Ebersbach – Spätestens im Juli oder August hätte es losgehen sollen. Da sich aber nicht ausreichend Frauen und Männer bereit erklärten, in bestimmten Nächten als Nachtwanderer durch Ebersbachzu streifen, hat Jutta Schabel den Start des Projektes fürs Erste verschoben. „Wenn ich die Leute nicht habe, können wir nicht loslegen“, sagt die Leiterin des Amtes für Bürgerservice und Soziales. Es dürfe keinesfalls passieren, dass die Ehrenamtlichen kräftemäßig ausbluteten. Schabel ist aber zuversichtlich, dass schon bald ein Testlauf stattfinden kann. Die Nachtwanderer sind vornehmlich an Wochenenden in den späten Abendstunden unterwegs, um Konflikte zwischen Jugendlichen und Anwohnern erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Auf zwei Frauen und vier Männer kann Schabel mittlerweile zählen. Darüber ist sie froh, denn die Resonanz auf einen ersten Aufruf im vergangenen Herbst war sehr verhalten. Es meldeten sich gerade einmal drei Leute. Bei einem zweiten Versuch im Frühjahr waren es sechs, einige kamen dann aber doch nicht. Woher diese Zurückhaltung kommt, kann Schabel nicht mit Sicherheit beantworten. Sie vermutet aber, dass sich viele Leute diese Aufgabe nicht zutrauten. Schließlich müssten die Nachtwanderer viel Verständnis für Jugendliche mitbringen. Außerdem seien viele Kräfte in der örtlichen Flüchtlingshilfe gebunden.
Trotzdem hofft Schabel, dass sie weitere Nachtwanderer gewinnen kann, wenn das Projekt erst einmal läuft. Interessierte könnten dann auch einmal mit auf eine Tour gehen und sich bei den bereits aktiven Nachtwanderern informieren. „Wenn die Leute sehen, dass es gut läuft, dann setzt das vielleicht die Hemmschwelle herunter“, hofft sie.
Obwohl mindestens zwölf, besser sogar 20 Ehrenamtliche am Start sein sollten, um die Last auf möglichst viele Schultern zu verteilen, will Schabel schon bald einen Testlauf wagen. Die sechs Nachtwanderer, die sich bisher gemeldet hätten, seien mit Feuereifer dabei. „Wir bauen sie gerade für diese Aufgabe auf“, sagt sie. So sind in den zurückliegenden Wochen viele Gespräche über die Ziele und die gemeinsame Haltung geführt worden. Auch eine Schulung haben die sechs künftigen Nachtwanderer bereits absolviert. Es ging um das Thema Deeskalation. „Dieses Thema ist wichtig, falls die Nachtwanderer in eine Konfliktsituation geraten“, erklärt Schabel. Auch Erste-Hilfe-Kurse oder Gesprächsführung stehen auf dem Programm. Je nach Bedarf will Schabel weitere Kurse anbieten. Auch über die „Arbeitskleidung“ mache man sich schon erste Gedanken.
Polizeiliche Aufgaben sollen die Nachtwanderer nicht übernehmen. Ihre Aufgabe ist es, vor allem zu Jugendlichen einen Draht zu finden und Vertrauen aufzubauen. Gegebenenfalls sollen sie die Nachtschwärmer auch auf ihr Fehlverhalten hinweisen, wenn sie etwa zu laut sind oder Müll in einer öffentlichen Grünfläche liegen lassen. Von anderen Städten, die bereits Erfahrungen mit Nachtwanderern gemacht haben, weiß sie, dass diese viel zu einem guten sozialen Klima beitragen.
In Ebersbach ist geplant, die Nachtwanderer vorläufig nur einmal im Monat freitags und samstags von 22 bis 1 Uhr loszuschicken. Da es pro Tour jeweils drei Personen sein sollten, sei im Moment auch nicht mehr drin. Erst kürzlich hat Jutta Schabel wieder einen Aufruf im örtlichen Mitteilungsblatt und auf der Homepage der Stadt gestartet. „Im Moment hoffe ich noch, dass wir Zuwachs bekommen, damit das Projekt wirklich lebensfähig ist“, sagt sie.
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Jugendliche gelten als besonders risikobereit. Das belegen eine Reihe von Studien. Doch ist dieses Verhalten in der Pubertät ein rein menschliches Phänomen oder kommt es auch im Tierreich vor? Die Antworten darauf liefert eine aktuelle Studie mit heranwachsenden Schimpansen.
In der Pubertät verhalten sich Jugendliche meist anders als Erwachsene: Sie gehen mehr Risiken ein, handeln oft unbedacht und reagieren impulsiver. Das trifft nicht nur auf Menschen zu: Heranwachsende Schimpansen verhalten sich in einigen Situationen ähnlich risikofreudig wie menschliche Teenager. Im Gegensatz zu pubertierenden Menschen seien jugendliche Schimpansen jedoch weniger impulsiv, schreibt die Gruppe um Alexandra Rosati von der University of Michigan im Fachmagazin „Journal of Experimental Psychology“.
