Fellbach – Markus Klemisch ist ein Optimist: „Es gibt keine hoffnungslosen Fälle“, sagt der Streetworker. Immerhin hat die Mobile Jugendarbeit einen guten Teil dazu beigetragen, dass Heranwachsende in der Stadt ein bisschen Hoffnung schöpfen können. Und das nun schon seit zwei Jahrzehnten: Am 3. Juli feiert die städtische Einrichtung ihr 20-Jahr-Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür in allen drei Anlaufstellen.
Während sich der 33-Jährige nun schon seit acht Jahren um das Wohl und Wehe von Jugendlichen kümmert, ist seine Kollegin Julia Daubenberger seit 2012 dabei. Die 22-jährige duale Studentin der Sozialarbeit teilt sich mit Klemisch die schon immer paritätisch besetzten 1,75 Stellen. Weniger mobil, eher stationär tätig ist Evi Rottmair, die stellvertretende Leiterin des Stadtjugendreferats. Sie ist seit 2012 im Rathaus die Ansprechpartnerin für das zweiköpfige Team.
Die sympathischen Streetworker sitzen samt Chefin entspannt auf dem Sofa in der Parlerstraße und vermitteln eine angenehme Atmosphäre. In dem gemütlichen Zimmer in der Schmidener Anlaufstelle fällt es nicht schwer, ins Plaudern zu kommen. Das wohnliche Umfeld macht es auch den jungen „Kunden“ leicht, sich zu öffnen. Denn die Erfahrung, dass da jemand ist, der ihnen zuhört, der sie ernst nimmt, der nicht dauernd an ihnen herumnörgelt und der ihnen möglicherweise helfen kann, machen viele Jugendliche dort zum ersten Mal.
Zum ersten Kontakt kommt es auf der Straße
Zum ersten Kontakt kommt es jedoch nicht in einer der drei Anlaufstellen (siehe Hintergrund), sondern – wie der Name Streetworker schon nahe legt – auf der Straße. Denn zum Job gehört natürlich auch Prävention. „Wir gehen auf Sportplätze, Schulhöfe, zum Bahnhof oder auf den Kirchplatz“, sagt Markus Klemisch, „überall dahin, wo sich Jugendliche treffen. Manchmal auch in einen Bus.“ Dort reden die beiden mit ihrem Klientel – „theoretisch zwischen 14 und 25, praktisch 14 bis 21 Jahre alt“ – , erfahren Neues, reden über Veränderungen und kommen ins Gespräch.
Dass ein Jugendlicher mit Problemen natürlich nicht nach dem ersten Kennenlernen sein Herz ausschüttet, ist klar. „Es ist eine Beziehungsarbeit, die langfristig aufgebaut wird“, sagt Julia Daubenberger, „und es geht in kleinen Schritten vorwärts.“ Wobei sich an den Problemen in den vergangenen Jahren nicht viel verändert hat: „Der Übergang von der Schule in den Beruf, Drogen, Stress Zuhause und Liebeskummer“, zählt die 22-Jährige die Kummer-Posten auf. Wobei die Initiative bei Hilfen klar definiert ist: „Die Motivation muss von den Jugendlichen kommen“, sagt Markus Klemisch, der als größte Veränderung im Lauf der Jahre eine Verjüngung des Klientels festgestellt hat. Auch wenn sich zum Beispiel Anwohner über zu laute Gruppen beschweren, können die beiden Jugendarbeiter nicht per Knopfdruck das Problem lösen: „Die Erwartungshaltung ist oft sehr hoch, aber wir sind keine soziale Feuerwehr.“ Und fährt fort: „Die Verantwortung für seine Handlung muss beim Jugendlichen bleiben.“
Evi Rottmair bringt das Ziel der Mobilen Jugendarbeit auf den Punkt: „Es gibt ein zuverlässiges Beziehungsangebot. Jeder Jugendliche wird generell unterstützt, auch wenn er sich vielleicht mal doof verhält.“ Die beiden Mobilen Jugendarbeiter dienen oft auch als Rollenvorbilder und Reibungsfläche: „Wir bieten Unterstützung, aber auch Auseinandersetzung“, sagt Rottmair. Und, was für die jungen Menschen wichtig ist: Anonymität. Wenn ein Jugendlicher etwas angestellt hat, wird ein ernstes Wörtchen mit ihm geredet, aber er wird nicht verpetzt. Nur wenn die Streetworker im Vorfeld von einer Straftat erfahren sollten, müssen sie tätig werden. Glücklicherweise hat Fellbach, wie Klemisch sagt, keine sozialen Brennpunkte. Das erleichtert die Arbeit natürlich.
