Jugendschutz: Betreiber von Younow räumt Probleme bei Schutz vor Missbrauch ein

Die Video-App Younow ist bei Kindern und Jugendlichen der Renner, für Jugendschützer ein rotes Tuch. Auch Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig warnt davor, weil die jungen Nutzer leicht Opfer von Mobbing und sexueller Belästigung werden können. Nun hat sich das in den USA ansässige Unternehmen erstmals zu der Kritik aus Deutschland geäußert.

Die Nutzer der Younow-App filmen sich und übertragen die Aufnahmen live ins Netz. Jeder kann zusehen und im Chat Kontakt aufnehmen. Offiziell müssen Nutzer der Streaming-Plattform mindestens 13 Jahre alt sein, aber bislang konnten auch jüngere Kinder ungehindert ein Profil anlegen. „Online-Striptease aus dem Kinderzimmer“ oder „Tummelplatz für Pädophile“ lauteten zuletzt die Schlagzeilen über das Portal.

„Kommunikationsplattformen wie Younow sind hoch problematisch“, sagte ein Sprecher des Familienministeriums. Das Netzwerk verleite junge Nutzer, Einblicke in deren Privatsphäre zuzulassen – meistens seien sie eindeutig identifizierbar. Die Nutzer „erleichtern so Mobbing durch Gleichaltrige und sexuelle Belästigungen durch Erwachsene.“

„Vereinzelt Schwierigkeiten bei Ahndung von Missbrauch“

Die Betreiber von Younow verwiesen auf strenge Nutzungsregeln, deren Einhaltung von Moderatoren geprüft werde. Gleichzeitig räumten sie Probleme bei der Kontrolle ein. „Insbesondere durch das schnelle Wachstum der Nutzerschaft in Deutschland gab es Ende 2014 vereinzelt Schwierigkeiten bei der durchgängigen Überwachung und der Ahndung von missbräuchlicher Nutzung der Plattform“, erklärte das Unternehmen.

„Younow ist für Kinder ungeeignet“

Younow „betreibt keine Vorsorge, um Kinder und Jugendliche wirkungsvoll vor Übergriffen und Gefährdungen zu schützen“, kritisierte ein Sprecher des Familienministeriums. Für Kinder sei der Dienst nicht geeignet.

Ministerin Schwesig forderte die Anbieter auf, dafür zu sorgen, dass das Angebot von Kindern nicht genutzt werde und für Jugendliche geschützte Räume geschaffen würden. „Ich erwarte auch, dass der Anbieter sofort auf Beschwerden der Nutzer regiert“, sagte Schwesig gegenüber der „Bild“-Zeitung.

Sechs Ratschläge für junge Nutzer von Younow

In einem Rundbrief an Schulen in Hessen hat Günter Steppich, Fachberater für Jugendmedienschutz am Staatlichen Schulamt Wiesbaden, Lehrer und Eltern für die Gefahren sensibilisiert. Es sei alarmierend, wie sorglos sich Kinder dort mit echtem Namen präsentieren und öffentlich private Dinge von sich preisgeben. „Wenn dort tausende Nutzer im Chat schreiben, lässt sich das nicht moderieren oder kontrollieren,“ sagt der Medienexperte im Gespräch mit t-online.de. Er rät Eltern, sich gemeinsam mit dem Kind anzuschauen, was auf Younow passiert, und auf die Risiken hinzuweisen. Für Kinder und Jugendliche hat er diese sechs Grundregeln zusammengestellt:

  • Zur Anmeldung in Apps und bei Websites eine neutrale Emailadresse anlegen, die keine persönlichen Angaben wie Name, Alter, Geschlecht preisgibt.
  • Sichere Passwörter verwenden.
  • In Apps und auf Websites niemals unter dem echten Namen agieren.
  • In Chats keinerlei persönliche Informationen wie Telefonnummer, Wohnort, Schule, Hobbies an Unbekannte herausgeben.
  • Keine Fotos in sexy Posen per Handy verschicken oder online stellen.
  • Live ist live, wie bei einer Fernsehsendung: Nichts lässt sich löschen oder zurücknehmen. Man muss dabei sehr überlegt vorgehen.

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