Die Pubertät zeichnet sich durch eine rasante Entwicklung sowohl der körperlichen als auch der emotionalen Reife aus. Bei Jugendlichen sind kognitive und hormonelle Prozesse, die mit risikobereitem und impulsivem Verhalten einhergehen, gut erforscht. Der evolutionäre Ursprung der Pubertät ist dagegen unklar. Kommen ausschließlich Menschen in diese Lebensphase? Oder zeigen auch andere Spezies pubertäre Verhaltensweisen beim Heranwachsen?
Kognitive Veränderungen bei Schimpansen überprüft
Schimpansen sind die nächsten lebenden Verwandten des Menschen. Sie können bis zu 50 Jahre alt werden und sind in der Wildnis erst mit 15 Jahren ausgewachsen. Studien zeigen, dass es bei jugendlichen Schimpansen ebenfalls zu deutlichen hormonellen Veränderungen kommt. Und auch ihr Verhalten ändert sich: Sie verhalten sich aggressiver und konkurrieren um ihren Rang in der Gruppe.
Doch weisen Schimpansen auch kognitive Veränderungen auf, die mit der Pubertät beim Menschen vergleichbar sind? Dies prüfte das Team um Rosati in Verhaltenstests mit insgesamt 40 wildgeborenen Schimpansen im Alter von 6 bis 25 Jahren, die in einer Auffangstation in der Republik Kongo lebten. Zusätzlich wurden Speichelproben einzelner Tiere auf den Hormonspiegel untersucht.
Auch junge Schimpansen sind risikobereiter
Im ersten Test sollten die Schimpansen zwischen zwei Schalen wählen, unter denen unterschiedliche Belohnungen versteckt waren – ähnlich wie bei einem Glücksspiel. Unter der einen Schale wurden immer Erdnüsse platziert – eine akzeptable Futteroption für Schimpansen. Dabei stellten die Forschenden sicher, dass die Affen die Erdnüsse wahrnehmen und somit diese Belohnung vorhersehen konnten.
Unter der anderen Schale dagegen versteckten sie entweder ein sehr leckeres Bananenstück oder aber eine Gurkenscheibe – definitiv kein Leckerbissen für die Tiere. Diese konnten also auf Nummer sicher gehen und die Erdnüsse wählen. Oder sie ergriffen die Chance auf die begehrte Banane, wobei sie riskierten, mit der unappetitlichen Gurke zu enden.
Das Team beobachtete, dass jüngere Schimpansen öfter die riskante Option wählten als Erwachsene. Nach jedem Versuch notierten die Forschenden zudem, wie die Tiere auf ihre Belohnung reagierten: Alle Tiere – unabhängig vom Alter – zeigten ähnlich negative Reaktionen auf die Gurke. Manchmal versuchten sie sogar im Nachhinein das Gurkenstück gegen die bessere Option zu tauschen.
Teenager sind weniger geduldig
In einem zweiten Test sollten sich die Schimpansen entscheiden, ob sie sofort ein Bananenstück erhielten oder aber lieber eine Minute warteten, um schließlich drei Bananenstücke zu ergattern. Während menschliche Jugendliche meist impulsiver handeln als Erwachsene und eher zur sofortigen Belohnung tendieren, entschied sich der Großteil von sowohl jugendlichen als auch ausgewachsenen Schimpansen dafür, auf die größere Belohnung zu warten.
„Frühere Studien haben gezeigt, dass Schimpansen im Vergleich zu anderen Tieren recht geduldig sind“, wird Rosati in einer Mitteilung der Zeitschrift zitiert. „Hier zeigen wir zudem, dass sie schon in einem recht frühen Alter die kognitive Fähigkeit besitzen, eine verzögerte, dafür aber größere Belohnung vorzuziehen – anders als bei uns Menschen.“
Einen Unterschied zwischen heranwachsenden und ausgewachsenen Schimpansen stellten die Forschenden hier allerdings schon fest: Das längere Warten auf die zusätzlichen Bananenscheiben löste bei der jüngeren Generation häufiger Wutanfälle aus.
Eine erhöhte Risikobereitschaft scheint sowohl bei heranwachsenden Schimpansen als auch bei menschlichen Teenagern biologisch tief verwurzelt zu sein, folgert das Team. Doch könnte ein verstärktes impulsives Verhalten während der Pubertät einzigartig für den Menschen sein.
