Felix Finkbeiner will die Welt retten

Mit neun Jahren pflanzte Felix Finkbeiner seinen ersten Baum. Wenig später gründete er die mittlerweile weltweit aktive Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet. Heute gehört der siebzehnjährige Schüler aus Bayern zu den prominentesten Klimaschützern, findet sogar vor der UNO Gehör. Jetzt fordert er gemeinsam mit anderen Jugendlichen das Wahlrecht für Kinder mit dem Ziel, der jungen Generation mehr Mitspracherecht in der Politik zu verschaffen. Ein ungewöhnlicher junger Mann mit Visionen, der aber dennoch ziemlich bodenständig geblieben ist.

Wie tausende andere Jugendliche hat Felix an seiner Schule, der „Munich International School“ in Starnberg, gerade ziemlich viel zu tun. Klassenarbeiten werden geschrieben, wichtige Prüfungen müssen am Jahresende abgelegt werden. Soweit unterscheidet sich der Siebzehnjährige, der mit seinen Eltern und seinen beiden Schwestern in der kleinen bayrischen Gemeinde Uffing lebt, nur wenig von gleichaltrigen Gymnasiasten – wenn da nicht sein leidenschaftlicher Einsatz für das Weltklima und die Zukunft der Kinder wäre.

Bäume pflanzen für eine bessere Welt

Begonnen hat alles vor über sieben Jahren in der Schule. Da war Felix neun Jahre alt: „Ich musste ein Referat über die Klimakrise halten“, erzählt er im Bayrischen Rundfunk. „Damals hab ich von Wangari Maathai erfahren, einer Friedensnobelpreisträgerin aus Kenia, die in 30 Jahren 30 Millionen Bäume gepflanzt hat, zusammen mit ganz vielen anderen Frauen. Dadurch kam die Idee, dass wir auch Bäume pflanzen können.“

Den Anfang macht einen kleiner, von den Schülern finanzierter Zierapfelbaum vor dem Schulgebäude. Nicht viel später gründete Felix mit Unterstützung seines Vaters die Initiative Plant-for-the-Planet mit dem Slogan: „Wir pflanzen Bäume für eine bessere Welt. Hilf uns Kindern unsere Zukunft zu retten“.

Sie traten eine Lawine los. Die Resonanz war riesig, was sicherlich auch damit zusammenhing, dass der Initiator so jung war. Mittlerweile sind zwischen Japan und Südamerika fast 13 Milliarden weitere Bäume dazugekommen. Rund 30.000 junge Mitstreiter aus 44 Ländern, die in Plant-for-the-Planet Akademien ausgebildet wurden, unterstützen das Projekt. Bis 2020 sollen eine Billion (1000 Milliarden) Bäume neu gepflanzt werden.

„Wir sind die Generation, die das Problem ausbaden muss“

So wurde Felix innerhalb kurzer Zeit zum Repräsentanten einer mehrheitlich von Kindern getragenen Initiative, die durch ihre Pflanzaktionen nicht nur sensibilisieren, sondern dazu beigetragen will, eine drohende Klimakatastrophe abzuwenden. „Sich um die Klimakrise zu kümmern, ist auch deshalb so wichtig“, erklärt der junge Zukunftsaktivist im Gespräch mit t-online.de, „weil wir die Generation sein werden, die das Problem ausbaden muss. Denn die Natur braucht etwa 25 Jahre, um auf Veränderungen wie auf den wachsenden CO2-Ausstoß zu reagieren. Deswegen ist unser Engagement auch eine Art Egoismus.“

Besonders stört Felix, dass die Mächtigen der Welt zwar seit langem die Probleme kennen, aber nicht genug dagegen unternehmen. „Auf den vielen Umweltkonferenzen seit 1992 – das ist länger, als die meisten von uns alt sind – diskutieren alle Verantwortlichen immer nur“, beklagt er sich. „Dann werden aufgrund von kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen Entscheidungen, die die Erderwärmung bremsen könnten, wieder und wieder verschoben, ohne eine länderübergreifende Einigung zu erzielen.“

Auf der ganzen Welt wirbt der „Klimaretter“ für seine Ziele

Mit dieser kritischen Botschaft wird der mittlerweile altgediente Jung-Aktivist nun seit Jahren weltweit zu Vorträgen eingeladen. So fehlte er in den letzten Jahren öfter in der Schule, was seinen guten Noten jedoch bisher nicht schadete. In dieser Zeit durfte er Erfahrungen machen, die für einen Heranwachsenden seines Alters eher untypisch sind: Über seine wichtige Mission sprach er bereits auf Klimakonferenzen, vor dem Europäischen Parlament und sogar vor der UN-Vollversammlung – immer perfekt vorbereitet und im allerbesten Englisch.

