Heime und Pflegefamilien: 200.000 Kinder leben nicht bei ihren Eltern

Die Gründe für eine Unterbringung in einem Heim oder einer Pflegefamilie sind vielfältig. Im vergangenen Jahr waren rund 200.000 Kinder und Jugendliche betroffen – drei Prozent weniger als im Vorjahr. Der Rückgang hat vor allem einen Grund.

Die Zahl der jungen Menschen, die zumindest vorübergehend außerhalb ihrer eigenen Familie aufwachsen, ist gesunken. Im vergangenen Jahr lebten in Deutschland rund 122.700 in einem Heim und 87.300 in einer Pflegefamilie, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Das seien drei Prozent weniger als 2020. Die Zahl der Betroffenen sank damit den Statistikern zufolge das vierte Jahr in Folge.

Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass ehemals unbegleitet eingereiste Minderjährige – etwa Geflüchtete – die Heime oder Pflegefamilien, in denen sie untergebracht waren, nun verstärkt wieder verlassen. Die meisten der außerhalb ihrer Familie betreuten Kinder und Jugendlichen waren minderjährig. Fast die Hälfte (49 Prozent) war unter 14 Jahren, 20 Prozent galten als junge Erwachsene am Übergang in ein selbstständiges Leben. Kinder bis zum Alter von zehn Jahren wurden häufiger in Pflegefamilien betreut, danach überwog die Erziehung in einem Heim, wie das Bundesamt weiter berichtete.

Außerhalb der eigenen Familie erzogen wurden etwas mehr Jungen (54 Prozent) als Mädchen. Der Aufenthalt im Heim endete im Schnitt nach 21 Monaten, die Unterbringung in einer Pflegefamilie nach etwas mehr als vier Jahren oder 49 Monaten. Die Eltern der betroffenen Kinder und Jugendlichen waren in etwa jedem zweiten Fall (51 Prozent) alleinerziehend. Bei fast einem Fünftel oder 19 Prozent hatte Mutter oder Vater einen neuen Partner, bei 17 Prozent handelte es sich um zusammenlebende Elternpaare. Auffällig sei, so das Bundesamt, wie häufig sich die Betroffenen nahe dem Existenzminimum bewegten: „In 140.400 oder 67 Prozent aller Fälle lebten die jungen Menschen selbst oder ihre Herkunftsfamilien vollständig oder teilweise von Transferleistungen.“

Der häufigste Grund für eine Unterbringung in einem Heim oder bei Pflegeeltern war 2021 den Statistikern zufolge, dass die jungen Menschen als nicht ausreichend versorgt galten – etwa weil die Bezugsperson durch Krankheit ausfiel oder sie alleine aus dem Ausland eingereist waren. Als zweithäufigsten Grund nannte das Bundesamt Kindeswohlgefährdung etwa durch Vernachlässigung, körperliche oder sexuelle Gewalt sowie drittens eine eingeschränkte Erziehungskompetenz der Eltern.

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