Hausarbeit: Hilfe nicht erst bei Teenies einfordern

Mit Freude räumt kein Kind gern auf. Trotzdem sollten Eltern frühzeitig Aufgaben im Haushalt verteilen und die Unterstützung der Kinder einfordern, denn Teenager lernen Selbstständigkeit viel schwerer als jüngere Kinder.

Klamotten waschen? Macht Mama. Pizza in den Ofen schieben? Macht auch Mama. Vor allem in der Pubertät genießen viele Jugendliche die Vorzüge des Rund-um-Services. „Wenn Eltern die Unselbstständigkeit erst bemerken, wenn die Kinder 16 oder 17 Jahre sind, wird es schwierig“, sagt Ulric Ritzer-Sachs von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Vorbeugen lässt sich dadurch, dass Kinder schon früh für bestimmte Dinge verantwortlich sind: ihr Zimmer ordnen, mitkochen oder Schulsachen kaufen. „Ab der Grundschule sollten Kinder ruhig schon ihren eigenen Wecker haben.“ Das schließe nicht aus, dass Eltern noch einmal eine zweite Weckrunde übernehmen.

Eltern brauchen einen langen Atem

Doch selbst wenn Kinder früh schon viele Aufgaben übernommen haben, kann das in der Pubertät nachlassen. In diesem Fall müssen Eltern einen langen Atem haben: „Beharrlich sein und immer wieder die Zuversicht haben, dass der Teenager das umsetzen wird, was man ihm früh beigebracht hat“, sagt Ritzer-Sachs. Außerdem sollten Eltern versuchen, sich bei vielen Routinen immer wieder zu bremsen: „Hänge ich mich zu sehr rein? Kann mein Kind das nicht schon längst selbst?“

Klare Absprachen treffen

Die Aufforderung im Haushalt mitzuhelfen stößt meist auf keine große Gegenliebe. Verzögerungstaktiken oder Vergessen sind oftmals die Reaktion der Kinder. Dagegen hilft nur: Die Eltern müssen konsequent bleiben und an den Vereinbarungen festhalten. Doch Kinder erledigen Aufgaben häufig nicht rechtzeitig. Aus einem „gleich“ oder „später“ wird schnell ein „Ups, vergessen“. Um Stress und Streit zu vermeiden, helfen klare Absprachen.

Aufgabenverteilung positiv gestalten

Es liegt in der Natur der Sache: Bekommt ein Mensch ständig Aufgaben zugewiesen, die ihm widerstreben, geht er in die Opposition. Der Autor und Erziehungswissenschaftler Albert Wunsch aus Neuss erklärt: „Kinder verweigern sich, wenn Eltern dauernd etwas anordnen und für sie Dinge regeln.“ In der Dauerberieselung aus Befehlen, Bitten und Erinnern stellen Kinderohren irgendwann auf Durchzug.

Die Folge: Die Eltern sind genervt, die Kinder frustriert. „Die Aufgabenverteilung im gemeinsamen Familienleben sollte positiv und lebensnah gestaltet werden“, findet Wunsch. Das bedeutet jedoch nicht, den Kindern alle Aufgaben abzunehmen: „Wer immer alles hinterher räumt und abnimmt, lässt die Kinder keine eigenen Erfahrungen machen“, sagt Klaus Fischer, Familientherapeut bei der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Schmallenberg.

Ziele setzen

Doch um Verantwortung, Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit zu erlernen, bedarf es frühzeitiger Förderung. Wunsch hat dafür einen Trick: „Delegieren Sie keine Aufgaben, vereinbaren Sie Ziele!“ Anstatt immer wieder an den vollen Mülleimer erinnern zu müssen, sollten Eltern sich lieber einmal mit dem Nachwuchs an den Tisch setzen und klären: Welche Aufgaben möchtest du übernehmen? Wie kannst du das umsetzen? „Lassen Sie das Kind eigene Strategien entwickeln, wie es Aufgaben erledigen kann“, sagt Wunsch. Wichtig dabei: „Die Mithilfe im Haushalt sollte immer altersgerecht aufgebaut sein“, sagt Familien- und Kommunikationsberater Jan-Uwe Rogge.

