Drei Millionen PflegebedürftigeWenn sich alles ändert
Stuttgart – Auf dem Foto ist eine glückliche Familie zu sehen. Vater, Mutter und eine ganze Handvoll Kinder, vom kleinen Bub bis hin zum gerade erwachsenen Sprössling. Das Bild der Familie Moser (Name geändert) ist nur ein paar Jahre alt. Und doch ist heute alles anders als damals. „Manchmal kann man einfach nicht mehr. Es ist so anstrengend“, sagt Erika Moser, die auf dem Foto noch zufrieden in die Kamera lächelt.
Der Vater der Familie aus der Stuttgarter Region, noch lange nicht im Rentenalter, leidet an Demenz. Das hat ihn verändert und mit ihm das Leben aller Angehöriger – radikal. Der eben noch unantastbare Chef eines Handwerksbetriebs ist pflegebedürftig. Die Familie versorgt ihn zu Hause. Muss mit dem steinigen Weg kämpfen, bis es überhaupt eine klare Diagnose gibt. Mit den Depressionen und Wesensveränderungen, die die Krankheit mit sich bringt. Und mit der Aufgabe, immer auf den Familienvater aufzupassen, ihn zu betreuen und zu versorgen.
Kinder, die bereits anderswo in der Republik gelebt haben, sind deshalb zurückgekommen nach Hause. Weitere Verwandte helfen regelmäßig aus. „Am Anfang, als alles noch nicht so klar war, gab es viel Streit. Die Kinder dachten schon, wir trennen uns“, erzählt Erika Moser. Sie selbst musste von jetzt auf nachher die Firma übernehmen. „Immerhin ist sie noch nicht pleite“, sagt sie und lacht gequält.
Fast drei Viertel der Betroffenen werden zu Hause betreut
Wie der Familie Moser geht es vielen in Deutschland. Denn dass pflegebedürftige Angehörige zumeist im Heim landen, ist eine Mär. Viele können sich das nicht leisten oder die Familie will dem geliebten Menschen so lange wie möglich das Leben im vertrauten Umfeld erhalten. Das Statistische Bundesamt hat das Thema zuletzt Ende 2013 untersucht. Damals galten 2,63 Millionen Menschen als pflegebedürftig. 71 Prozent davon wurden zu Hause versorgt und von ihnen wiederum zwei Drittel ausschließlich von der Familie, ohne fremde Hilfe. Legt man die Steigerungsraten der vergangenen Jahre an, dürfte die Zahl inzwischen auf knapp drei Millionen angewachsen sein. Experten halten bis zum Jahr 2030 einen Anstieg auf 3,4 Millionen für wahrscheinlich.
Dabei fallen unter den Begriff pflegebedürftig beileibe nicht nur alte Menschen. Fälle wie die Familie Moser sind längst keine Ausnahmen mehr. Fast ein Fünftel der Betroffenen ist inzwischen unter 65 Jahre alt. Körperlich und geistig behinderte Menschen gehören ebenso dazu wie psychisch Kranke oder von Demenz Betroffene. Jeder dritte Pflegebedürftige weist eine erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz durch Demenz, geistige Behinderung oder psychische Erkrankung auf. Solchen Fällen will die Pflegeversicherung durch die jüngste Reform Anfang des Jahres besser gerecht werden. Damit auch Probleme, wie sie die Familie Moser hat, stärker einfließen.
„In Stuttgart gibt es 6000 stationäre Pflegeplätze, das ist nicht viel. Und auf dem Land sieht es noch viel schlechter aus“, sagt Ursula Karle vom städtischen Bürgerservice „Leben im Alter“. Da sei es völlig logisch, dass viele ältere und kranke Menschen zu Hause betreut würden. „Zudem will der Gesetzgeber die ambulante Pflege, weil sie billiger ist“, weiß die Expertin. Dazu kommen der wachsende Personalmangel in vielen stationären Einrichtungen und die hohen Kosten. Also bleibt vieles an den Angehörigen hängen.