Auf die Frage, ob es auch mal ein Dankeschön von einem gefährdeten Jugendlichen gibt, der durch die Streetworker auf den graden Weg geführt wurde, sagt Markus Klemisch: „Manchmal meldet sich ein Ehemaliger, um einfach Hallo zu sagen.“ Schön fanden die „Mobilen“ es auch, dass zur Abschiedsparty von Konstanze Müller, der Vorgängerin von Julia Daubenberger, die in Mutterschutz ging, zahlreiche Jugendliche kamen. Das war auch eine Form der Anerkennung ihrer Arbeit. Auf deren erfolgreiche Fortsetzung am Freitag, den 3. Juli, sicher auch angestoßen wird.
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Jugendliche gelten als besonders risikobereit. Das belegen eine Reihe von Studien. Doch ist dieses Verhalten in der Pubertät ein rein menschliches Phänomen oder kommt es auch im Tierreich vor? Die Antworten darauf liefert eine aktuelle Studie mit heranwachsenden Schimpansen.
In der Pubertät verhalten sich Jugendliche meist anders als Erwachsene: Sie gehen mehr Risiken ein, handeln oft unbedacht und reagieren impulsiver. Das trifft nicht nur auf Menschen zu: Heranwachsende Schimpansen verhalten sich in einigen Situationen ähnlich risikofreudig wie menschliche Teenager. Im Gegensatz zu pubertierenden Menschen seien jugendliche Schimpansen jedoch weniger impulsiv, schreibt die Gruppe um Alexandra Rosati von der University of Michigan im Fachmagazin „Journal of Experimental Psychology“.
Die Pubertät zeichnet sich durch eine rasante Entwicklung sowohl der körperlichen als auch der emotionalen Reife aus. Bei Jugendlichen sind kognitive und hormonelle Prozesse, die mit risikobereitem und impulsivem Verhalten einhergehen, gut erforscht. Der evolutionäre Ursprung der Pubertät ist dagegen unklar. Kommen ausschließlich Menschen in diese Lebensphase? Oder zeigen auch andere Spezies pubertäre Verhaltensweisen beim Heranwachsen?
Kognitive Veränderungen bei Schimpansen überprüft
Schimpansen sind die nächsten lebenden Verwandten des Menschen. Sie können bis zu 50 Jahre alt werden und sind in der Wildnis erst mit 15 Jahren ausgewachsen. Studien zeigen, dass es bei jugendlichen Schimpansen ebenfalls zu deutlichen hormonellen Veränderungen kommt. Und auch ihr Verhalten ändert sich: Sie verhalten sich aggressiver und konkurrieren um ihren Rang in der Gruppe.
Doch weisen Schimpansen auch kognitive Veränderungen auf, die mit der Pubertät beim Menschen vergleichbar sind? Dies prüfte das Team um Rosati in Verhaltenstests mit insgesamt 40 wildgeborenen Schimpansen im Alter von 6 bis 25 Jahren, die in einer Auffangstation in der Republik Kongo lebten. Zusätzlich wurden Speichelproben einzelner Tiere auf den Hormonspiegel untersucht.
Auch junge Schimpansen sind risikobereiter
Im ersten Test sollten die Schimpansen zwischen zwei Schalen wählen, unter denen unterschiedliche Belohnungen versteckt waren – ähnlich wie bei einem Glücksspiel. Unter der einen Schale wurden immer Erdnüsse platziert – eine akzeptable Futteroption für Schimpansen. Dabei stellten die Forschenden sicher, dass die Affen die Erdnüsse wahrnehmen und somit diese Belohnung vorhersehen konnten.
