Gefährdung von Kindern: Jugendamt greift mehr als 60.000 Mal ein


Mehr als 61.000 Mal muss das Jugendamt im vergangenen Jahr einschreiten, um Kinder und Jugendliche in Sicherheit zu bringen. Die Inobhutnahmen haben viele Gründe.

Wenn es in Familien zur Gefährdung des Kindeswohl kommt, müssen die Jugendämter eingreifen und schnellstmöglich die Situation verbessern: Deutsche Jugendämter haben im vergangenen Jahr rund 61.400 Kinder und Jugendliche zu deren Schutz vorübergehend in Obhut genommen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, war bei Kindern unter 14 Jahren eine Überforderung der Eltern der häufigste Grund, bei Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren die unbegleitete Einreise. Der Sozialverband AWO forderte mehr Personal und Geld für die Jugendämter.

Jugendämter nehmen Minderjährige in akuten Krisensituationen in Obhut, bis eine Lösung für das Problem gefunden wurde. Dies kann auch eine vorübergehende Unterbringung in einem Heim oder einer Pflegefamilie sein. 

Mehr als die Hälfte der Inobhutnahmen endete nach spätestens zwei Wochen. Ein Vergleich mit Vorjahreszahlen ist laut Statistischem Bundesamt schwierig, da sich die Gesetzeslage zum Umgang mit unbegleitet eingereisten Minderjährigen änderte.

Etwa 20.000 der in Obhut genommenen Personen waren Kinder. Bei ihnen war in 49 Prozent der Fälle Überforderung der Eltern der Grund für die Inobhutnahme, der Schutz vor Vernachlässigung in 21 Prozent und der Schutz vor Misshandlung in weiteren 14 Prozent der Fälle. Von den rund 41.000 Jugendlichen, um die sich das Jugendamt kümmerte, waren 51 Prozent wegen einer unbegleiteten Einreise in Obhut genommen. Überforderung der Eltern war in 18 Prozent der Fälle der Grund, in acht Prozent waren es allgemeine Beziehungsprobleme.

Kinder kehren oft in die Familien zurück

Von den Kindern kehrten 43 Prozent nach Ende der Inobhutnahmen wieder zu ihren Erziehungsberechtigten zurück, 32 Prozent kamen danach in ein Heim oder eine Pflegefamilie. Bei den Jugendlichen kehrten 19 Prozent zu den Sorgeberechtigten zurück, 26 Prozent gingen in ein Heim, eine Pflegefamilie oder betreute Wohnformen. Auch andere stationäre Hilfen etwa in Jugendpsychiatrien oder Kliniken wurden in 20 Prozent der Fälle in Anspruch genommen.

Der AWO kritisierte, die Personallage in Jugendämtern lasse eine intensive Arbeit mit Familien nicht mehr zu. Dies führe dazu, dass sich Krisen zuspitzten und Inobhutnahmen notwendig würden. Auch Kitas und Einrichtungen für Familienbildung und Erziehungshilfen müssten besser gefördert werden. „Der Bund sollte die kommunale Jugendhilfe nicht im Regen stehen lassen“, forderte der Verband.



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