Igelauffangstation Hermsdorf


Verletzt, durstig, hungrig“, beschreibt die 72-jährige Sybille Ressel aus Hermsdorf bei Berlin die typischen Symptome verletzter Igel, mit denen sie täglich konfrontiert wird. Problemfälle gibt es genug. Jedoch weiß kaum einer, wie mit den kleinen Säugern umzugehen ist. Verlass ist auf Igelauffangstationen, in denen die Igel versorgt und behandelt werden. Sybille Ressel macht sich die Betreuung der Tierchen täglich zur Aufgabe. Hierzu zählt die Reinigung der Boxen, in denen die Igel hausen, sowie deren Desinfektion mit einer selbst angemischten Lösung. Auch Verpflegung und medizinische Versorgung müssen bei jedem Vierbeiner gewährleistet sein. Da Igel Insektenfresser sind, bieten sich Obst und Gemüse hier nicht an.

Vielmehr wird auf Lebendfutter gesetzt. Würmer, Maden und Bienenlarven werden mit Haferflocken vermengt und den Igeln in Futternäpfen angeboten. „Heutzutage bin ich völlig berührungsunempfindlich geworden, kann also die Würmchen auch anfassen, früher eben noch nicht“, sagt die Hermsdorferin, die schon seit Jahrzehnten für den Igelschutz im Einsatz ist. Ausgebildet wurde sie zur Säuglings- und Kinderkrankenschwester, ein Beruf, den Ressel mit großer Freude verfolgt hat. Später schloss sie ein Studium zur Heilpädagogin ab. Ihre Leidenschaft findet die Rentnerin allerdings vor rund 25 Jahren in der ehrenamtlichen Tätigkeit des Arbeitskreises Igelschutz. „Das ist bestimmt schon 40 Jahre her, da habe ich mal einen Igel gefunden und wusste nicht wohin“, erzählt sie vom Beginn ihrer Leidenschaft für die Tierchen. Damals verstarb das gefundene Wildtier an den Folgen eines Giftes, das der Igel in einem nahe liegenden Garten zu sich nahm. Mit der Aufnahme eines anderen Igels veränderte sich das Leben Ressels schlagartig, denn seitdem befasst sie sich ausgiebig mit der Igelrettung. Heute dient die Igelauffangstation in der Olafstraße 17 in Hermsdorf als Bühne für ihr bemerkenswertes Engagement. Rund hundert Igel werden hier gleichzeitig betreut und behandelt, Tendenz steigend. Die unglaubliche Flut an verletzten Tieren zwingt die Mitglieder sogar zur Aufnahme der Schützlinge in die eigenen vier Wände. So betreut Sybille Ressel dieses Jahr 16 Igel im eigenen Heim. Während die Station noch vor einigen Jahren bereits im Juni nahezu leer stand, ist diese heutzutage über das ganze Jahr rappelvoll. „Wir wildern fünf aus, und am nächsten Tag sind schon wieder fünf verletzte da“, sagt sie.

Mähroboter als tödliche Gefahr

Die Gründe für die hohe Zahl an hilfebedürftigen Igeln sind vielfältig. Die wohl häufigste Ursache ist Futtermangel. Durch zunehmend steril gehaltene Gärten ist die Ansammlung von Insekten kaum noch möglich, es mangelt dem Igel also an einer Futterquelle. Zwingt die zunehmende Kälte den Igel nun in den Winterschlaf, in dem alle Lebensprozesse auf ein Minimum beschränkt werden, so besteht die Gefahr, dass dieser zwar einschläft, im Frühjahr allerdings nicht mehr aufwacht, da es an Fett- und Energiereserven mangelt. Auch aufgrund des Klimawandels verhungern immer mehr Igel. Durch verhältnismäßig hohe Temperaturen in den frühen Wintermonaten gehen viele Igel statt im Oktober erst im Dezember in den Winterschlaf. In den Monaten vor dem verspäteten Winterschlaf mangelt es an Nahrung. Eine weitere Gefahr stellen Mähroboter sowie Rasenkantenschneider dar. Das Tier wird bei der Nutzung schnell übersehen. Resultat sind fehlende Gliedmaßen bis hin zum Tod des Igels. Auch auf Gifte sollte im Garten verzichtet werden. Deren Verzehr endet meist nicht nur für Insekten, sondern auch für den stacheligen Vierbeiner tödlich.

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