Wenig Komfort, große Freiheit: eine Dauercamperin erzählt

Wenig Komfort, große Freiheit: eine Dauercamperin erzählt

Andere träumen von einem halben Jahr Australien, ich habe immer davon geträumt, einmal das minimalistische Leben auszuprobieren.“ Anne Meckmann, die auf einem Campingplatz in Telgte im Münsterland gerade ihren Traum wahr werden lässt, verbringt den freien Nachmittag draußen unter einem grün-weiß gestreiften Pavillon. Dort sitzt sie auf einem Plastikstuhl, vor sich eine Tasse Kaffee auf dem Gartentisch, und häkelt. Ein paar Meter weiter steht ihr sogenanntes Eigenheim: Seit dem 1. März lebt die 31-jährige angehende Lehrerin mit ihrem Jack-Russell-Terrier Remmi in einem zehn Quadratmeter großen Wohnwagen, den sie vor ein paar Jahren von ihrer Cousine geschenkt bekam. Der Wohnwagen, der älter ist als sie selbst, ist Annes „altes Schätzchen“, an dem sie lange gearbeitet hat. Immer, wenn etwas Geld und Zeit übrig war, hat sie innen etwas verändert und ihn so verschönert. „Es hat Bock gemacht, daran herumzuwerkeln.“ Die Wände hat sie gelb gestrichen, das Holz von dunkelbraun auf weiß lackiert und auf dem Boden Kunstrasen verlegt. „Das ist ganz praktisch.“ Vorhänge und Polster für das umbaufähige Bett oder Sofa hat ihre Mutter in den Farben Grün und Orange genäht. Auf dem Sofa liegen bunte, selbstgehäkelte Kissen.

Nach fünf Jahren Power-Studium

An der Mikrowelle, die aus Platzgründen an der Decke hängt, klebt ein von einem Kind gemaltes Bild. Meckmann ist ausgebildete Erzieherin und arbeitet in einem Kindergarten im Ortsteil Westbevern. Die 1,80 Meter große Frau hat Germanistik und Pädagogik studiert, mit dem Ziel, an einer Berufsschule zu unterrichten, und sollte eigentlich im März in ihr Referendariat starten. Aber nach fünf Jahren „Power-Studium“ habe sie sich dazu entschieden, eine Pause einzulegen und erst im November in ihr Referendariat zu gehen. Am 1. März zog sie aus ihrer Wohnung aus, um das Abenteuer Camping zu beginnen. Die Pferdeliebhaberin hat bloß einen kleinen Schrank in ihrem Wohnwagen, in dem sie Kleidung, Schuhe und Getränke verstaut. Es ist eine Kochstelle eingebaut, die Anne aber kaum nutzt. Mittags isst sie im Kindergarten, und abends gehört eine Fünf-Minuten-Terrine bei der begeisterten Camperin einfach dazu. Stolz erzählt sie, dass sie auch einen Toaster und ein Eisfach hat. Mit grünen Plastiktellern und orangem Campingbesteck passt die Kücheneinrichtung perfekt zum bunt eingerichteten Wohnwagen. Es gibt aber auch Porzellangeschirr. Vor dem Wagen ist ein braun-oranges Vorzelt aufgebaut, in dem ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen steht. Um die Stühle etwas aufzupeppen, hat Anne sie mit Zeitung beklebt.

Sie wäscht bei Freunden

Wenn man von dem Weg aus auf Annes 240 Quadratmeter großes Grundstück guckt, sieht man zuerst gar nicht den Wohnwagen, denn davor steht ihr Badehaus, das der Vorpächter errichtet hat. So ein separates Badehaus hat sonst keiner auf dem Campingplatz. Von außen ist es einfach nur schwarz, aber von innen sieht es mit weißen Fliesen und hellem Holz aus wie ein richtiges Badezimmer. „Das ist größer als mein altes WG-Badezimmer“, sagt die mit einer farbenfrohen Bluse bekleidete Frau. Im Badehaus befinden sich Dusche, Toilette und Waschbecken. Ein kleiner Makel ist, dass Anne zum Duschen nur fünf Liter Wasser hat, das soll aber bald verbessert werden. Eine Waschmaschine könnte sie anbringen, aber das hält sie im Moment nicht für nötig. „Waschen kann ich bei Freunden.“ Ihre Freunde unterstützen sie bei ihrem ungewöhnlichen Lebensstil und finden das Leben dort interessant. „Ich werde immer ausgelacht, weil ich den kleinsten Wagen, aber das größte Grundstück habe.“ Wegen des Badehauses, das über die Grenze gebaut wurde, bewohnt Anne zwei Stellplätze. Wenn man jedoch ihren Wohnwagen mit denen der anderen Camper vergleicht, sind alle anderen mindestens doppelt so groß.

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