Japans Mega-Hit „Your Name“: Bis der Komet einschlägt


Teenie-Liebe in Anime – so einfach könnte man es sich mit einem Urteil machen. Doch nicht umsonst ist „Your Name“ Japans erfolgreichster Animationsfilm aller Zeiten. Jetzt kommt die Geschichte in die deutschen Kinos.

Zwei Fremde. Ihre Blicke treffen sich. Vielleicht fahren sie Bahn, vielleicht Aufzug. Vielleicht hält einer von ihnen gerade eine Tasse Heißgetränk mit den Händen fest umschlossen. Vielleicht taumeln sie an der Poolbar ineinander. Jedenfalls ist es Liebe auf den ersten Blick. Was im echten Leben – Hand aufs Herz – wohl in den seltensten Fällen vorkommt, ist im Kino der Stoff, aus dem die großen Liebesepen gewebt sind. Makoto Shinkai dreht den Spieß um. Seine Hauptfiguren werden in sich in „Your Name“ vielleicht nie treffen.

„Ich hasse diese Stadt. Ich hasse dieses Leben“, schimpft Mitsuha, wie Teenager nun mal schimpfen. „Im nächsten Leben möchte ich ein gut aussehender Junge in Tokio sein.“ Und während die meisten ihrer Altersgenossen in Sachen Traumerfüllung auf die eigene Volljährigkeit, eine passable Ausbildung und ein bisschen Kontostand warten müssen, bekommt sie prompt, was sie will. Nur anders. Gerade noch im schnarchigen Dorf an Großmutters Seite den Familienschrein gepflegt, erwacht Mitsuha in der japanischen Hauptstadt im Körper von Großstadtschönling Taki – und andersrum.

„Your Name“ ist eine dieser Körpertausch-Geschichten. Mit ungläubigen Brustmassagen und unerwarteten Leistungen an der Nähnadel ist der Film nicht ganz gefeit vor Genre-Albernheiten und Geschlechter-Klischees. Auch muss man sich daran gewöhnen, dass Anime offenbar sexuell suggestive Zooms auf die Körper Minderjähriger zulässt. Lässt man Sehgewohnheiten entsprechend beiseite, wird es richtig gut.

„Your Name“ zum Mitträumen

So ein Körpertausch ist ja schon an sich eine vergleichsweise rätselhafte Angelegenheit. Bei Mitsuha und Taki gibt es aber ein paar Besonderheiten. Sie tauschen nicht komplett, sondern nur an zwei Tagen die Woche. Und zurück im eigenen Körper schwinden die Erinnerungen an den Gastaufenthalt unmittelbar. Insbesondere der Name des jeweils anderen will nicht im Gedächtnis bleiben. Und so bleibt ein Treffen der beiden ungewiss. Falscher Körper, falscher Ort und schließlich die falsche Zeit werden Mitsuha und Taki einander fernhalten. Nur wenn sie das Rätsel um Takis Kraterzeichnungen und einen Kometen lösen, haben sie eine Chance.

Sie mögen keine Teenie-Filme? Keine Schmonzetten? Nichts Animiertes? Und bitte auch nichts mit Wundern und Schicksal und solcherlei? Spätestens wenn in „Your Name“ der Himmel explodiert, wird es auch um Ihr Herz herum ein bisschen eng. Nicht Liebe ist das Motiv, das Shinkais Geschichte trägt. Wenngleich er Liebe auf ganz wunderbare Weise entwirft, wurzelnd in Intimität, nicht in Anziehung, sich entfaltend als Entscheidung, nicht als Fügung. Es ist nicht Liebe, sondern Sehnsucht. Sie treibt in „Your Name“ die Charaktere voran und sie entbrennt auch im Zuschauer, sobald er sich in den Bildern des Films verliert. Sehnsucht indiziert ein Fehlen und verspricht Zukunft. „Your Name“ ist zum Mitträumen.

„Your Name. Gestern, heute, für immer“ läuft am 11. und am 14. Januar in den deutschen Kinos.

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