S-Süd/S-Mitte – Jeder Bericht über Spiel- und Aufenthaltsflächen für Kinder und Jugendliche in der Stuttgarter Innenstadt belegt eine Tatsache mehr als deutlich: Es gibt zu wenige davon. Umso ärgerlicher für die Jugendräte von Süd und Mitte ist, dass sie eine Fläche, die ihnen seit Jahren versprochen worden ist, plötzlich gar nicht mehr bekommen sollen: den Bereich unter der Paulinenbrücke. Die Stadtverwaltung hat nämlich das Nutzungsrecht für die Fläche einem Investor übertragen.
Dabei gibt es seit 2008 konkrete Planungen dafür, einen kleinen Teil des Rupert-Mayer-Platzes mitsamt der Fläche unter der Paulinenbrücke für Jugendliche umzugestalten. Die Umsetzung wurde jedoch mit Bekanntwerden der Großprojekte Gerber und Pauline 21 hintenangestellt. Aktuell sind nun lediglich Tiefgarageneinfahrten, Parkplätze und ein Café für die Fläche unweit der Marienkirche im Gespräch.
Dagegen wehren sich die Jugendräte, sie wollen den Bereich selbst nutzen können. Bis vergangene Woche dachten sie auch noch, dass sie dazu eine Chance haben. In einer gemeinsamen Sitzung der Jugendräte von Süd und Mitte nämlich präsentierte Andreas Hellmann vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt den Jugendlichen die Planung von 2008. Dass die Stadt über die Fläche unter der Paulinenbrücke gar nicht mehr verfügen kann, davon war am Mittwoch keine Rede.
Darin ist sich Möhrle mit Rupert Kellermann, dem Bezirksvorsteher von Süd, einig. „Da ist etwas grundsätzlich schief gelaufen“, sagt Kellermann. Er will das Thema schnellstmöglich wieder auf die Tagesordnung des Jugendrats setzen, damit diese wissen, unter welchen Voraussetzungen sie überhaupt diskutieren können.
Regelrecht empört ist Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin von Mitte. Sie hatte an der gemeinsamen Sitzung der Jugendräte teilgenommen und die Jugendlichen in ihrem Ansinnen unterstützt, den Platz für sich zu reklamieren. Dass das Tiefbauamt, in dessen Besitz die Fläche ist, gar nicht mehr das Nutzungsrecht hat, darüber war auch sie nicht informiert. „Ich bin völlig verärgert“, sagt Kienzle, angesprochen auf die veränderten Gegebenheiten.
Da Gerber und Pauline unabhängig voneinander geplant werden, spricht derzeit zudem einiges dafür, dass es – parallel zueinander – zwei getrennte Zufahrten zu den jeweiligen Tiefgaragen gibt. „Wenn dem so wäre, fällt die Fläche unter der Paulinenbrücke für die Jugendlichen weg und die Stadt muss sowohl für die Jugendlichen in Süd als auch für die in Mitte Ersatzflächen anbieten“, fordert Kienzle.
Noch kein neuer Platz für die Drogenabhängigen
Gedanken muss sich die Stadt auch noch über eine andere Gruppe machen: die Drogenabhängigen, zu deren angestammtem Treffpunkt der Platz unter der Paulinenbrücke geworden ist. Von den laufenden Bauarbeiten haben sich die Junkies nicht vertreiben lassen; sie campieren momentan am Rupert-Mayer-Platz rund um den Treppenabgang in Richtung Marienstraße.
Die Befürchtung, dass die Drogenabhängigen sich weiter unterhalb der Paulinenbrücke treffen wollen, ist auch einer der Gründe, warum derzeit von Investoren und Teilen der Stadtverwaltung so fieberhaft an alternativen Nutzungen für die Fläche gearbeitet wird. Für Frank Lebsanft von der Projektentwicklungsgesellschaft Phoenix, die das Gerber betreut, ist wichtig, dass die Menschen sich auch in der Umgebung des Gerber sicher genug fühlen, um die Einkaufsmöglichkeiten dort gerne zu nutzen. Obwohl das Gerber eigene Pläne für die Fläche in der Schublade hat, spricht aus Lebsanfts Sicht nichts gegen eine Nutzung der Fläche von Jugendlichen. „Das findet bei uns Unterstützung“, sagt er.
