Radikalisierungsberater – Nachfrage steigt

Was tun, wenn Jugendliche sich plötzlich radikalen islamistischen Predigern anschließen? Das Bundesamt für Migration hilft seit zwei Jahren betroffenen Angehörigen. Der Bedarf ist groß.

Jugendliche, die in die radikale islamistische Szene abdriften und Eltern, die ratlos zusehen: Immer mehr solcher Fälle landen bei der „Beratungsstelle Radikalisierung“ des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Seit Anfang 2012 haben die Experten die Familien von 250 Jugendlichen beraten, Und die Nachfrage steige: Allein seit Jahresanfang fielen 50 neue Fälle an. 900 Anrufer hätten sich bisher mit Hilferufen an die Hotline gewandt. Die vom Bundesinnenministerium finanzierte Beratungsstelle sei in Europa einzigartig.

Verzweifelte Mütter und Geschwister nutzen Hotline

Meist sind es Eltern, Geschwister, Partner oder Freunde, die sich an die Hotline wenden. Am häufigsten rufen verzweifelte Mütter an. Die drei Mitarbeiter der zentralen Stelle in Nürnberg vermitteln die Anrufer dann an eine der vier regionalen Beratungsstellen in Aschaffenburg, Berlin, Bremen und Bochum.

Kommunikation wieder kitten

Die Experten dort versuchen meist, die gestörte Kommunikation zwischen Eltern und Kindern zu kitten. Die Leiterin der Berliner Beratungsstelle „Hayat“, Claudia Dantschke, erklärte, die Jugendlichen würden oft durch innerfamiliäre Probleme in die Hände von radikalen Islamisten wie etwa Salafisten getrieben. „Dort fühlen sie sich dann emotional aufgehoben, akzeptiert und verstanden.“ Die Gründe, warum sich ein Jugendlicher von den Eltern ab- und dem radikalen Islam zuwende, seien vielfältig, etwa zu wenig elterliche Aufmerksamkeit oder ein zu autoritärer Erziehungsstil.

Das ist die Zielgruppe

70 Prozent der betroffenen Jugendlichen seien männlich, zwei Drittel zwischen 18 und 24 Jahren alt. Viele Betroffene seien Deutsche, sagte Schmidtke. Es sei also bei weitem kein Ausländerphänomen.

Manche Eltern seien arbeitslos, andere Ärzte. Brennpunkte für die radikale islamistische Szene in Deutschland seien Nordrhein-Westfalen, Hessen, Berlin, Hamburg und Bremen, aber auch der süddeutsche Raum, sagte Schmidtkes Kollege Florian Endres. Allein aus Nordrhein-Westfalen kamen 80 der 250 beratenen Familien, in Bayern waren es bisher 30.

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