Mönchengladbach – Gladbach gegen Düsseldorf: Die Seitenwechsler


Mönchengladbach und Düsseldorf – das war schon immer eine spezielle Beziehung, nicht nur auf dem Fußballfeld. Hier die beschauliche Großstadt, die nach dem Abstieg der Textilwirtschaft harte Jahre hinter sich bringen musste und jetzt spürbar im Aufbruch ist. Dort die schillernde Landeshauptstadt, die immer etwas dicker aufträgt, aber international ist und ein Magnet für Investoren, große Unternehmen und viele Neubürger. Hier eine Stadt mit zwei Kernen und Hauptbahnhöfen, hohen Schulden, vielen ländlichen Strukturen mit wunderbarer Natur. Dort die pure Urbanität, an den Rändern garniert mit Dörflichkeit, finanziell stark und gespickt mit hochpreisiger Architektur.

So gegensätzlich die nur 30 Kilometer voneinander entfernten Städte scheinen, es gibt doch viele Verbindungen zwischen ihnen. Mönchengladbacher bewegen einiges in Düsseldorf, Düsseldorfer wechseln in führende Positionen in Mönchengladbach, mancher lebt hier und arbeitet dort, andere halten es umgekehrt. Der Wechsel gehört wie beim Fußball zum Konzept. Und einem der beiden Fußballvereine – oder sogar beiden – drückt jeder die Daumen.

Wer in Düsseldorf mit der Weißen Flotte auf dem Rhein unterwegs ist, weiß vermutlich nicht, dass die Chefin, Simone Küffner, aus Mönchengladbach stammt; aus Hardt, um genau zu sein. Gertrud Peters, Leiterin von Kunst im Tunnel (KiT) am Düsseldorfer Rheinufer, stammt ebenfalls aus der Vitusstadt. Oder Philipp Maiburg, der Düsseldorf mit dem Open Source Festival, einem Musikereignis der Extraklasse, bereichert – auch er ein gebürtiger Mönchengladbacher.

Gegenbeispiele gefällig? Da ist zum Beispiel Hans-Jürgen Schnaß. In Mönchengladbach kennt man ihn als den Mann, der die Stadt sauberer macht. Was aber schon fast vergessen ist: Schnaß kam einst aus dem Düsseldorfer Rathaus, wo er das Hauptamt geleitet hatte, und wurde in Mönchengladbach Beigeordneter für Personal und für Ordnung. Ordnung schafft er inzwischen mit der Mags, einer vor rund einem Jahr gegründeten Stadttochter. Schnaß‘ neues Metier sind jetzt Müll und Asphalt, Wälder und Parks. Er lebt nach wie vor in Düsseldorf – jedoch mit extrem möglicher Gladbach-Nähe, nämlich im westlichsten Stadtteil Heerdt. Der Sozialdemokrat ist Fortuna-Fan, weiß aber auch die erstklassigen Spiele der Borussia zu schätzen. Übrigens: Sein Vorgänger als Ordnungs- und Personaldezernent, Peter Holzenleuchter (CDU), war auch aus dem Düsseldorfer Rathaus gekommen, aus dem Büro des damaligen Oberbürgermeisters Joachim Erwin (CDU).

Auch der vorerst letzte Seitenwechsler vom Düsseldorfer ins Mönchengladbacher Rathaus ist ein einstiger Erwin-Vertrauter: Gregor Bonin. In Düsseldorf war er erst im OB-Büro für Stadtplanung zuständig, wurde 2006 zum Planungsdezernenten gewählt, was er neun Jahre blieb. Große Bauprojekte wie der Kö-Bogen in der City der Landeshauptstadt oder das neue Wohnquartier auf dem Derendorfer Güterbahnhof fielen in seine Verantwortung. Was in Düsseldorf viele nicht wussten: Bonin lebte all die Jahre in Mönchengladbach, wo sich manche Widrigkeiten der Landeshauptstadt relativierten und der Christdemokrat bereits manches mit anschob, wie den Masterplan.

Insofern passte es, dass 2015 der Ruf der Gladbacher CDU kam. Sie wollte das Schlüsselressort des Technischen Beigeordneten im Rathaus mit einem mutigen und forschen Stadtgestalter besetzen. Borussia-Fan Bonin wiederum kehrte Düsseldorf durchaus freudig den Rücken – zwischen ihm und dem neuen Oberbürgermeister, Thomas Geisel (SPD), stimmte die Chemie nicht. Jetzt krempelt Bonin Mönchengladbach in einem Tempo um, das manche atemlos macht, und gilt als Anwärter für den Posten des Stadtdirektors.

Den hatte in Düsseldorf drei Jahre lang ein Mönchengladbacher: Manfred Abrahams. Er war viele Jahre Kämmerer in Krefeld, wechselte 2010 in gleicher Position ins Düsseldorfer Rathaus und erhielt obendrauf die mächtige Position des Stadtdirektors. Die wiederum wollte Geisel sozialdemokratisch besetzen und lobte Abrahams 2015 weg in den Vorstand der Stadtwerke Düsseldorf. Mönchengladbach, die Stadt, in der Abrahams lebt und die er liebt, hat auf seiner Karriereleiter keine Rolle gespielt. Wobei: Fast wäre er mal Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft geworden. Das ist aber eine andere Geschichte. Eines ist dem Neuwerker Pflicht: Spiele der Borussia. Und das, obwohl bei den Stadtwerken Fortuna-Fans klar in der Mehrheit sind. Sogar das neue Kraftwerk wurde nach dem Klub benannt. Derby-Atmosphäre ist also am 24. Oktober garantiert.

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