Unter der anderen Schale dagegen versteckten sie entweder ein sehr leckeres Bananenstück oder aber eine Gurkenscheibe – definitiv kein Leckerbissen für die Tiere. Diese konnten also auf Nummer sicher gehen und die Erdnüsse wählen. Oder sie ergriffen die Chance auf die begehrte Banane, wobei sie riskierten, mit der unappetitlichen Gurke zu enden.
Das Team beobachtete, dass jüngere Schimpansen öfter die riskante Option wählten als Erwachsene. Nach jedem Versuch notierten die Forschenden zudem, wie die Tiere auf ihre Belohnung reagierten: Alle Tiere – unabhängig vom Alter – zeigten ähnlich negative Reaktionen auf die Gurke. Manchmal versuchten sie sogar im Nachhinein das Gurkenstück gegen die bessere Option zu tauschen.
Teenager sind weniger geduldig
In einem zweiten Test sollten sich die Schimpansen entscheiden, ob sie sofort ein Bananenstück erhielten oder aber lieber eine Minute warteten, um schließlich drei Bananenstücke zu ergattern. Während menschliche Jugendliche meist impulsiver handeln als Erwachsene und eher zur sofortigen Belohnung tendieren, entschied sich der Großteil von sowohl jugendlichen als auch ausgewachsenen Schimpansen dafür, auf die größere Belohnung zu warten.
„Frühere Studien haben gezeigt, dass Schimpansen im Vergleich zu anderen Tieren recht geduldig sind“, wird Rosati in einer Mitteilung der Zeitschrift zitiert. „Hier zeigen wir zudem, dass sie schon in einem recht frühen Alter die kognitive Fähigkeit besitzen, eine verzögerte, dafür aber größere Belohnung vorzuziehen – anders als bei uns Menschen.“
Einen Unterschied zwischen heranwachsenden und ausgewachsenen Schimpansen stellten die Forschenden hier allerdings schon fest: Das längere Warten auf die zusätzlichen Bananenscheiben löste bei der jüngeren Generation häufiger Wutanfälle aus.
Eine erhöhte Risikobereitschaft scheint sowohl bei heranwachsenden Schimpansen als auch bei menschlichen Teenagern biologisch tief verwurzelt zu sein, folgert das Team. Doch könnte ein verstärktes impulsives Verhalten während der Pubertät einzigartig für den Menschen sein.
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Von Büchern umgeben, vor dem Laptop sitzend, mit einer Tasse Tee und in der Gesellschaft ihrer Katzen, so arbeitet Helena Topa rund acht Stunden am Tag zu Hause in Porto und schafft in dieser Zeit Weltliteratur, indem sie etwa fünf Seiten deutscher Romane ins Portugiesische übersetzt. „Die deutsche Sprache liegt in mir“, sagt die dunkelhaarige Brillenträgerin mit dem Pixie-Cut und begründet ihre Faszination mit der Anschaulichkeit und Durchsichtigkeit des Deutschen, die man so in anderen Sprachen nicht finde. „Das Wort Schlafanzug sagt mir viel mehr als Pijama.“ Nach dem Abitur an der Deutschen Schule zu Porto hat sie Germanistik und Literatur in Porto studiert, lehrte an der Universität in Lissabon und promovierte über Elias Canettis Aphorismen, wofür sie auch in München studiert hat. Ferner schloss sie 2009 ihr Studium in Psychologie ab. Bisher hat die 57-Jährige Aphorismen, Romane, Gedichte und Theaterstücke von rund 40 Autoren, unter ihnen Günter Grass, Elfriede Jelinek, Herta Müller und Franz Kafka, übersetzt. Erst 2006 begann ihre Karriere als Übersetzerin mit dem Werk „Beim Häuten der Zwiebel“ von Günter Grass. Dabei war die autobiographische Aufzeichnung, die Erzählung in der ersten Person, wohl die erste und größte Herausforderung beim Lesen, Deuten und damit Übersetzen dieses Textes. Die Gelegenheit mit Günter Grass persönlich zu reden war ihr hierfür eine große Hilfe.