Das letzte Wort, was die Fläche unterhalb der Paulinenbrücke anbelangt, ist längst nicht gesprochen. Heute Abend diskutiert der Bezirksbeirat Mitte das Thema.
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Die Covid-19-Pandemie führt auch dazu, dass mehr Menschen mehr Zeit an Monitoren verbringen. Besonders unter Heranwachsenden verdoppelt sich in dieser Zeit die Zahl der Mediensüchtigen, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. In Zukunft muss dringend gegengesteuert werden, fordern Experten.
Etwa 680.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland sind einer Studie zufolge süchtig nach Computerspielen und sozialen Medien. Diese Zahl habe sich während der Corona-Pandemie mehr als verdoppelt, heißt es in einer gemeinsamen Untersuchung der Krankenkasse DAK und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.
Der Anteil der Minderjährigen, die Suchtverhalten bei Social Media aufweisen, stieg demnach seit dem Jahr 2019 von 3,2 auf 6,7 Prozent. Bei der Nutzung von Computerspielen kletterte die Quote von damals 2,7 Prozent auf 6,3 Prozent im vergangenen Jahr.
Für die Studie wurde eine repräsentative Gruppe von 10- bis 21-Jährigen aus rund 1200 Familien zu ihrem Umgang mit digitalen Medien befragt. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa führte dafür den Angaben zufolge im Zeitraum von drei Jahren deutschlandweit in insgesamt fünf Wellen Befragungen durch.
Warnung vor den Folgen
Die Ergebnisse sind nach Einschätzung von DAK-Vorstandschef Andreas Storm alarmierend: „Wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, rutschen immer mehr Kinder und Jugendliche in die Mediensucht, und der negative Trend kann nicht mehr gestoppt werden.“
Vor allem männliche Jugendliche zeigten sich der Untersuchung zufolge anfällig: Während die Geschlechterverteilung bei der Abhängigkeit von sozialen Medien noch relativ ausgeglichen ist, sind von einer sogenannten Gaming-Sucht zu zwei Dritteln Jungen betroffen. Von den Kindern und Jugendlichen, deren Nutzung von digitalen Spielen als problematisch gilt, sind 68,4 Prozent männlich.
Im Vergleich zum Lockdown im Frühjahr 2020 haben sich den Angaben zufolge Nutzungszeiten von Computerspielen zwar wieder reduziert, aber sie liegen noch immer deutlich über dem Vor-Corona-Niveau. Im September 2019 wurden an einem Werktag durchschnittlich 78 Minuten bei Computerspielen verbracht, bei der bislang letzten Befragung im Juni 2022 waren es 113 Minuten. Auch bei Social Media ist die Nutzungsdauer rund 35 Prozent höher als im Herbst 2019.
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E ine Studie der Organisation Humana People to People schätzt, dass Kleidung einen Anteil bis zu zehn Prozent an den Gesamtumweltschäden durch Verbraucher habe. Die Organisation hat in Portugal eine gleichnamige Verkaufskette eröffnet, die sich für den Kampf gegen den Klimawandel einsetzt: ein Verbund von Secondhandgeschäften, die eine große Vielfalt an gebrauchter Kleidung anbieten. Jeder kann dort Textilien spenden, die nach Qualität sortiert werden. Ein Teil wird in den Geschäften, ein anderer an Recyclingunternehmen verkauft. Durch dieses Kreislaufwirtschaftsmodell werden 16.470 Tonnen CO2 in Portugal jährlich eingespart. Außerdem hat es soziale Ziele. Ein Teil des Gewinns wird in Entwicklungsprojekte in Guinea-Bissau und Mosambik investiert. In Portugal gibt es derzeit 20 Geschäfte, hauptsächlich in Lissabon und Porto. Eine kleine Umfrage in zwei Geschäften in Porto, in den Straßen Rua de Júlio Dinis und Cedofeita, an einem Sonntag zeigt, dass die Kundschaft sehr unterschiedlich ist: Es gibt Alt wie Jung, mehr Frauen als Männer, Portugiesen und internationale Kunden, Menschen mit hohem Qualitäts- und Markenanspruch und Kunden, die das Ausgefallene suchen, sowie viele, die eben nur preiswerte Kleidung kaufen wollen. Es gibt mehr Angebote für Frauen und mehr Kundinnen.
