Geflutetes Zeltlager an Ardèche: Polizei nimmt deutsche Campbetreiber fest

In Frankreich wird eine deutsche Jugendgruppe auf einem Campingplatz von einem Unwetter überrascht. Regenmassen verwandeln den nahegelegenen Fluss in einen reißenden Strom. Ein Mensch wird vermisst. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Nach der Überschwemmung eines deutschen Ferienlagers in Südfrankreich hat die Polizei zwei deutsche Verantwortliche vorläufig festgenommen. Gegen den Vorsitzenden und den Vize-Vorsitzenden der Jugendförderung St. Antonius in Leverkusen bei Köln werde unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung und Betreibens eines Campingplatzes ohne behördliche Genehmigung ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft Nîmes der Nachrichtenagentur AFP mit.

Zudem wird den beiden Männern nach Angaben von Staatsanwalt Eric Maurel zur Last gelegt, „das Leben anderer in Gefahr gebracht zu haben“. Ein Betreuer des Ferienlagers wird vermisst, seit der Campingplatz in Saint-Julien-de-Peyrolas nach heftigen Regenfällen überschwemmt wurde. Die Gemeinde wirft den deutschen Betreibern vor, ihren Zeltplatz zu nah an den Fluss Ardèche gebaut zu haben, der sich in ein reißendes Gewässer verwandelte.

Die Behörden erklärten, sie hätten die Deutschen 48 Stunden vor dem Drama vor der möglichen Überschwemmung gewarnt. Der Bürgermeister schaltete nach Angaben der Staatsanwaltschaft sogar das zuständige Verwaltungsgericht ein. Dennoch befanden sich noch zahlreiche Kinder und Jugendliche auf dem Zeltplatz, als der Fluss über die Ufer trat.

Der Wohnwagen des vermissten 70-jährigen Betreuers war bei der Überschwemmung des Campingplatzes mitgerissen und zerstört worden. Der zuständige Staatsanwalt sagte, die Ermittler seien in „sehr großer Sorge“ um den Vermissten. „Sollte er tot aufgefunden werden, würde die Ermittlung auf fahrlässige Tötung ausgeweitet.“ Wie die Gendarmerie mitteilte, werden bei der Suche nach dem Mann mittlerweile auch zwei Hubschrauber eingesetzt.

184 Menschen mussten gerettet werden

Die 119 Kinder der Gruppe aus Leverkusen konnten von Helfern in Sicherheit gebracht werden. Drei Kinder mussten zur Beobachtung in ein Krankenhaus gebracht werden. Fünf Betreuer würden in einer Klinik behandelt. Insgesamt hatten rund hundert deutsche Minderjährige an der Frankreich-Fahrt teilgenommen, 30 bis 40 Betreuer kümmerten sich um sie.

Am Morgen holten die ersten Eltern ihre Kinder aus Frankreich ab. Die anderen Kinder sollen, laut Veranstalter, so schnell wie möglich mit Bussen nach Leverkusen gebracht werden. Das französische Rote Kreuz versorge die Kinder und Betreuer mit Essen, Decken und Feldbetten. Zusätzlich sei am Donnerstagabend von Leverkusen aus ein Lastwagen mit gespendeten Kleidern, Schlafsäcken und Isomatten nach Frankreich gestartet.

Die Region war seit Mittwoch von heftigen Regenfällen getroffen worden. Nach Angaben der französischen Behörden wurden insgesamt 184 Menschen gerettet, die sich in dem deutschen Zeltlager und auf zwei angrenzenden Campingplätzen aufhielten – darunter 136 Kinder und Jugendliche und 48 Erwachsene. Auf den betroffenen Campingplätzen richteten die Wassermassen schwere Zerstörungen an: Zahlreiche Zelte wurden weggerissen, der Boden verwandelte sich in Schlamm.



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