Kindergartenkinder finden es toll, den Tisch decken zu dürfen oder beim Kochen zu assistieren: „Die Mithilfe ist spielerisch und sollte von den Eltern begleitet werden“, sagt Fischer. Ab dem Grundschulalter können die Kids bereits eigenständig kleine Arbeiten übernehmen, den Müll rausbringen oder die Geschirrspülmaschine ausräumen. Statt die Mithilfe als „Muss“ zu verkaufen, sollten Eltern laut Albert Wunsch lieber den Ehrgeiz wecken: „Vereinbaren Sie partnerschaftlich mit Ihrem Kind, was es leisten kann.“ Zu diesem Eltern-Kind-Pakt gehören auch Konsequenzen, wenn die Aufgabe bis zum vereinbarten Zeitpunkt nicht erfüllt beziehungsweise vergessen wird.

Konsequenzen vereinbaren

Während Fischer empfiehlt, dem Kind den übervollen Mülleimer auch mal sichtbar vor die Zimmertür zu stellen, glaubt Wunsch an die Vernunft und den Ehrgeiz beim Kind: „Wenn Sie im Vorfeld eine Konsequenz vereinbaren, die ihr Kind unbedingt vermeiden will, wird es den Müll so schnell nicht stehen lassen.“  Rogge erklärt das kindliche „Aufschieberitis-Gen“ wie folgt: „Kinder sind sehr lustbetont, vergessen Pflichten eben schnell. Dahinter steckt keine böse Absicht.“

Statt gleich zu ermahnen und zu drohen, sollten Eltern deshalb lieber freundlich erinnern, dabei aber auch feste Grenzen setzen. Statt unklarer Fragen, wie „Bringst du heute noch den Müll raus?“ sei es besser deutlich zu formulieren: „Bitte bring jetzt den Müll raus!“ Verlängert der Nachwuchs dann ständig mit einem unkonkreten „gleich“, helfe ein freundliches, aber bestimmtes: „Nein, jetzt!“ „Zur Not wird dann eben auch mal das WLAN ausgeschaltet.“

Die Tricks der Eltern

  • auch mal fies sein
  • vollen Mülleimer vor die Kinderzimmertür stellen
  • Konsequenzen für nicht erledigte Aufgaben vereinbaren
  • dreckige Wäsche aufs Bett legen

Belohnungen motivieren

Familientherapeut Fischer findet, dass es nicht nur Konsequenzen, sondern auch Belohnungen geben sollte: „Kinder brauchen schließlich auch positives Feedback, wenn sie sich an die Regeln halten.“ Für fünfmal Zimmeraufräumen könnten Eltern zum Beispiel eine Belohnung ausgeben. Welche Art der Aufgabenverteilung Eltern auch wählen: „Es wird immer wieder Momente geben, in denen der Haussegen schief hängt“, sagt Fischer.

„Aufräumen und Ordnung ist in allen Familien eine ‚Neverending-Story‘, bei der nur locker bleiben hilft.“ Auch Wunsch empfiehlt, nicht zu streng zu sein: „Überprüfen Sie auch mal die eigenen Erwartungen und fragen Sie sich, ob diese für das Leben Ihres Kind angemessen sind.“

Überforderung oder Machtkampf

Wenn Kinder oder Jugendliche Aufgaben nicht erledigen, sollten Eltern sich fragen, was dahinter stecken könnte. Ein Sechsjähriger kann nicht die gleichen Aufgaben übernehmen wie ein Zehnjähriger.
Manchmal steckt aber auch Rebellion dahinter. Psychologen empfehlen in diesem Fall, hart zu bleiben. Denn wenn Eltern selbst aufräumen, um den Konflikt zu umgehen, schaukelt sich das Problem nur weiter hoch.

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