Elegante, ältere Kundin zur „Happy Hour“
Die Kleidung ist grob nach Größe und Kategorien wie Hosen, Blusen oder Jacken geordnet. Die Anordnung wirkt leicht konfus, die Suche nach bestimmten Stücken ist nicht immer einfach. Der Geruch ist etwas streng. Eine junge Frau sucht für sich ausgefallene Einzelteile, sie sei aus der Ukraine und lebe seit sechs Monaten in Portugal, wo sie in der Textilbranche arbeite in Kooperation mit einem ukrainischen Designer. Humana finde sie interessant wegen der günstigen und der teils einzigartigen Kleidung, die sie gern für sich selbst zusammenstelle. Sie weist auf ein asymmetrisch geschnittenes Midikleid in Pastelltönen, das sie gerade anprobiert hat und mit einer gestrickten beigen Stola kombinieren will. Auch eine der Verkäuferinnen sagt, sie studiere Modedesign und kaufe nur in Secondhandgeschäften ein. Das sei günstig und abwechslungsreich. Als Studentin habe sie ohnehin nicht so viel Geld. Im Geschäft in der Rua de Júlio Dinis erzählt die junge brasilianische Verkäuferin Débora, dass einige Kunden täglich, manche sogar mehrmals am Tag nach Neuigkeiten suchten. Diese Kauflust sei, laut einer eleganten, älteren Kundin, die um die Ecke wohnt, durch die täglichen Sonderangebote in der „Happy Hour“ stimuliert. Diese Dame bringt auch gern gebrauchte Kleidung, um die gute Sache zu unterstützen. Für viele scheint der preisgünstige Einkauf ein wesentlicher Faktor zu sein, was man angesichts der Krise und bei relativ geringen Löhnen gut verstehen kann.
Klimakrise, Inflation und Spartendenz
Andererseits kommen auch viele internationale Kunden. Eine ältere, lebhafte Spanierin mit wilden Haaren in Begleitung ihrer schicken Tochter hält ein Plädoyer für den nachhaltigen Konsum von Kleidung. Sie hat vom Konzept von einer ihrer in Lissabon lebenden Töchter erfahren und sei begeistert. Die Tochter kommt mit einem roten Kleid aus der Umkleide, sie bedauert, dass es leider in Galizien solche Geschäfte nicht gebe, sondern nur die „mercadillos“, Open-Air-Kleidermärkte. Eine in Portugal lebende Deutsche findet dieses Projekt grundsätzlich gut, vermisst aber kleinere Secondhandboutiquen, die sie aus Deutschland kenne. Sie stört, dass es in diesen Geschäften etwas müffele, was nicht gerade einladend sei. Gefragt nach der Zukunft, antworten einige, dass Humana und ähnliche Geschäfte vermutlich eine steigende Nachfrage wecken werden, vor allem angesichts der Klimakrise und der Dringlichkeit des nachhaltigen Konsums. Des Weiteren trägt die weltweite Inflation und Wirtschaftskrise zu einer Spartendenz bei, sodass viele eher auch mal secondhand statt immer nur das Neueste kaufen. Die freundliche, galizische Dame vermutet: „Vielleicht werden wir alle noch einen anderen Lebensstil erlernen und auf unsere Ressourcen besser achtgeben. Vielleicht leben wir dann gar nicht schlechter.“
