Imker kämpft gegen Unwissen


Ich rede mit meinen Bienen“, antwortet Dietmar Wiech aus Aalen seiner Frau, wenn sie ihn mal fragt, mit wem er denn reden würde, obwohl anscheinend sonst keiner am Bienenstand zu sehen ist. Für ihn ist seine Bindung zu den Bienen gleich stark wie die zu seinem Hund. Er spricht mit ihnen und fragt sie hin und wieder, wie es ihnen geht. „Ich mache das nicht als Hobby oder Beruf, ich mache das aus Berufung“, sagt er über sein Imkern. Seit zehn Jahren geht der 59-Jährige dieser Berufung nach und besitzt 15 Bienenvölker an zwei Standorten.

Einer dieser Standorte ist der Bienenschaugarten Essingen, einer Gemeinde im Ostalbkreis zwischen Aalen und Schwäbisch Gmünd. Dort geben Imker und Bienenliebhaber ihr Wissen über die Honigbienen weiter und bieten ihnen ein artgerechtes Leben im Garten. Der andere Standort befindet sich in Aalen-Hofherrnweiler als mobiler Bienenwagen, der jedes Jahr zu den Feldern gebracht wird. „Wir wollen nicht nur reden, wir wollen was bewegen!“ ist ihr Motto. Den Bienenschaugarten besuchen vor allem Kindergarten- und Schulgruppen. Wiech will, „dass Kinder die Wertigkeit der Bienen lernen“. Und er will ihnen zeigen, was jeder Einzelne tun kann, um den Bienen zu helfen. Die Kinder sollen den Honig im Supermarkt nicht mehr als selbstverständlich betrachten, sondern die Arbeit der kleinen Tiere wertschätzen.

Mit einer Patenschaft unterstützen

„In unserem Ökosystem sind die Bienen durch ihre Bestäubungsleistung nicht wegzudenken. Deshalb sollten sie mehr geschätzt werden für das, was sie für uns machen.“ Einige Kinder kommen später zurück in den Garten, um dort ihren Geburtstag zu feiern. Für Wiech ist es besonders schön, wenn sie keine Angst mehr vor den Bienen haben, sondern sie voller Begeisterung mit einer Lupe beobachten. Die Wertschätzung für die Bienen, die hier den Kindern beigebracht werden soll, spürt man, wenn er über seine Bienen spricht. Das zeigt sich besonders daran, dass er diese Bienen nicht nur aus Gewinngründen, sondern wirklich aus Liebe zu ihnen hält. Mit dem Finanziellen sei es sowieso nicht so einfach. Vor seiner Leidenschaft für Bienen arbeitete Dietmar Wiech als Holztechniker und Schreinermeister. Für seine Bienen hat er diesen Beruf aufgegeben. Nur durch den Verkauf des Honigs würde er die Futterkosten für seine Bienen nicht bezahlen können. Deshalb sagt er: „Imker kann man nur aus Begeisterung machen.“ Allerdings hat er trotzdem Wege gefunden, wie andere ihn unterstützen können. Auf eine Idee kam er im Gespräch mit Kunden, die selbst keine Bienen halten können, aber ihnen trotzdem etwas Gutes tun wollen. Der Gedanke kreiste um eine Eselpatenschaft, bei der man einen Esel mit Geldspenden unterstützt. Dieses System hat Wiech einfach auf seine Bienen übertragen. So können Bienenliebhaber jetzt für 60 bis 1000 Euro im Jahr ihn und seine Bienen durch eine Patenschaft unterstützen. Solch eine Spende helfe auch viel mehr, als einen eigenen Bienenkasten ohne das nötige Wissen aufzustellen. Laut Wiech sei Imkern gerade im Trend, und viele würden sich mit guter Intention einen Bienenkasten holen und denken, sie könnten so den Bienen helfen.

Trotz guter Intention schaden sie den Bienen

Allerdings seien diese Bienenkastenbesitzer oft nicht ausreichend zum Beispiel über Krankheiten der Bienen informiert und würden so den Bienen leider schaden. Beispiele für solche Erkrankungen sind die Amerikanische Faulbrut, die sogar als Bienenseuche eingestuft wird, oder die Varroose, die durch Varroamilben hervorgerufen wird. Ergreift der Imker da nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen, so kann ein ganzes Bienenvolk erkranken und sterben. Wenn also ein unausgebildeter Bienenhalter Krankheiten nicht erkennt, dann verbreiten sie sich schnell und befallen auch Bienenvölker von professionellen Imkern. So schadet man den Bienen trotz der guten Intention. Stattdessen könne man mit der Patenschaft Bienen unterstützen, die professionell gepflegt werden. Als Dank für die Spenden führt Wiech jeden Monat ein Bienentagebuch, das dann an alle Paten weitergeleitet wird, damit sie direkt nachvollziehen können, wohin ihr Geld fließt. Auch eine Honigkostprobe bekommen sie als Dank. So kann der Imker das Futter für seine Bienen bezahlen.

Wiech geht es vor allem um die Vermittlung von Wissen und das Wohlbefinden der Bienen. Denn er bräuchte um die 600 Bienenvölker, damit sich die Arbeit wirklich lohnen würde. Allerdings will er das gar nicht, denn in diesen Massen seien meist die einzelnen Bienen egal, und nur der Gewinn zähle. Für ihn zählt jedes einzelne Tierchen im Superorganismus Bienenstock. „Mir tut es schon weh, wenn ich eine nicht sehe und aus Versehen verdrücke, da entschuldige ich mich auch direkt“, sagt er.

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