Jugendliche: Jugendstudie von Zukunftsinstitut zeigt drei Trends

Sind sie angepasste Spießer oder politisch engagierte Weltverbesserer? Die gegenwärtige Generation von Jugendlichen wächst in einer Phase massiver gesellschaftlicher Umbrüche auf und wird den Wandel weiter vorantreiben. Das Zukunftsinstitut von Matthias Horx hat aktuelle Erkenntnisse zusammengetragen und drei Trends identifiziert.

Zwar schrumpfe der Anteil Jugendlicher an der Gesellschaft, aber ihre Bedeutung nehme zu. Davon ist Christian Schuldt vom Zukunftsinstitut in Frankfurt überzeugt. Vor allem „als Seismographen gesellschaftlicher Wandlungsprozesse und als Vorreiter von Lebensweisen“, schreibt er in seiner Studie „Youth Economy“.

Jugendforscher erkennen drei Trends für die nähere Zukunft: Alte Menschen leben wie junge, auf der Karriereleiter überholen Frauen die Männer, materieller Besitz verliert an Bedeutung.

Ewige Jugend – auch für 70-Jährige

Jugendlichkeit sei ein „generationenübergreifendes Lifestyle-Prinzip“ geworden. 70-Jährige könnten in der digitalen Netzwerkgesellschaft auf die gleichen Lebensstile zurückgreifen wie 20-Jährige. Manch alter Mensch lebe jugendlicher als ein junger. Das Verhältnis zwischen den Generationen werde partnerschaftlicher. Jugendforscher Klaus Hurrelmann formuliert es so: „Junge Leute werden zu Experten im Umgang mit Offenheit und Unsicherheit. Dies färbt auf die ältere Generation ab.“

Generation Y: Kinder einer unsicheren Welt

Unsicherheit und Offenheit ist nach Ansicht Hurrelmanns prägend für die von 1985 bis 2000 geborenen jungen Leute. Terror, die Nuklearkatastrophe von Fukushima und eine „Welt, in der man noch nicht weiß, ob man in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt hineinkommt“, nennt er als Ursachen. Die Folge: „Eine suchende, sondierende Haltung, aber auch eine gewisse Wurschtigkeit. Das Richtige gibt es nicht mehr.“ Dazu komme das Digitale als Selbstverständlichkeit. Die Unterscheidung zwischen Real und Fiktiv erscheine der Generation Y als unsinnig. „Wenn ihr Smartphone ausfällt, ist die Welt weg.“

Generation Z: selbstbewusst und verwöhnt

Zur „Generation Z“ zählen Forscher Kinder und Jugendliche, die nach 2000/2001 zur Welt kamen. Sie sind nicht mehr von der Unsicherheitserfahrung geprägt. Dies gilt auch für den Arbeitsmarkt: „Künftig bewerben sich Firmen bei jungen Mitarbeitern, nicht umgekehrt“, ist Schuldt überzeugt. Dies färbe auf die Lebenseinstellung und die Mentalität ab, sagt Hurrelmann. Diese Generation werde selbstbewusster und ruhiger, „vielleicht auch ein bisschen verwöhnter“. Vorstellbar seien Haltungen wie bei der Null-Bock-Generation, aber auch mehr politisches Engagement. „Sie müssen sich nicht mehr so um ihr eigenes Verbleiben kümmern.“ Damit hätten sie den Kopf frei für gesellschaftliche Fragen.

Junge Frauen auf der Überholspur

Die Auflösung geschlechtsspezifischer Rollenbilder und Karrierepläne ist laut Schuldt bereits ein prägendes Merkmal bei Jugendlichen. „Junge Frauen sind heute technikaffiner denn je – und tendenziell besser ausgebildet als junge Männer.“ Dies schlage sich auch in den Studiengängen nieder, sagt Hurrelmann. „70 Prozent der Medizinstudenten sind weiblich.“ Viele Unternehmen merkten bereits, dass Frauen vom Berufsleben andere Vorstellungen hätten: „Sie wollen nicht um jeden Preis Karriere machen, sie wollen einen interessanten Arbeitsplatz, sie wollen allerdings auch Familie und Beruf miteinander verbinden, und sie wollen in Teams arbeiten und keine sturen Hierarchien.“

Nutzen statt besitzen

Die digital orientierte Jugend ist laut Schuldt Vorreiter der Sharing-Mentalität, die sich immer mehr an dem Prinzip „Nutzen statt Besitzen“ orientiert. „Nachdem die Wirtschafts- und Berufskrise in den Augen der jungen Leute weg ist, ist das Thema Umwelt wieder ganz oben auf der Rangordnung“, meint auch Hurrelmann. Dazu gehöre nicht nur eine sichere, natürliche Umwelt mit gesunder Ernährung und neuen Konsummustern, sondern Gesundheit als Maßstab. „Psychisch, körperlich, sozial flexibel und fit sein, das zählt ganz stark.“

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