Fortuna Düsseldorf – „Dieses Team hat eine größere Kulisse verdient“


Wer Fortuna Düsseldorf besucht, erlebt bislang Woche für Woche wahre Fußball-Spektakel. An der Tabellenspitze strahlt es in rot und weiß. Die Heimschwäche der vergangenen Saison scheint abgeschüttelt. Zwei Siege und ein torreiches Unentschieden gab es zum Auftakt in der Esprit-Arena zu sehen. Auch die wegen der frühen Anstoßzeit so ungeliebten Freitagsspiele mussten zuletzt andere Teams austragen. Es gibt für Fortuna-Fans derzeit also wenig Gründe, die Arena zu meiden. Trotzdem wird es auf den Rängen nicht voll. Ein Anhänger brachte es bei Twitter auf den Punkt: „Dieses Team hat eine größere Kulisse verdient.“

Falls es jemand noch nicht mitbekommen hat oder noch einmal bestätigt haben möchte: Dieses Team hat eine größere Kulisse verdient. #f95

— F95digest (@KitoschK) September 10, 2017

Fortuna ist mit fünf Siegen (einer davon im DFB-Pokal) und einem Unentschieden in die Saison gestartet – eine historische Bestmarke in der 2. Bundesliga. 20 Tore gab’s in den sechs Partien zu sehen, davon 14 für die Rot-Weißen. Man kann schon sagen: Verlierer sind all diejenigen, die zu Hause geblieben sind und diese begeisternden Spiele verpasst haben.

25.686 Zuschauer sahen im Schnitt die drei Heimspiele

Die Zuschauerzahlen enttäuschen: 25.686 Fans sahen im Schnitt die ersten drei Heimspiele der Fortuna. Zum Vergleich: In der vergangenen Spielzeit, als man beinahe in die Drittklassigkeit abrutschte, kamen im Schnitt mehr Zuschauer, nämlich 25.975. „Nur“ 26.341 Besucher bevölkerten beim 3:2 (1:0) im Spitzenspiel gegen Union Berlin die Ränge. Und das, obwohl man als Spitzenreiter der 2. Bundesliga gegen einen traditionsreichen Publikumsmagneten und Aufstiegskandidaten angetreten war. Die knallbunten Sitzschalen können maximal den TV-Zuschauer täuschen. Zum Saisonauftakt gegen Braunschweig waren 25.492 Fans da, am 3. Spieltag gegen Kaiserslautern 25.227. Fortuna kämpft seit Jahren mit sinkenden Zuschauerzahlen.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig. Die Euphorie flachte nach dem bitteren Bundesliga-Abstieg 2013 ab. Danach blieb der sportliche Erfolg aus. Identifikationsfiguren wie Andreas „Lumpi“ Lambertz wurden abgegeben, regelmäßig wechselten die Trainer, die Diva vom Rhein lebte im Chaos. Und einige Fans verloren das Vertrauen. Friedhelm Funkel rettete die Düsseldorfer zweimal vor dem Abstieg. Von Hurra-Fußball konnte keine Rede sein. Bis jetzt. Denn das, was die Rot-Weißen auf den Platz bringen, ist es wert, gesehen zu werden.

Usami zieht japanische Fans an

Die erste Halbzeit gegen Berlin war furios. Ein Fan twitterte: „Sehr geiler Fußball“. Ein anderer: „Das sieht nach Fußball aus.“ Und ein weiterer ergänzte: „Ich kann mich kaum erinnern, wann ich zuletzt so eine tolle Fortuna gesehen habe!“ Als die Flingerner in der 90. Minute dann das 3:2 erzielten, explodierte das Netz. Und auch die Fans in der Arena flippten aus, darunter zahlreiche Japaner, die Fortuna-Zugang Takashi Usami unterstützten. Schließlich ist die japanische Gemeinde in der Landeshauptstadt riesig – und fußballbegeistert.

In der Zuschauertabelle der 2. Bundesliga steht Fortuna ordentlich da, keine Frage. Nur der 1. FC Nürnberg und Dynamo Dresden toppen die Gesamtzahl von 77.060 Zuschauern. Allerdings haben manche Klubs auch erst zwei Heimspiele absolviert, die Tabelle ist also verzerrt. Und die Platzierung der Fortuna darf nicht über die Zahlen hinwegtäuschen, die es zu verbessern gilt.

Am Ende der vergangenen Saison gelang das übrigens mit einer speziellen Aktion. Das Motto: „Alles aus Liebe – Alle ins Stadion.“ Der Zweitligist bot allen Dauerkarteninhabern Tickets für fünf Euro (Stehplatz) und zehn Euro (Sitzplatz) an – gültig für alle Kategorien. Bis zu vier Tickets je Dauerkarteninhaber konnten pro Partie zum Sonderpreis gekauft werden. Zum Aufstiegsendspiel gegen Erzgebirge Aue waren am 34. Spieltag 37.320 Besucher in der Arena. Ausverkauft (54.600 Plätze) war ein Fortuna-Spiel letztmals in der Saison 2013/14 gegen den 1. FC Köln.

Übersicht: Die Zuschauertabelle der 2. Liga

Erfolg macht anziehend, das war schon immer so. Fortuna muss Vertrauen zurückgewinnen. Das geht nicht über Nacht, aber es geht mit solchen Leistungen. Geduld ist gefragt. Fest steht: Dieses Team hat eine größere Kulisse verdient.

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