Wer das Niveau der Bundesliga kritisch beäugt, der durfte sich im Borussia-Park lange Zeit bestätigt fühlen. Gladbach und Hannover neutralisierten sich weitgehend, für Gefahr sorgten vor allem Standards. Bis zum Ende fiel kein Tor aus dem Spiel heraus, aber drei fielen dann doch noch – eines nach einem Freistoß, eines nach einer Ecke und eines durch einen Elfmeter. 2:1 hieß es für die Gastgeber, ein Ergebnis, das in der Schlussphase eigentlich Martin Harnik für die Gäste hätte besorgen müssen. Doch es war Thorgan Hazard, der mit seinem Strafstoß in der Nachspielzeit das Spiel entschied.
„Das ist Fußball, würde ich sagen. Die Jungs sind echt niedergeschlagen und traurig in der Kabine. Ich bin das, ehrlich gesagt, weniger. Denn wir haben eine richtig gute Leistung gezeigt“, sagte 96-Trainer André Breitenreiter, der die erste Niederlage hinnehmen musste, seit er seinen Heimatklub übernommen hat. Es ist ein typisches Bild: Der Verlierer kann seiner Mannschaft nicht richtig böse sein, der Gewinner weiß, dass er dem Rollentausch nur knapp entgangen ist. „Nach Harniks Chance wäre ich mit dem Punkt dann vielleicht zufrieden gewesen, kurz darauf hat Jannik Vestergaard aber die Riesenchance“, beschrieb Dieter Hecking das Wechselbad im Borussia-Park.
Dass Borussias Trainer letztlich wirklich zufrieden in die Länderspielpause gehen konnte, entschied sich auf höchst dramatische Weise. Vincenzo Grifo spielte einen Doppelpass mit Matthias Ginter und wurde von Salif Sané gelegt. Schiedsrichter Christian Dingert zeigte entschlossen auf den Elfmeterpunkt, kommunizierte aber trotzdem eine halbe Ewigkeit mit Videoschiedsrichter Wolfgang Stark in Köln, um dann selbst zum Monitor am Spielfeldrand zu laufen. Als alle so schlau waren wie zu Beginn der Szene, durfte Hazard anlaufen – und blieb so cool, dass Hecking ihn nachher als „Eisvogel“ bezeichnete.
Hecking verteidigt Videobeweis
Borussias Sieg hing also in vielerlei Hinsicht am seidenen Faden. Hecking stellte sich aber wieder einmal vehement hinter das Projekt Videobeweis. „Wir haben uns dazu für eine einjährige Testphase entschieden. Dass nicht immer alles glatt läuft, ist für mich normal. Nur wenn wir jedes Wochenende Druck aufbauen, dann wird’s nichts. Wir sind alle gefordert, dem Videobeweis die Chance zu geben, sich durchzusetzen“, sagte Hecking. Auch Breitenreiter hatte Schiedsrichter Dingert zuvor bescheinigt, dass er richtig gelegen habe.
So gingen beide Trainer nach der Pressekonferenz zufrieden auseinander. Breitenreiter wollte Sané keinen Vorwurf machen, weil der Verteidiger sein Team schon oft genug gerettet habe. „Er trifft in der Nachspielzeit leider die falsche Entscheidung und geht ins Tackling“, sagte er. Hecking wiederum bewertete die Gesamtlage als gut, obwohl seine Mannschaft nach dem 1:6 in Dortmund – und wohl auch wegen des 1:6 in Dortmund – 60 Minuten lang sehr risikofrei agiert hatte. „Elf Punkte aus sieben Spielen sind gut, wenn man gegen fünf der ersten acht Mannschaften in der Tabelle gespielt hat“, sagte Hecking. „Ich finde schon, dass wir im grünen Bereich sind. Jede Woche wird deutlich, dass man sich alles hart erarbeiten muss, auch heute wieder gegen einen guten Gegner.“
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