Naturwissen von Kindern erschreckend schlecht

Jugendreport Natur 2016Naturwissen von Kindern erschreckend schlecht

Stuttgart – „Geh nach draußen spielen.“ Was in den 1970er und 1980er Jahren für Kinder noch eine ganz normale Ansage der Mutter war, würde heute viele Kids ratlos zurücklassen. Draußen spielen? Was soll ich da? Mit wem soll ich spielen? Da ist doch niemand. Lieber gehe ich zu meinem Freund und wir gucken eine DVD an oder holen die Spielkonsole raus. Natur, Wald und Wiesen sind vielen Heranwachsenden fremd und Eltern suspekt. Was da nicht alles passieren kann? Da lauert der „böse Mann“, man macht sich schmutzig, kann sich verletzen und ist aus dem Blickfeld. Besser die Kids spielen im Kinderzimmer, wo sie unter Kontrolle sind.

Natur ist heute für viele Kinder und Jugendliche das, was Australien im 18. Jahrhundert für den berühmten britischen Seefahrer und Entdecker James Cook war: „Terra incognita“ – ein unbekanntes Land. „Die Entfremdung von der Natur nimmt immer stärker zu. Das Interesse an ihr ist deutlich zurückgegangen, ja verloren gegangen“, sagt Rainer Brämer. Seit mehr als drei Jahrzehnten untersucht der Soziologe, Jugend- und Naturforscher aus der hessischen Gemeinde Lohra bei Marburg das Verhältnis des modernen Menschen zur Natur.

Zum siebten Mal hat der 72-Jährige jetzt den Jugendreport Natur veröffentlicht. Dafür befragten Brämer und seine beiden Mitstreiter, der Biologie-Didaktiker Hubert Knoll von der Universität Köln und der Waldpädagoge Hans-Joachim Schild 1253 Schüler der Klassenstufen sechs und neun in Nordrhein-Westfalen. Für ihren letzte Jugendreport Natur 2010 hatten die Forscher noch Schüler aus sechs Bundesländern befragt. „Die Ergebnisse aus alle sieben Studien zeigen, dass die zunehmende Naturentfremdung ein bundesweites Phänomen ist und nicht auf nur einzelne Bundesländer zutrifft“, erklärt Brämer.

Die Fragen zielten wie schon in den vergangenen Umfragen auf das Alltagswissen der Kinder in puncto Natur die Art und Häufigkeit ihres Kontakts etwa bei Waldspaziergängen oder in den Ferien sowie ihr Naturverständnis. „Das Ergebnis ist in vielerlei Hinsicht erschreckend“, schreiben die Autoren in ihrem Report „Natur Nebensache?“ Simple Wissensfragen können immer weniger Jugendliche richtig beantworten. Stattdessen neigen sie zu einem verklärten Naturbild. Fast drei Viertel der Heranwachsenden bejahte die pauschale Aussage: Was natürlich, ist gut?“ 77 Prozent meinten, dass Tiere die gleichen Lebensrechte wie Menschen besitzen. Und 51 Prozent glauben, dass „Bäume eine Seele haben“.

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