Neid auf die Kollegen aus Dänemark
„Schafft Literatur“, forderte der Nobelpreisträger 2006 bei einem Treffen in Lübeck von den 20 Übersetzern verschiedener Sprachen, von Portugiesisch bis zu Mandarin. Eine Woche lang wurde die Autobiographie mit der Lupe durchgeblättert, Seite für Seite, Zweifel für Zweifel, ein erneutes Häuten der Zwiebel. Der Autor las Passagen „großartig“ laut vor und erinnerte an die Bedeutung des Vorlesens, des Klangs, des Tons, der „Sprachmelodie“ für das Übersetzen. Helena Topa gibt ihren Neid auf die Kollegen aus Dänemark und den Niederlanden offen zu, die in Sprachen und Realitäten übersetzen, die dem Original nahekommen. Bei ihr blieb besonders Grass’ sowohl fordernde wie großzügige Haltung in Erinnerung. „Lassen Sie sich was einfallen! Dichtet, seid kreativ“, riet er. Wenn er mit Syntax und Vokabular spielt, tut der Übersetzer dasselbe. Wenn der Autor es mit seiner Sprache macht, erwartet er nichts weniger von denen, die ihn übersetzen. Die Ratschläge von Grass übernahm sie, sodass sie ihre fertigen Werke immer mindestens einmal im Ganzen laut vorliest. Außerdem helfen „Live-Übersetzungen“. Da lehrt Topa Studenten oder andere Interessierte, wie sie ein Werk durcharbeitet und übersetzt. Der Originaltext wird links von der Übersetzung in eine Leinwand projiziert, sie liest beide Fassungen vor und erklärt die Wahl bestimmter Wörter, Ausdrücke und Satzbauen. Trotzdem fallen ihr manchmal die „richtigen Worte“ erst zwei Tage oder zwei Wochen später ein.
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Schon als Jugendliche wird Brooke Shields in den 80er-Jahren als Schauspielerin berühmt. Heute berichtet sie in einem Dokumentarfilm über ihr Aufwachsen in der Unterhaltungsindustrie. Dabei schildert sie auch eine Vergewaltigung durch einen Vertreter der Filmbranche.
US-Schauspielerin Brooke Shields ist nach eigenen Worten als junge Frau von einem Vertreter der Filmindustrie vergewaltigt worden. In einem beim Sundance-Filmfestival vorgestellten Dokumentarfilm mit dem Titel „Pretty Baby: Brooke Shields“ berichtet die heute 57-jährige Shields, sie habe den ihr bereits vorher bekannten Mann kurz nach ihrem College-Abschluss zu Gesprächen über ein Casting getroffen.
Anschließend habe der Mann sie mit in sein Hotel genommen, um ihr angeblich von seinem Zimmer aus ein Taxi zu rufen. Stattdessen sei er ins Badezimmer gegangen, nackt zurückgekehrt und habe sie angegriffen. „Es war wie ein Ringen. Ich hatte Angst, mir würde die Luft abgewürgt“, schildert die Schauspielerin in dem Film. Aus Angst habe sie sich kaum gewehrt, sondern sei erstarrt. „Ich dachte nur ‚bleib am Leben und raus hier'“.
Nach dem Vorfall habe sie ihren Freund und Sicherheitschef Gavin de Becker angerufen, der ihr sagte, bei dem Angriff handele es sich um eine Vergewaltigung. Sie habe das nicht wahrhaben wollen und bis heute nie öffentlich darüber gesprochen.
Die Schilderung spiegelt Vorfälle wider, die zahlreiche prominente Hollywood-Schauspielerinnen in den vergangenen Jahren im Zuge der MeToo-Affäre um den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein öffentlich gemacht hatten. Shields war in den 80er-Jahren als Jugendliche durch den Film „Die blaue Lagune“ berühmt geworden. Schon mit elf Jahren spielte sie zudem in „Pretty Baby“ eine kindliche Prostituierte.
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