Strausberger Bergsteiger

Strausberger Bergsteiger

Im normalen Leben ist Dietmar Kuhl eher unscheinbar. Er ist nicht sehr groß, wirkt eher still. Mal geht er Rad fahren oder mal ein wenig wandern. So wie man sich einen Rentner eben vorstellt. Doch das Hobby des 69-Jährigen ist außergewöhnlich. Dietmar Kuhl aus Strausberg reist in ferne Länder und bezwingt einige der höchsten Gipfel der Welt. In Peru, Nepal, den Alpen, Ecuador, Frankreich, Italien oder in der Türkei, dort fühlt er sich wohl. Konditionstraining und weite Wege nimmt er gerne in Kauf, um die Schönheit der Natur von ganz oben sehen zu können. In Europa, Asien, Afrika und Südamerika war er schon. Angefangen hat alles 1988 in der Hohen Tatra, in der heutigen Slowakei, erzählt er: „Ein Familienurlaub war es damals, aber es hat mich so fasziniert, dass mich die Sehnsucht nach weiteren Reisen gepackt hat.“ Seine erste Reise auf einen anderen Kontinent führte ihn nach Nepal. Seinen 50. Geburtstag feierte er im Basiscamp des 8849 Meter hohen Mount Everest. Es war ein unvergessliches Erlebnis inmitten des Basiscamps, während er an seinem Geburtstag eine atemberaubende Umgebung zwischen den höchsten Gipfeln der Welt zu Gesicht bekam.

Stella Point auf 5730 Meter Höhe

Den schönsten Moment auf einer Reise erlebte der ehemalige Automechaniker genau zehn Jahre später: Bei seiner Reise nach Afrika, auf der er auch den 4566 Meter hohen Mount Meru bestieg, hatte er sich auf einen ganz besonderen Moment vorbereitet. Er wollte unbedingt den 5895 Meter hohen Kilimandscharo besteigen. Bis zum 3950 Meter hohen Barranco-Camp schien der Aufstieg noch ohne Strapazen ablaufen zu können. Doch als sie die berüchtigte Barranco-Felswand überwinden wollten, wurde es langsam problematischer. Diese Felswand ist durch schwierige Kletterpassagen gekennzeichnet. Doch auch Eis erschwerte ihnen den Weg. „Am Einstieg in die Barranco-Felswand stellten wir fest, dass der Fels an vielen Stellen mit neuem Eis überzogen war.“ Danach war das 4600 Meter hoch gelegene Barafu-Camp ihr Ziel. „Das Wetter wurde wieder zunehmend schlechter, und Regen und Schnee waren auf dem Weg unsere Begleiter ins Lager.“ Auch dort sollten die Probleme kein Ende nehmen. „Wir mussten da aber feststellen, dass wir eingeschneit waren und es weiter schneite und in weiter Ferne ein Gewitter tobte.“ Trotzdem machten sie sich auf den Weg. „Wir hatten Glück, da drei andere Gruppen bereits vor uns aufgebrochen waren, und wir brauchten in dem steilen Gelände nur ihren Spuren zu folgen.“ Doch sie überholten die anderen Gruppen nach und nach. „Jetzt waren wir es, die bei diesem Schneechaos den richtigen Weg finden und die Spur treten mussten. Der Hang und dessen Steilheit wollten einfach kein Ende nehmen, dazu kamen immer wieder einige kleine Kletterpassagen, doch um 5 Uhr erreichten wir endlich Stella Point auf 5730 Meter Höhe.“

Zu Besuch bei Rentieren und Huskys

Sechs Stunden Aufstieg unter erschwerten Bedingungen lagen nun hinter ihm. „Morgens um 5.56 Uhr war es dann endlich so weit, ich stand an meinem 60. Geburtstag auf dem höchsten Berg Afrikas und hatte damit meinen zweiten Seven-Summit-Gipfel bestiegen“, sagt er. Zu den Seven Summits zählt man den jeweils höchsten Berg der sieben Kontinente. In Afrika ist es der Kilimandscharo. „Dann ging am Horizont die Sonne auf und färbte den Schnee in ein intensives Rot. Von allen Bergen, die ich bereits in der ganzen Welt bestiegen habe, wurde mir noch nie so ein grandioses Schauspiel geboten.“ Diese Besteigung ist nicht wie oft beschrieben ein Spaziergang. Es ist ein Kampf über viele Tage mit Steigungen, vereisten Felsen, schier endlosen Weiten, gegen die Naturgewalten aus eisiger Kälte, Regen, Schnee und vor allem ein Kampf gegen den inneren Schweinehund. „Aber diese atemberaubende Schönheit mit allen gewonnenen Eindrücken hinterlässt unauslöschbare Spuren im Gedächtnis.“

Seine letzte Reise ist jetzt coronabedingt schon zwei Jahre her. „Mein Ziel war Lappland. Geplant waren drei kleine Bergbesteigungen auf schöne Aussichtsgipfel, Wanderungen durch Moore und Wälder sowie Kanu- und Fahrradtouren.“ Auch Rentiere und Huskys haben sie besucht. „Alles Schöne hat leider auch mal ein Ende, und so brachte uns der Flieger zurück in unsere Heimat. Das macht mich mehr als traurig. Aber genauso wie alles Gute ein Ende hat, hat auch alles Schlechte eins, und die Pandemie wird irgendwann vorbei sein. Bis dahin werde ich meine nächsten Touren planen und mich auf meine nächste Reise freuen.“

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