Portos Esskastanienverkäufer


In der Stadt Porto fallen sie wegen ihrer weißen Lieferwagen, der winterlichen Klamotten und der altmodischen Mützen auf. In der kühleren Jahreszeit sind sie an Orten zu finden, wo es viele Passanten gibt: Kastanienverkäufer. João Santos steht sechs Monate lang im Jahr täglich hinter seinem Wagen und begrüßt die Kunden mit Scherzen und guter Laune. Sein Vater hat ihm das beigebracht, den er als Kind zum selben Standort an der Atlantik­küste begleitete. Im Sommer steht er am selben Platz und verkauft Speiseeis. Die Kastanien kommen aus Trás-Os-Montes, einem Gebiet hinter den Bergen im Nordosten, und werden von den Liefe­ranten für etwa fünf Euro je Kilogramm verkauft. Die Esskastanien wach­­sen auf Bäumen und fallen, sobald sie reif sind, in ih­ren stachligen grü­nen Hüllen zu Boden. Die darin liegenden Früchte sind flach und laufen spitz zu. Drei Arten stechen unter den Esskastanien heraus: Longal, Sativa und Martaínha, diese sind unter den Kennern die beliebtesten.

5000 Euro teurer Stahlwagen

Laut Adolfo Santos, der seit acht Jahren einen Kilometer entfernt von seinem jüngeren Bruder arbeitet, hat die Familie keine Geheimrezepte zur Zubereitung. Das Einzige, was man brauche, sei ein anständiger Wagen, der das Rösten ermögliche. Es handelt sich dabei um einen 5000 Euro teuren Stahlwagen, den sogenannten Holzkohleröster, der durch seine mit brennender Holzkohle gefüllte Ablage den hohen Stahltopf auf sonst schwer erreichbare Temperaturen er­hitzt. Sein Bruder João verweist auf die entscheidende Einstellung. „Das Ge­heimnis ist die Freude am Beruf. Wenn uns das, was wir machen, nicht gefällt, läuft alles schief. Wenn uns das, was wir machen, gefällt, läuft alles gut.“ Beim herrlichen Kastaniengeruch und der portugiesischen Schlagermusik aus dem Radio fällt es dem schnurrbärtigen Mann leicht, die Arbeit zu genießen. Er schneidet die Früchte auf einer Seite an, etwa zwölf Minuten lang bestreut er die Maronen im Topf immer wieder mit Salz. Das Kochsalz gibt der Edelkastanie ihre helle Farbe und den typischen Ge­schmack. „Sehen Sie, wie ich ab und zu eine Kastanie in die Hand nehme? Man überprüft es: Wenn sie hell ist, dann ist sie fertig.“ Frisch geröstet werden die Kastanien in einer Box gesammelt, um in kleinen Tü­ten verkauft zu werden. Das gewünschte Ergebnis ist eine gelbliche, runzlige Kastanie, die sich von ihrer knusprigen Schale leicht entfernen lässt.

Inácio macht das seit 32 Jahren

Ihr Aroma kann Santos nicht beschreiben, er sagt, es seien „einfach Kas­tanien“. Seine Familie ist eine unter vielen an­deren, die in Portugal vom Verkauf ge­rösteter Kastanien le­ben. Auf der anderen Seite der Stadt finden Ma­nuel und Inácio Teixeira für 3,50 Euro je Dutzend treue Kunden. Der ältere Inácio macht das schon seit 32 Jahren. Der tägliche Verkauf liegt bei 20 bis 53 Dutzend. Im Sommer bieten sie auf Jahrmärkten Ka­rus­sellfahrten an und verkaufen Popcorn und andere Süßigkeiten. Ab Oktober widmen sie sich dem Kastanienverkauf. „Mir macht beides gleich viel Spaß, weil man unterschiedliche Leute trifft“, sagt Inácio. Die Vergabe der Standplätze wird jedes Jahr von der Gemeinde neu entschieden.

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