„Kraterface“: Wenn Akne den Teenie-Alltag bestimmt

Kaum etwas fürchten Teenager mehr, als Akne zu bekommen und unattraktiv zu sein. Denn gegen die hartnäckige Hautkrankheit gibt es kein schnell wirkendes Wundermittel. Oft leiden Jugendliche mehrere Jahre an Pickeln und Pusteln. Doch wer frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt, bekommt das Problem meist in den Griff.

Akne ist eine der häufigsten Hautkrankheiten. 80 Prozent der Teenager leiden im Laufe der Pubertät an Pickeln und Pusteln. In der Altersgruppe der Zwölf- bis Vierzehnjährigen sind häufiger Jungs betroffen, später eher Mädchen. Bei 60 Prozent ist die Krankheit schwach ausgeprägt, bei 40 Prozent verläuft Akne dagegen in einer schwereren Form, die oftmals eine mehrjährige Behandlung bis ins Erwachsenenalter erfordert.

Männliche Hormone als Hauptverursacher

Bei Akne kommt es zu einer Überproduktion von Talg. Er kann nicht ungehindert abfließen, weil die abgestorbenen Hautzellen verhornen und den Drüsenkanal verstopfen. So entsteht unter der Haut ein idealer Nährboden für Bakterien, durch die es zu einer Entzündung kommt. Das infizierte Gewebe weitet sich schließlich aus und bricht durch die obere Hautschicht.

Die Folge: Pickel, Pusteln, Eiterbläschen oder sogar Knötchen, die im Gesicht, am Rücken und auf der Brust „blühen“ und schlimmstenfalls zu großflächigen Entzündungsherden mit Abszessen und Fisteln mutieren können.

Ein Auslöser für Akne – insbesondere in der Pubertät – sind Sexualhormone. „Vor allem männliche Geschlechtshormone, die Androgene, die im geringen Maß auch von Mädchen und Frauen gebildet werden, führen zu einer verstärkten Talgproduktion“, erläutert die Berliner Hautärztin Meike Schröder auf ihrer Webseite. Ob jemand Akne bekommt, ist aber auch Veranlagung. Hatten die Eltern schon problematische Haut, sind die Kinder später eher betroffen.

Akne geht auch seelisch unter die Haut

Gerade für Jugendliche, für die Attraktivität auf ihrem Weg zur Selbstfindung einen besonders hohen Stellenwert hat, sind Hautproblemen extrem belastend. Sie fühlen sich entstellt und ausgegrenzt, müssen kränkende Spitznamen wie „Pizzakopf“, „Streuselkuchen“ oder „Kraterface“ ertragen. Akne geht so in doppelter Hinsicht unter die Haut. Zahlreiche Erfahrungsberichte Betroffener in Internetforen verdeutlichen das:

„Mit der Zeit wollte ich gar nicht mehr in den Spiegel schauen, besonders morgens. Ich wäre dann am liebsten wieder zurück ins Bett verschwunden und nie mehr in die Schule gegangen, geschweige denn abends auf einer Party erschienen“, erzählt ein 17-jähriges Mädchen.

Eine 15-Jährige klagt: „Ich bin total verzweifelt, probiere ständig neue Salben und Cremes aus und spachtel mir das Gesicht mit dickem Makeup zu. Aber nichts hilft. Ich sehe grässlich aus. Keine Chance, wenn ich einen Jungen kennen lernen wollte. Der würd mir ja zuerst ins Gesicht schauen.“

Manche Teenager mit Problemhaut leiden so sehr, dass sie Depressionen bekommen. Eine norwegische Studie, bei der rund 3.800 junge Menschen mit Akne befragt wurden, fand heraus, dass die Betroffenen um so häufiger Selbstmordgedanken hatten, je ausgeprägter das Krankheitsbild war.

Akne muss vom Arzt behandelt werden

Um die Pickel und damit auch die seelischen Nöte zu lindern, braucht es Disziplin, Geduld und am so früh wie möglich auch ärztliche Begleitung. Aus einer leichten kann immer eine schwere Akne mit Narben werden. „Die optimale Behandlung der Akne kann nur durch einen Hautarzt erfolgen“, so Dermatologin Schröder. „Nur er kann entscheiden, welche Wirkstoffe bei der jeweiligen Akneform die richtigen sind. Außerdem sind einige der wichtigsten Arzneimittel verschreibungspflichtig.“

Kombi-Therapien können helfen

Bewährt haben sich Kombi-Therapien. Dazu gehören Antibiotika gegen die Entzündungen oder Mittel wie Salizylsäure beziehungsweise Abkömmlinge der Vitamin-A-Säure, die die obersten Hautschichten abschälen und die Hornzellverstopfungen mit der Zeit verschwinden lassen. Schließlich gibt es noch Präparate, die die Talgproduktion drosseln.

Einen positiven Effekt kann bei Mädchen auch die Antibabypille haben, denn die darin enthaltenen Östrogene hemmen die Neubildung von Pickeln.

Als Unterstützung zu diesen Behandlungsmöglichkeiten empfiehlt die Deutsche Dermatologische Gesellschaft regelmäßige, manuelle Anwendungen zur gründlichen Hautreinigung und Desinfektion bei der Kosmetikerin. Sie werden allerdings nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Tipps für eine besseres Hautbild

Stress, wenig Schlaf, Alkohol- oder Zigarettenkonsum können die Problemhaut zusätzlich verschlimmern. Schädlich ist es auch, Pickel selbst ausdrücken. Denn die Keime an den Händen können eine Infektion befeuern und damit die Entstehung von Narben begünstigen.

Ebenso kontraproduktiv ist das wilde Experimentieren mit Kosmetika. Insbesondere Duftstoffe und zu fette, sogenannte komedogene (Mitesser fördernde) Rezepturen in Cremes sind Gift für Aknehaut – genauso wie stark deckendes Makeup, das die Poren noch mehr verstopft.

Übertriebene Wasch- und Reinigungsprozeduren, die die Haut reizen und austrocknen, sollten ebenfalls vermieden werden. Denn das Sprießen von Pickeln hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Bei leichter Akne helfen am besten pH-neutrale, parfümfreie Waschlotionen und leichte Pflegeprodukte auf Öl-in-Wasser-Basis. Sanfte Peelings, die die Talgdrüsen öffnen, tun ebenfalls gut, vorausgesetzt, auf der Haut blühen keine eitrigen Pusteln.

Negativen Einfluss kann auch die Ernährung haben. Deshalb sollten Eltern darauf achten, dass Jugendliche wenig Süßigkeiten und Milchprodukte konsumieren. Auch kohlehydrathaltige Lebensmittel wie Fast-Food, Weißbrot oder Weizenpasta sollten selten auf dem Speiseplan stehen. Günstig aufs Hautbild können sich dagegen Sojaprodukte, Gemüse, insbesondere Tomaten, oder Fischgerichte mit gesunden Omega-3-Fettsäuren auswirken, so die Empfehlung von Dermatologin Schröder.

Selbstbewusst trotz Pickeln und Pusteln

Akne stellt das Selbstbewusstsein von Jugendlichen auf eine harte Probe. Wer Glück hat, wird vom Freundeskreis und der Familie immer wieder bestärkt und aufgebaut. Ist die psychische Belastung jedoch so groß, dass Depressionen entstehen, brauchen Jugendliche psychotherapeutische Hilfe.

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