Fußball-Weltmeister von 1954 – „Hans Schäfer ist unsterblich“


Ein paar Sätze haben sich geradezu ins Gedächtnis der Fußballfans gefräst. Einer lautet: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen.“ Der Radioreporter Herbert Zimmermann rief ihn 1954 ins Mikrofon. Rahn schoss, und Deutschland wurde in Bern Weltmeister. Bevor „Boss“ Rahn aus dem Hintergrund schießen musste, war Hans Schäfer am Ball gewesen. Der Kölner bereitete den Treffer zum 3:2-Sieg gegen die Ungarn vor, weil er dem Außenläufer Jozsef Bozsik (Zimmermann: „Bozsik, Bozsik, immer wieder Bozsik“) den Ball abgenommen hatte. „Schäfer nach innen geflankt, Kopfball, abgewehrt“, schilderte Zimmermann die entscheidenden Momente, ehe Rahn in Aktion trat. Schäfer hat an einer der großen deutschen Sportgeschichten mitgeschrieben.

105 Jahre wollte er werden und „dann in meiner Stammkneipe mit einem Glas Kölsch in der Hand an der Theke sterben“, hatte „de Knoll“ (der Dickkopf) einst gesagt. Gestern, 19 Tage nach seinem 90. Geburtstag, starb Johannes (Hans) Schäfer im Beisein seiner Ehefrau Isis, mit der er seit dem 28. April 1953 verheiratet war, sowie seiner Töchter Stefanie und Regine.

„Die FC-Familie verliert einen Kölner Giganten, der Vorbild für unzählige Fußballer war“, sagte Toni Schumacher, ehemaliger Kölner Bundesligatorhüter und heute Vizepräsident des Vereins, dessen Präsident Werner Spinner betonte: „Wir verlieren eine der größten Persönlichkeiten, die der 1. FC Köln je hervorgebracht hat. Als Weltmeister und größte Ikone dieses Klubs ist Hans Schäfer unsterblich.“

Schäfer lebte seit langem zurückgezogen im Stadtteil Lindenthal, wo er seinen Neunzigsten im „engsten Kreis“ feierte. Mit der Lobhudelei um die „Helden von Bern“ konnte er seit jeher nichts anfangen. „Es ist doch kein Heldentum, wenn ich ein Fußballspiel gewinne, und sei es die Weltmeisterschaft“, hat er einmal der „Zeit“ gesagt, „und ein Wunder ist es auch nicht gewesen. Im Sport haben Außenseiter immer eine Chance, und wir haben sie genutzt. Daran ist nichts Übernatürliches. Es war einfach eine großartige Leistung einer großartigen Mannschaft, die dabei auch viel Glück gehabt hat.“ In der kollektiven Erinnerung ist dieser regnerische Tag trotzdem überhöht worden. Er ist mehr als nur ein Sieg in einem Fußballspiel. Für ganz mutige Historiker beginnt erst mit dem Final-Erfolg bei der WM in der Schweiz neun Jahre nach dem Krieg die deutsche Republik.

Schäfer und seine Kollegen haben nie mehr in der Final-Aufstellung von Bern gespielt. Und für eine bescheidene Vermarktung des Erfolgs steht wohl nur Horst Eckel (85), der nun einzige noch lebende aller 22 WM-Finalisten. Seiner Erinnerung verdanken jüngere Menschen ihr Bild von Bern 1954. Der Pfälzer, mit 22 Jahren damals der Benjamin der Mannschaft und Schäfers Zimmernachbar im Hotel Belvédère in Spiez, hat die Geschichte dem Regisseur Sönke Wortmann erzählt, der daraus 2003 den Film „Das Wunder von Bern“ machte.

Anders als Horst Eckel hat sich Schäfer nach 16 Jahren im Trikot des 1. FC Köln in der Öffentlichkeit rar gemacht. Weltklasse bescheinigten die Beobachter dem Linksaußen und späteren Spielgestalter, der nach 16 Jahren Profifußball auf höchstem Niveau sein letztes Ligaspiel am 15. Mai 1965 beim 2:2 in Dortmund absolvierte. Bundestrainer Sepp Herberger, der Schäfer im November 1952 erstmals im Nationalteam einsetzte, schätzte am „Mitreißer“, dass dieser nie aufgab, nie resignierte und seine Mitstreiter immer wieder animierte.

Oft saß Schäfer auf der Tribüne des Stadions und verfolgte die Spiele seines FC. Als er noch die Fäden zog und mit seinem Ehrgeiz nicht nur den jungen Wolfgang Overath inspirierte, war der 1. FC Köln für viele das „deutsche Real Madrid“. Davon ist die aktuelle Mannschaft weit entfernt. Nach erfolgreichen Jahren steht die Mannschaft nach elf sieglosen Spielen (nur zwei Remis) auf dem letzten Platz der Bundesliga-Tabelle.

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