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Von Büchern umgeben, vor dem Laptop sitzend, mit einer Tasse Tee und in der Gesellschaft ihrer Katzen, so arbeitet Helena Topa rund acht Stunden am Tag zu Hause in Porto und schafft in dieser Zeit Weltliteratur, indem sie etwa fünf Seiten deutscher Romane ins Portugiesische übersetzt. „Die deutsche Sprache liegt in mir“, sagt die dunkelhaarige Brillenträgerin mit dem Pixie-Cut und begründet ihre Faszination mit der Anschaulichkeit und Durchsichtigkeit des Deutschen, die man so in anderen Sprachen nicht finde. „Das Wort Schlafanzug sagt mir viel mehr als Pijama.“ Nach dem Abitur an der Deutschen Schule zu Porto hat sie Germanistik und Literatur in Porto studiert, lehrte an der Universität in Lissabon und promovierte über Elias Canettis Aphorismen, wofür sie auch in München studiert hat. Ferner schloss sie 2009 ihr Studium in Psychologie ab. Bisher hat die 57-Jährige Aphorismen, Romane, Gedichte und Theaterstücke von rund 40 Autoren, unter ihnen Günter Grass, Elfriede Jelinek, Herta Müller und Franz Kafka, übersetzt. Erst 2006 begann ihre Karriere als Übersetzerin mit dem Werk „Beim Häuten der Zwiebel“ von Günter Grass. Dabei war die autobiographische Aufzeichnung, die Erzählung in der ersten Person, wohl die erste und größte Herausforderung beim Lesen, Deuten und damit Übersetzen dieses Textes. Die Gelegenheit mit Günter Grass persönlich zu reden war ihr hierfür eine große Hilfe.
Neid auf die Kollegen aus Dänemark
„Schafft Literatur“, forderte der Nobelpreisträger 2006 bei einem Treffen in Lübeck von den 20 Übersetzern verschiedener Sprachen, von Portugiesisch bis zu Mandarin. Eine Woche lang wurde die Autobiographie mit der Lupe durchgeblättert, Seite für Seite, Zweifel für Zweifel, ein erneutes Häuten der Zwiebel. Der Autor las Passagen „großartig“ laut vor und erinnerte an die Bedeutung des Vorlesens, des Klangs, des Tons, der „Sprachmelodie“ für das Übersetzen. Helena Topa gibt ihren Neid auf die Kollegen aus Dänemark und den Niederlanden offen zu, die in Sprachen und Realitäten übersetzen, die dem Original nahekommen. Bei ihr blieb besonders Grass’ sowohl fordernde wie großzügige Haltung in Erinnerung. „Lassen Sie sich was einfallen! Dichtet, seid kreativ“, riet er. Wenn er mit Syntax und Vokabular spielt, tut der Übersetzer dasselbe. Wenn der Autor es mit seiner Sprache macht, erwartet er nichts weniger von denen, die ihn übersetzen. Die Ratschläge von Grass übernahm sie, sodass sie ihre fertigen Werke immer mindestens einmal im Ganzen laut vorliest. Außerdem helfen „Live-Übersetzungen“. Da lehrt Topa Studenten oder andere Interessierte, wie sie ein Werk durcharbeitet und übersetzt. Der Originaltext wird links von der Übersetzung in eine Leinwand projiziert, sie liest beide Fassungen vor und erklärt die Wahl bestimmter Wörter, Ausdrücke und Satzbauen. Trotzdem fallen ihr manchmal die „richtigen Worte“ erst zwei Tage oder zwei Wochen später ein.
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Schon als Jugendliche wird Brooke Shields in den 80er-Jahren als Schauspielerin berühmt. Heute berichtet sie in einem Dokumentarfilm über ihr Aufwachsen in der Unterhaltungsindustrie. Dabei schildert sie auch eine Vergewaltigung durch einen Vertreter der Filmbranche.
US-Schauspielerin Brooke Shields ist nach eigenen Worten als junge Frau von einem Vertreter der Filmindustrie vergewaltigt worden. In einem beim Sundance-Filmfestival vorgestellten Dokumentarfilm mit dem Titel „Pretty Baby: Brooke Shields“ berichtet die heute 57-jährige Shields, sie habe den ihr bereits vorher bekannten Mann kurz nach ihrem College-Abschluss zu Gesprächen über ein Casting getroffen.
Anschließend habe der Mann sie mit in sein Hotel genommen, um ihr angeblich von seinem Zimmer aus ein Taxi zu rufen. Stattdessen sei er ins Badezimmer gegangen, nackt zurückgekehrt und habe sie angegriffen. „Es war wie ein Ringen. Ich hatte Angst, mir würde die Luft abgewürgt“, schildert die Schauspielerin in dem Film. Aus Angst habe sie sich kaum gewehrt, sondern sei erstarrt. „Ich dachte nur ‚bleib am Leben und raus hier'“.
Nach dem Vorfall habe sie ihren Freund und Sicherheitschef Gavin de Becker angerufen, der ihr sagte, bei dem Angriff handele es sich um eine Vergewaltigung. Sie habe das nicht wahrhaben wollen und bis heute nie öffentlich darüber gesprochen.
Die Schilderung spiegelt Vorfälle wider, die zahlreiche prominente Hollywood-Schauspielerinnen in den vergangenen Jahren im Zuge der MeToo-Affäre um den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein öffentlich gemacht hatten. Shields war in den 80er-Jahren als Jugendliche durch den Film „Die blaue Lagune“ berühmt geworden. Schon mit elf Jahren spielte sie zudem in „Pretty Baby“ eine kindliche Prostituierte.
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