Vincent aus Eltville auf Atlantik-Überfahrt

Vincent aus Eltville auf Atlantik-Überfahrt

Am Anfang hab ich Segeln gehasst und wollte zuerst auch nicht mit auf die Reise“, sagt Vincent Mühlhause. Seine spätere Leidenschaft wurde von seinen Eltern geprägt. Mit vier Jahren betrat der heute 18-Jährige zum ersten Mal das Deck eines Segelschiffes. Sein 21-jähriger Bruder überzeugte Vincent, auf die Segeltour mitzukommen. Auf der einjährigen Reise besuchte Vincent mit seinem Vater Stefan, einem Architekten, seiner Mutter, der Lehrerin Frauke Rellermaier, und seinem Bruder, der grade sein Abi gemacht hatte, mehr als sieben Länder sowie mehr als 20 karibische Inseln und das berüchtigte Bermudadreieck. Bevor es losging, gab die Familie eine große Abschiedsfeier in ihrer Villa am Rhein bei Eltville. Sie übersegelten mit ihrem Boot „Lykke“, einer Hallberg-Rassy 46 aus dem Baujahr 2003, die Nordsee, die Keltische See, den Nordatlantik und das Karibische Meer. Die für ihn interessanteste Insel war „Saint Martin“. Die halb französische und halb holländische Insel wurde 2017 von einem Hurrikan verwüstet und zu großen Teilen zerstört. „Als wir dort waren, sah man noch zerstörte Häuser und die Folgen des Hurrikans.“ Eines Morgens wachte Vincent auf, und das Deck war voll mit Asche, weil einmal in der Woche ein riesiger Haufen Müll verbrannt wird.

Kindheitstraum des Vaters

„Mein Vater hat sein ganzes Leben darauf hingearbeitet, es war für ihn eine Art Kindheitstraum, den er nie aus den Augen verloren hat“, sagt er. Ein besonderer Moment sei es gewesen, als er in der Karibik am Strand saß, sich grade eine „Piña Colada“ bestellte und ein Kolibri vorbeigeflogen kam und sich auf die Bar setzte. Sein schrecklichstes Erlebnis war ein Mastbruch mitten auf dem Atlantik. „Es war gegen vier Uhr nachts, als ein Schichtwechsel war. Mein Bruder und ich waren gerade mit unserer Schicht fertig und wollten uns schlafen legen, als ich eine laute Erschütterung hörte. Meine Mutter rannte zu uns und schrie, dass der Mast bricht. Mein Bruder und ich zogen uns schnell was an und rannten zum Deck.“ Ein Schockmoment. Jetzt hieß es Ruhe bewahren, da das Hauptantriebsmittel 5000 Meter tief im Atlantik versank. Ein Segelboot, das sie anfunkten, kam zu Hilfe und fuhr bis zum nächsten Anlegepunkt mit, wo sie dann für viel Geld einen neuen Mast kauften. Sie bewegten sich nun mit Hilfe des Bootmotors, der für Notfälle da war.

„Ich vermisste meine Freunde sehr“

Das Zusammenleben auf so engem Raum beschreibt Vincent als schwierig. „Auf dem Atlantik gab es keine Zeit für Konflikte und Streitigkeiten, da man jederzeit fokussiert sein musste, dafür entluden sich die ganzen angestauten Emotionen dann, als wir mal anlegten.“ Auf die Frage, wie es gewesen sei, komplett von der Außenwelt abgeschottet zu sein, antwortet er: „Eine schöne Scheiße, ich vermisste meine Freunde sehr, im Nachhinein war es aber gut, mal kein Internet zu haben, keine Ablenkungen und die Leute wie früher persönlich kennenzulernen und nicht übers Internet.“ Die Familie plant für 2023 eine Weltumseglung mit einer Überquerung des Atlantiks und des Pazifiks in mehreren Etappen. Dann wird Vincent seine Ausbildung als Industriemechatroniker abgeschlossen haben.

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