Rafik Schami und Claudia Ott


Ich bin froh, dass ich keinen x-beliebigen Namen wie Georg oder Abdullah als Pseudonym genommen habe“, sagt der syrische Erzähler Suheil Fadel, vielmehr bekannt als Rafik Schami. Rafik bedeutet Freund, Genosse oder Wegbegleiter, und Schami heißt Damaszener auf Deutsch, also heißt sein Name „Freund aus Damaskus“. Diesen Namen wählte er schon damals in Damaskus, als er im Untergrund schrieb. Der 75-Jährige grauhaarige Brillenträger mit hoher Stirn wuchs im christlichen Viertel der Altstadt von Damaskus auf. Er trägt einen Schnurrbart. Schamis dunkle Augen haben einen freundlichen Ausdruck, während kleine Falten seine Mundwinkel umspielen. „Damaskus kann man nur lieben, weil sie wie Rom eine Stadt ist, die Fremde immer schnell aufnahm. Und sie hat eine uralte Geschichte, das merkt man an allen Ecken“, sagt er. Sie ermöglicht ein einzigartiges Zusammenleben der Kulturen. Dort leben viele ethnische und religiöse Gemeinschaften wie Juden, Kurden, Griechen, Armenier, Türken, Tscherkessen, Palästinenser, etliche Konfessionen der Muslime und Christen, Jesiden, Drusen und Atheisten zusammen.

Halb verdurstet und verhungert

Schami lebt seit 1971 in Deutschland. Heute wohnt er mit seiner Ehefrau, der Zeichnerin und Autorin Root Leeb, und seinem Sohn in der Pfalz. Schon immer war er fasziniert davon, wie gute Erzählungen ein Publikum verzaubern können, es zum Lachen oder sogar zum Weinen bringen: „Ich träumte davon, Menschen mit der Schönheit des Wortes zu verzaubern.“ Er sieht den Ursprung der Neigung zum Wort der arabischen Völker in der Wüste. Anders als in Europa, wo das Auge immer angeregt ist und die Hand zur Nachahmung der Natur animiert, ruht das Auge in der Wüste, und die Zunge wird aktiv, um Farben in die Einöde zu bringen. Halb verdurstet und verhungert erzählten die Nomaden von Paradiesen, wo Honig, Milch und Wein fließen. Deshalb hat Schami einmal geschrieben, die Wüste habe uns die geheime Farbe der Worte geschenkt.Schami ist Erzähler geworden, weil er von den Erzählerinnen und Erzählern im Innenhof fasziniert war, die meist abends wunderbare Geschichten erzählten und ihr Publikum verzauberten, dass gestandene Männer weinten und lachten wie Kinder. „Ich werde nie vergessen, wie eine Frau ihrem heulenden Mann immer wieder sagte: ‚Das ist doch nur eine Geschichte.‘ Und sie selbst weinte leise“, sagt der Autor.

Damaskus ist die Stadt des Jasmins, da es diese Blume dort überall gibt. Die ganze Stadt riecht danach, und es gibt fast kein Haus, wo diese Blume nicht am Balkon oder neben der Haustüre steht. Die alten Häuser erzählen selbst alte Geschichten von den Menschen, die dort früher gelebt haben. Wenn man genau hinschaut, sieht man viele alte Fenster. Auch zwischen den Häusern gibt es sie, also von einem Wohnzimmer zum Wohnzimmer des Nachbarn. Diese Fenster waren von beiden Seiten verschließbar. Wenn sie das Fenster öffnen wollten, haben sie von ihrer Seite aufgeschlossen und geklopft, um mit den Nachbarn zu tratschen. Eine Straße wurde dadurch wie eine große Familie. Ein anderer Brauch war, dass man volle Teller mit Essen zum Nachbarn gab und ebenso volle Teller mit anderen Speisen zurückbekam.

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