Drei Tierärztinnen über ihren fordernden Berufsalltag

Drei Tierärztinnen über ihren fordernden Berufsalltag

Wind fegt durch den Offenstall in Heidesheim. Bei der braunen Ponystute setzt langsam die Wirkung der Beruhigungsmittel ein. Widerstandslos lässt sie sich Maulgatter und den Dentalhaltering anlegen. Die Pferdetierärztin und Inhaberin einer ambulanten Fahrpraxis mit Büro in Ingelheim Inka Kreling-Boysen kann mit der Behandlung beginnen. Nach sorgfältiger Untersuchung des Zahnzustandes entfernt die mit Stirnlampe ausgerüstete Tierärztin mit Schleifgeräten Kanten und Haken an den Backenzähnen der Stute, dann korrigiert sie die Fehlabnutzung der Schneidezähne.

Ungeplante Extraktion des Schneidezahns

Die 55-Jährige mit blondem, kurzem Haar erklärt, dass das Pferd bei zu langen Schneidezähnen einen starken Druck aufbauen muss, um die Backenzähne miteinander in Kontakt zu bringen. Ziel der Behandlung ist es, dass sich Ober- und Unterkiefer leicht gegeneinander verschieben lassen und die Backenzähne dabei einen guten Kontakt aufbauen. Nur so sind eine physiologische Kaubewegung und ein gleichmäßiger Abrieb der Zähne möglich. Bei der Routinekontrolle muss eine ungeplante Extraktion des oberen linken Schneidezahns vorgenommen werden. Aufgrund typischer Symptome stellt sie bei der Stute eine schmerzhafte, entzündliche Erkrankung der Schneide- und Backenzähne fest, bei der es zu einer Auflösung der Zahnhartsubstanzen und übermäßiger Ersatzbildung von Zahnzement kommt: Das Zahnfleisch zieht sich zurück, es bildet sich Zahnstein, das führt zu einer Lockerung des Zahns. Nach der Extraktion verschließt die Veterinärin das Zahnfach mit einer Tamponade und klärt über den Fortgang der Behandlung auf. Sie verschreibt ein Medikament, das als Entzündungshemmer und zur Schmerztherapie dient.

Sie müssen viel dokumentieren

Die Zahnpflege ist nur eine von vielen Behandlungsleistungen, die ein Tierarzt täglich ausführt. Der Alltag ist individuell gestaltet. Dabei hänge es unter anderem von Größe und Inventar der Praxis oder Klinik ab, ob Patienten ambulant oder stationär behandelt werden, macht die auf Verhaltenstherapie für Hund und Katze spezialisierte Tierärztin einer Kleintierpraxis in Mainz-Drais Gabriele von Gaertner deutlich. Neben niedergelassenen Praxen gibt es ambulante Fahrpraxen, die sich auf Hausbesuche beschränken. „Unabhängig von der Praxisform kommt neben der praktischen Arbeit auch Verwaltungs- und Dokumentationsarbeiten ein hoher Stellenwert zu“, sagt von Gaertner. Die Dokumentationstätigkeit ist unter anderem aus forensischen Gründen, für Verlaufskontrollen, die Apothekenführung, Abrechnungen und das Personalwesen notwendig. Ohne diese wäre das ständig wachsende Fachwissen nicht umsetzbar.

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