Aber Felix‘ Zeit ist begrenzt. Damit er nicht zu viele Fehltage in der Schule ansammelt, übernehmen nun mehr und mehr Botschafter von Plant-for-the-Planet angefragte Vorträge. Außerdem ist es ihm ein Anliegen, seinen CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Daher versucht Felix, gerade bei Anfragen aus dem Ausland, die Forderungen von Plant-for-the-Planet per Videobotschaft oder Liveschaltung zu vermitteln.

Wahlrecht für Kinder und Jugendliche

Für Felix sind diese Anerkennung und das öffentliche Interesse an ihm kein Grund, abzuheben und sich auf seinen Erfolgen auszuruhen. Obwohl der junge Bayer mehr als ausgelastet ist, treiben ihn gerade neue Ideen um. Zusammen mit andere Kindern und Jugendlichen will er vor dem Bundesverfassungsgericht durchsetzen, dass das Wahlalter in Deutschland gesenkt wird.

„Unser Anliegen ist deshalb von großer Bedeutung“, betont Felix, „weil junge Menschen so nicht mehr von politischen Entscheidungen ausgeschlossen wären. Bisher wird vor allem für die zunehmende Anzahl der über 55-jährigen Wähler Politik gemacht. Das hat zur Folge, dass es für diese große Altersgruppe Wahlgeschenke gibt, wie jetzt etwa die Rentenreform, deren Finanzierung aber leider auf Kosten der jüngeren Generation geht.“

In der Praxis schwebt Finkbeiner folgendes Wahlmodell vor: Jeder Mensch sollt sein Wahlrecht ausüben dürfen, sobald er selbst es kann und möchte – unabhängig vom Geburtstag. Es könnte also eine reguläre Altersgrenze von 16 oder 14 geben, ab der man offiziell zur Wahl geladen wird. Wer aber schon vorher seine Stimme abgeben möchte, um so die eigene Zukunft frühzeitig mitgestalten zu können, kann sich im Rathaus seines Wohnortes ins Wählerverzeichnis eintragen. Wann die Richter in Karlsruhe über diese Forderungen entscheiden werden, ist noch unklar.  

„Wir müssen unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen“

Ginge es nach Felix Finkbeiner und seinen Altersgenossen, müssten Politiker dem globalen Gerechtigkeits- und Armutsproblem genauso wie der Rettung des Weltklimas einen viel höheren Stellenwert einräumen. Immerhin verhungerten auf der Erde täglich 30.000 Menschen. Und rund eine Milliarde Erdenbewohner müssten mit nur einem Dollar am Tag auskommen.

„Wir können die Dinge nur in weltweiter Zusammenarbeit lösen, auch weil wir durch die Globalisierung immer mehr zu einer einzigen großen Gesellschaft werden. Deshalb wünsche ich mir, dass es eines Tages eine weltumspannende, demokratische Ordnung gibt, bei der auch Kinder und Jugendliche ein Mitspracherecht haben. Wir müssen unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen. Und das das Tollste dabei ist, dass jeder seinen Beitrag dazu leisten kann, den konkreten Problemen und Bedrohungen entgegenzuwirken. Zum Beispiel durch Bäume pflanzen.“

Die nächste größere Herausforderung, die auf Felix Finkbeiner zukommt, sind nächstes Jahr die Abiturprüfungen. Gemessen an dem, was er sonst schon bewegt hat und vielleicht noch bewegen wird, dürfte das aber einer seiner leichteren Übungen sein.

Weitere Informationen unterhttp://www.plant-for-the-planet.org

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