Nach Aus in der Conference League: Darum ist der 1. FC Köln stolz auf sich und die Fans


Köln

Der 1. FC Köln ist in der Gruppenphase der Conference League ausgeschieden. Dennoch ist man rund um den Verein nicht schlecht gelaunt. Vielmehr habe die Europa-Reise vor allem Positives hinterlassen.

Auf einen kurzen Augenblick der Stille folgte eine sonore, eine tiefe, eine bekannte Stimme. Nicht ohne Grund. Unmittelbar nach dem Abpfiff der Begegnung des 1. FC Köln gegen OGC Nizza, nach dem 2:2, einer beeindruckenden Leistung der Geißböcke, aber eben auch dem Aus in der Conference-League, dröhnte Henning May aus den Boxen des Kölner Stadions. Der Sänger der Band AnnenMayKantereit hatte in der vergangenen Saison über die Sozialen Medien eine FC-Version seines Songs „Tommi“ verbreitet. Die Kölner standen damals unmittelbar vor der Conference-League-Qualifikation, hatten wenige Tage zuvor ein Video aus der Kabine veröffentlicht, in dem sie ebenfalls „Tommi“ sangen. Eine Ballade über Heimweh, die Liebe zu Köln, das kölsche Herz. „Tommi, ich glaube irgendwann stehen wir in London und dann fängt etwas an“, hieß es in der neuen Version, und May meinte nichts anderes als den Traum von Europa.

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Und so schloss sich mit dem gleichen Song der Kreis am Donnerstagabend im verregneten Köln wieder. Der Traum von Europa ist für den FC und seine Fans beendet, ausgeträumt. „So groß die Enttäuschung jetzt auch ist: Ich glaube, dass wir etwas Großartiges geschaffen haben“, sagte Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielabteilung. Das hat der FC. Zumindest aus Sicht der Kölner Fans, die nach fünf Jahren wieder einen europäischen Wettbewerb erleben dürften. Wenn auch nur in Teilen. Die Ausschreitungen in Nizza, das Fan-Verbot in Belgrad, der Spielabbruch bei Slovacko – gerade die Auswärtsfahrten standen für den FC unter keinem guten Stern. Und dennoch begeisterten die Kölner. Allen voran in der zweiten Halbzeit am Donnerstagabend.

Nach dem unglücklichen 0:2-Rückstand zur Halbzeit, der durch das Handspiel des ersten Torschützen Gaëtan Laborde einen mehr als faden Beigeschmack erhielt, bewiesen die Kölner wieder einmal ihre Comeback-Qualitäten. Denis Huseinbasic und Ondrej Duda glichen den Doppelschlag von Laborde und Billal Brahimi aus. Und es war noch mehr drin für den FC. 180 Sekunden nach dem 2:2 lag der Ball erneut im Tor. Der vermeintliche Torschütze, Sargis Adamyan, hatte sich allerdings im Abseits befunden. Köln drückte zwar noch mal, wollte sich gegen das drohende Aus stemmen, doch den Spielern waren die Strapazen der vergangenen Wochen anzumerken. Die Pässe waren nicht präzise genug, die Offensivaktionen nicht zwingend, dazu immer wieder Fehler in der Defensive, die zu gefährlichen Kontern führten. Zu wenig, um das Ruder herumzureißen. In der Nachspielzeit kam Benno Schmitz aus kurzer Distanz noch einmal zum Abschluss, doch seinem Kopfball fehlte die nötige Kraft.

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„Die Enttäuschung ist so kurz nach dem Spiel natürlich groß. Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht“, sagte FC-Spieler Florian Kainz. „Der Stolz auf den ganzen Weg, den wir gegangen sind, wird aber wahrscheinlich noch kommen.“

Dazu trugen bereits wenige Minuten nach dem Abpfiff die Kölner Fans bei. Nachdem Henning May verstummt war, stimmten dafür die Kölner Anhänger im Stadion „In unserem Veedel“ von den Bläck Fööss an. „Wenn man sich anschaut, was nach dem Spiel abgegangen ist, hätten wir schon gerne mehr Spiele gemacht. Die Stimmung heute war wieder super“, sagte Kainz. „Die Choreo vor dem Spiel war sensationell. Das tut mir sehr leid, dass wir den Fans nicht mehr Spiele auf europäischer Bühne geben konnten.“ Und nicht nur für die Fans wäre ein Weiterkommen wichtig gewesen. Der FC hätte mit einem Sieg frühzeitig das Achtelfinale der Conference League erreicht, es wären noch einmal Einnahmen in Höhe von rund drei Millionen Euro möglich gewesen, je nach Ausgang der Partien deutlich mehr.

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Das spielte am Donnerstagabend aber alles keine Rolle. „Ich bin sehr zufrieden mit dem, was die Mannschaft abgeliefert hat. Wir haben in gleichem Maße aber auch gesehen, dass wir noch Entwicklungsfelder haben“, sagte Sportchef Christian Keller. „Ich glaube aber, wir haben auf dieser Reise alle viel gelernt und große Entwicklungsschritte gemacht.“ Jetzt hat der FC Zeit, sich auf die Bundesliga zu konzentrieren. Am Sonntag steht schon die Begegnung gegen den SC Freiburg (17.30 Uhr, Dazn) auf dem Spielplan. Es folgen noch die Duelle gegen Leverkusen am Mittwoch und bei Hertha BSC am kommenden Samstag.

Vielleicht ist ohne die Doppelbelastung auch in dieser Saison wieder eine Überraschung möglich, mit der sich die Kölner erneut international belohnen können. Oder wie May singt: „Tommi, ich glaub ich hab Fernweh, vielleicht liegt’s am FC und was der gerade dreht. Oder daran, dass man hier in Köln so groß träumen kann.“

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