Höhere Ansprüche an Jugendliche: Weniger Berufe für gering Gebildete erwartet

Für Jugendliche mit geringer Schulbildung wird es künftig noch schwerer auf dem Arbeitsmarkt. Experten gehen davon aus, dass die Voraussetzungen für Ausbildungen strenger werden. Die Folge: Während Betriebe händeringend nach Auszubildenden suchen, steigt die Zahl der Ungelernten weiter an.

Jugendliche mit geringer Schulbildung haben einer Umfrage unter Experten zufolge künftig noch weniger Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. 53 Prozent der befragten Berufsbildungsexperten rechnen bis 2030 mit steigenden Qualitätsanforderungen in Ausbildungsberufen, wie aus einer Erhebung der Bertelsmann-Stiftung sowie der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung hervorgeht. Das gelte auch für Berufe, die für Jugendliche mit geringer Schulbildung relevant sind.

Etwa die Hälfte der Befragten rechnet mit einem weiteren Anstieg der Ungelernten bis 2030. 61 Prozent erwarten, dass die Zahl der ungelernten Jugendlichen zunehmen wird, weil Beschäftigungsmöglichkeiten fehlen. Fast alle Befragten gehen davon aus, dass die duale Berufsausbildung auch 2030 noch eine hohe Bedeutung haben werde. Gleichzeitig rechnen 85 Prozent damit, dass Ungleichgewichte weiter bestehen bleiben. So würden auch künftig Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, während Jugendliche keinen Platz finden. 60 Prozent erwarten, dass Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz finden, zunächst Übergangsmaßnahmen durchlaufen müssen.

Die schulische Berufsorientierung berge für 80 Prozent der Befragten großes Potenzial, um die Übergangschancen von Jugendlichen mit niedrigen Schulabschlüssen zu verbessern. 83 Prozent der Experten fordern, Jugendliche kontinuierlich und individuell beim Übergang von der Schule in die Ausbildung zu begleiten.

Bildungserfolg hängt weiter von Herkunft ab

60 Prozent halten es für sinnvoll, das Ausbildungssystem über beispielsweise Teilqualifikationen flexibler zu gestalten. Dass es dazu kommt, glauben hingegen nur 40 Prozent. 70 Prozent erwarten aber, dass Betriebe zunehmend nach Menschen mit Teilqualifikationen suchen werden. Für 82 Prozent ist es unwahrscheinlich, dass bis zum Jahr 2030 die Kopplung zwischen Herkunft und Bildungserfolg durchbrochen sein wird. Für die Umfrage wurden rund hundert Experten aus Wirtschaft, Verwaltung, Bildung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft befragt.

„Wir müssen uns als Gesellschaft fragen, ob wir es uns weiter leisten können und wollen, dass jedes Jahr viele Jugendliche keinen Anschluss finden und gleichzeitig die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze steigt“, erklärte Andreas Knoke von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Der Fachkräftemangel sei ein drängendes Thema.

„Es braucht endlich entschlossenes Anpacken, um wirklich allen Jugendlichen die Chance auf eine Ausbildung und damit individuelle Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen“, führte Knoke weiter aus. Die Initiatoren der Studie forderten, die im Koalitionsvertrag vereinbarte Ausbildungsgarantie schnell und wirksam umzusetzen.

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