Viel Arbeit, viele Ziegen: ein Paar und sein Biohof

Viel Arbeit, viele Ziegen: ein Paar und sein Biohof

Raus aufs Land, die Stadt hinter sich lassen! So etwas kommt heute immer seltener vor. Und wenn dann zwei Städter noch einen neuen landwirtschaftlichen Betrieb anmelden, gleicht das schon fast einem Wunder. Doch Henner und Steffi Heun aus Köln erfüllten sich einen Traum. Beide sind studierte Diplomgeologen. Mit ihrer damaligen Jobsituation waren sie unzufrieden. Es war nicht das, was sie sich vorgestellt hatten, denn sie wollten sinnvolle Landwirtschaft betreiben und entschieden sich, einen nachhaltigen Bauernhof zu gründen. Doch von der Idee bis zur Fertigstellung dauerte es einige Jahre. Allein die Suche nach einem geeigneten Standort zog sich vier Jahre hin – fündig wurden sie im idyllischen Dorf Irmenach im Hunsrück. Hier kauften sie einen alten Bauernhof inklusive einem Stück Land. Durch die gute Anbindung an die Tourismusregion Mosel sahen beide dort einen geeigneten zusätzlichen Absatzmarkt. Nachdem sie in ihrer alten Heimat alles verkauft hatten, zogen sie Mitte 2014 von der Stadt aufs Land, fest entschlossen, einen Bio-Ziegenhof zu gründen.

Auf der Roten Liste

Die Scheune des neuerworbenen Anwesens, die seit den 80ern nicht mehr genutzt wurde, musste komplett umgebaut werden. Wände wurden herausgebrochen, um sie offener zu gestalten. Das Endergebnis kann sich sehen lassen: Ein 300 Quadratmeter großer Stall für die Ziegen, mit direktem Zugang zum Melkstand und zum Außengehege. In einer weiteren Scheune baute das Paar einen Stall für seine Böcke, denn diese müssen von den Ziegen getrennt gehalten werden. Durch das neue, luftdurchlässige Scheunentor, das den ganzen Stall mit Licht durchflutet, spürt man ab und an eine Brise Landluft. Der Duft von frischem Stroh hat den Geruch nach frischer Farbe schnell verschwinden lassen. Nicht ganz so schnell konnten die Ziegen auf den Hof ziehen. Denn zuerst musste eine neue Landwirtschaft angemeldet werden. Die Ziegen konnten nach einem Jahr Lieferzeit im April 2015 einziehen. Henner und Steffi entschieden sich für die Thüringer Waldziege, die als echte deutsche Ziegenrasse auf der Roten Liste steht. Beide hoffen, durch ihre Züchtung etwas für den Erhalt der Rasse tun zu können.

Rufe nach Margoth sind keine Seltenheit

Jede Mutterziege und jeder Bock haben einen Namen. Daher sind Rufe nach Margoth oder Sarah keine Seltenheit. Zum Züchten von Jungtieren nutzten Henner und Steffi die geballte Manneskraft ihrer Böcke Bruno und Bandito. So wurde der Hof mit 48 Ziegen und zwei Böcken bestückt. Damit Henner und Steffi die Zicklein später gut verkaufen können und eine Inzucht vermieden wird, betreibt das Paar eine Herdbuchzucht. Alle Ziegen werden bei dem Ziegenzuchtverband registriert und in einen Stammbaum eingetragen. Außerdem wird die Milchleistung an 240 Tagen geprüft. Überschreiten Fett- und Eiweißgehalt einen bestimmten Wert, dürfen die Bocklämmer als offizielle Zuchtböcke eingesetzt werden. Im Frühjahr 2017 war es endlich soweit. Die ersten Zicklein erblickten das Licht der Welt. Als diese nach vier Wochen das erste Mal auf die Weide durften, sah man 80 kleine, wuschelige vierbeinige Lebewesen, wie sie tolpatschig vor sich hinsprangen. Sie ließen sich auf ihrem Weg von allem ablenken, was sie nicht kannten. So hielten es einige Zicklein nicht für notwendig, ihrer Gruppe zu folgen. Sie grasten lieber am Wegesrand. Nachbarn halfen, die Zicklein auf ihre Weide zurückzubringen.

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