterbrechen die Stille. Sie ruhen sich aus in einer der vielen Gartenhütten, die am Rand der großen Wiese stehen und mit Körben und Sofas als Liegeplätze ausgestattet sind. Einige der Hunde haben sich auf die zahlreichen Holzpaletten gelegt, die mit Decken zu einem angenehmen Ruheort gestaltet wurden. Ebenso verleihen sie dem Grundstück einen gewissen Charme. Dass diese Basis wichtig ist, weiß Regina Pilger: „Damit die Besitzer ihre Lieblinge in unsere Hände geben, muss eine gewisse Vertrauensbasis und Sympathie vorhanden sein.“

Kolleginnen beim Tierschutzverein

Die tägliche Arbeit mit den Vierbeinern erfordert viel Hingabe. „Schon immer waren Hunde meine Leidenschaft. In meiner Studienzeit habe ich mehr Zeit im Tierheim verbracht als in der Uni“, gesteht sie. Als sie später ihren Beruf mit den Tieren vereinte, arbeitete sie als Geschäftsführerin bei einem der größten Tierschutzvereine Nordrhein-Westfalens. Dort lernte sie ihre Kollegin Angela Weber kennen. „Wir beide wollten uns selbständig machen, ursprünglich aber mit einer Hundepension.“ Doch die genehmigungsrechtlichen Vorgänge stellten sich als so kompliziert und langwierig heraus, dass es eine Planänderung gab. „Entscheidend war auch, dass bei vielen Hundebesitzern ein sehr großer Wunsch nach einer Hundetagesstätte bestand.“ Nun gibt es ihr Unternehmen seit 2009. In der nächsten Zeit steht eine Vergrößerung des Grundstücks an, denn mit den Jahren ist die Anzahl der zu betreuenden Vierbeiner gestiegen.

Emma musste nicht ins Tierheim

In der Zeit, in der Pilger und Weber im Tierheim arbeiteten, hatten sie jeweils schon bald vier Hunde statt einen zu Hause. Eine kleine, zarte Hundedame mit schwarzem, krausem Fell ist die letzte aus diesen Zeiten. Auch wenn das Alter sie bereits gezeichnet hat, spaziert sie immer noch mit Freude durch das Häuschen, das auf dem Grundstück der Huta erbaut wurde. Innen steht ein Tisch mit Stühlen und einem Computer, an dem alle Formalitäten geregelt werden. Auf einem Sofa liegt Hündin Emma, alle vier Beine in die Luft gestreckt, und wartet darauf, gestreichelt zu werden. „Emma ist in unserer Gruppe groß geworden. Als ihre Besitzerin erkrankte, stand es für mich sofort fest, dass sie nicht ins Tierheim soll, sondern dass ich sie zu mir nehme“, sagt Regina Pilger.

Da kullern schon mal die Tränen

So gibt es neben den täglichen, lustigen Anekdoten, die einem die Hunde bescheren, auch traurige Momente: „Vor einigen Wochen ist einer der ersten Hunde, die wir in der Huta betreut haben, gestorben. Die Vierbeiner wachsen einem alle sehr ans Herz. Da kullern dann auch schon mal die Tränen.“ Die Arbeit, die die beiden Inhaberinnen und die drei angestellten Tierpfleger erledigen, reicht vom Versorgen und Streicheln der Hunde bis hin zum Rasenmähen und Sauberhalten des Grundstücks. „Das Beobachten des Verhaltens der Tiere gehört auch zu unseren Aufgaben. Falls nötig, schreiten wir auch ein, um einen Konflikt zu lösen. Man sieht so viel in dem Verhalten der Hunde. Es wird nie langweilig.“

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