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Mit brachialer Gewalt unterdrückt das iranische Regime die jüngsten Proteste im Land. Auch Kinder, die an den Demos teilnehmen, sollen laut Amnesty International grausamen Foltermethoden ausgesetzt sein. Ziel sei es, den Protest der Jugend zu brechen.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat sechs Monate nach Beginn der jüngsten Protestwelle im Iran grausame Folter an Kindern und Jugendlichen dokumentiert. Demonstrantinnen und Demonstranten seien Schlägen, Auspeitschungen, Elektroschocks, Vergewaltigungen und anderer sexueller Gewalt durch Geheimdienste und Sicherheitsbehörden ausgesetzt gewesen, berichtete Amnesty in einem Bericht. Laut Amnesty zielt die Gewalt darauf, die Jugend des Landes zu unterdrücken und ihren Protest zu brechen. Dieter Karg, Iran-Experte bei Amnesty in Deutschland, sagte laut Mitteilung: „Es ist abscheulich, dass Beamte ihre Macht auf diese Weise gegenüber schutzbedürftigen und verängstigten Kinder missbrauchen, ihnen und ihren Familien schwere Schmerzen und Ängste zufügen und sie mit schweren körperlichen und seelischen Narben zurücklassen.“
Amnesty dokumentierte Gewalt vom Zeitpunkt der Festnahme, wo Kinder und Jugendliche in den Gefängnistransportern geschlagen und in den Haftanstalten gefoltert wurden. Dazu zählten auch Elektroschocks an Genitalien, die erzwungene Verabreichung unbekannter Tabletten sowie schwere Drohungen. Bevor sie freigelassen wurden, drohten Staatsbeamte den Kindern oft mit der Verhaftung ihrer Verwandten, falls sie sich beschwerten.
Amnesty fordert Freilassung der inhaftierten Kinder
Laut Amnesty International wurden auch Kinder gefoltert, die nicht älter als zwölf Jahre waren. Ihren Bericht stützen die Menschenrechtler auf Zeugenaussagen Dutzender Inhaftierter und Angehöriger. Angesichts der überwiegend jungen Protestteilnehmer geht Amnesty davon aus, dass Tausende Kinder inhaftiert waren. Erst vor wenigen Tagen hatte Irans Justiz offenbart, dass mindestens 22.000 Demonstranten festgenommen worden waren. Ein Großteil der Protestteilnehmer soll inzwischen freigekommen sein. Genaue Zahlen gibt es von staatlicher Seite nicht.
Auslöser der jüngsten Protestwelle im Iran war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Die 22-Jährige wurde Mitte September von den Sittenwächtern wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen und starb wenige Tage später im Polizeigewahrsam. Zu Beginn richteten sich die Proteste noch gegen die Kopftuchpflicht. Später forderten die Demonstranten den Sturz der Islamischen Republik. Inzwischen zeigt sich die politische und geistliche Führung wieder selbstbewusst. Vor allem die junge Generation protestierte jüngst. Der Großteil soll nicht älter als 25 Jahre gewesen sein. Seit der Protestwelle im Herbst steht Irans Führung unter Druck wie noch nie seit der Islamischen Revolution 1979.
Auch Monate nach den Aufständen setzen viele Frauen ihren Protest in anderer Form fort, etwa durch das demonstrative Ignorieren der Kopftuchpflicht. Amnesty forderte eine Freilassung der inhaftierten Kinder und appellierte an die internationale Staatengemeinschaft: „Da es keine Aussicht auf wirksame unparteiische Untersuchungen der Folter von Kindern in Iran gibt, fordern wir alle Staaten wie auch die Bundesregierung auf, universelle Gerichtsbarkeit über iranische Beamte auszuüben“, sagte Dieter Karg von Amnesty.
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