„Die Pflegerolle verändert von heute auf morgen alles“, sagt Ursula Karle. Wer eben noch taffe Geschäftsfrau war, muss sich plötzlich mit ganz anderen Aufgaben beschäftigen. „Ein ganz großes Thema ist die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf“, weiß Karle. Arbeitgeber gingen damit „nicht gerade offensiv“ um. Häufig entstünden so verdeckte Krankheitskosten, weil Pflegende sich immer wieder krank schreiben ließen, um ihren Verpflichtungen überhaupt noch nachkommen zu können. „Es wird oft vergessen, dass die Älteren von heute nicht immer die berühmten Kreuzfahrtkunden sind, sondern eben auch dement und pflegebedürftig“, sagt Karle. Und es geht nicht nur um Senioren: „20 Prozent unserer Anfragen betreffen Menschen vor dem Rentenalter. Krebs, Schlaganfall oder ein Motorradunfall, all das kann passieren.“
Das Thema Pflege zu Hause ist dabei das größte für die städtischen Berater. „Es beschäftigt uns massiv und vorrangig“, sagt Ursula Karle. 30 bis 60 Eingangsgespräche pro Monat führen sie. Viele Betroffene sind verunsichert und wissen nicht, was sie tun können. Oder es fällt ihnen schwer, überhaupt Hilfe anzunehmen. „Pflege ist auch ein Schamthema. Die eigene Welt gerät noch mehr durcheinander, wenn fremde Leute die Not sehen“, hat sie festgestellt. So wie bei der Frau, die 13 Jahre lang ihren Mann gepflegt hat, bis sie selbst zusammenbrach. „Dabei gibt es ein breites Arsenal an Hilfsmöglichkeiten.“
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung ist bereits heute fast jeder Zehnte in Deutschland als Pflegeperson oder Pflegebedürftiger vom Thema betroffen. Und so wie bei den Mosers ist oft die gesamte Familie eingebunden. Das Berliner Zentrum für Qualität in der Pflege hat in einer Umfrage herausgefunden, dass fünf Prozent der Jugendlichen dabei helfen, Angehörige zu pflegen. Die Tätigkeiten reichen vom Einkaufen bis hin zur Hilfe beim Waschen und bei der Einnahme von Medikamenten. Etwa die Hälfte der 230 000 betroffenen Jugendlichen sieht sich dadurch nach eigenen Angaben nicht beeinträchtigt. Die andere Hälfte allerdings fühlt sich belastet, weil die Hilfe körperlich zu anstrengend ist, es an Freizeit oder Ansprechpartnern fehlt. Fast alle pflegenden Minderjährigen bewerten dagegen positiv, dass sie helfen können und dass die Familie oftmals durch die schwierige Situation besser zusammenhält.
Die Einschätzung variiert von Familie zu Familie. „Da spielen sich manchmal richtige Dramen ab“, sagt Beraterin Karle. Besonders schwierig sei erfahrungsgemäß die Situation, wenn kranke oder behinderte Kinder gepflegt werden: „Deren Geschwister leiden besonders.“ Aber auch die Betreuung des dementen Vaters wie bei den Mosers wirft Probleme auf. „Man verliert unbewusst den Respekt, das erschreckt einen manchmal selbst. Früher war der Papa streng, jetzt müssen wir auf ihn aufpassen“, sagt einer der Söhne.
Seine Mutter erzählt, die Situation führe manchmal auch zu Wut. Gerade der Kleinste sei besonders am Anfang oft aggressiv geworden und durch den Wind gewesen, auch in der Schule. Ihn versuche man bewusst aus der Situation herauszuhalten. Er ist deshalb oft bei Freunden. „Die beiden Jüngsten sind am dichtesten dran, für sie ist es am schwierigsten“, sagt Erika Moser. Und ergänzt mit nachdenklichem Blick: „Ich habe ihnen auch angeboten, ins Internat zu gehen. Wenn es zu schlimm für sie geworden wäre, hätte ich mir diese Lösung vorstellen können.“
So weit ist es noch nicht. Allerdings kann es auch nicht weiter gehen wie bisher, wenn sich die Krankheit verschlimmert. Erika Moser hat geplant, Aushänge an den Universitäten zu machen, um Helfer zu finden. „Man muss sich immer wieder etwas einfallen lassen“, sagt sie. Und wenn das nicht reicht? „Man darf sich auch dem Gedanken an ein Heim nicht verschließen. Mein Mann ist wichtig, aber alle anderen sind es auch.“
Dieser Schritt könnte irgendwann die Reißleine sein, bevor die Familie zu sehr leidet. Und die schönen Erinnerungen von dem Foto, das nur ein paar Jahre alt ist, angesichts der Probleme endgültig verblassen.
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Einst war der VW Polo GTI als Knallbüchse verschrien. Gleichsam war er ein preiswerte Einstieg in die sportliche Autowelt. Heute kostet der kleine Sportler so viel wie vor wenigen Jahren ein Golf GTI. Dafür soll er aber auch mehr bieten als jugendliche Wildheit.
Der VW Polo ist dem reinen Zweitwagen- und Stadtauto-Segment schon lange entwachsen. Auch die GTI-Variante ist mittlerweile von der juvenilen Knallbüchse zum tauglichen Sportwagen für den Alltag geworden. Das merkt man allerdings nicht nur an dem ordentlichen Platzangebot und dem ausgereiften Fahrverhalten, sondern vor allem am Preis.
Äußerlich lässt es der stärkste Polo gewohnt dezent angehen. Der Wabenkühlergrill mit roter Zierleiste, rote Bremssättel und das doppelte Endrohr am Heck lassen jedoch spätestens auf den zweiten Blick die Sonderstellung des GTI-im breiten Polo-Portfolio erkennen. Diese manifestiert sich letztlich in dem mittlerweile 207 PS starken 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo unter der Haube. Der Benziner ist seit der Überarbeitung im vergangenen Jahr nur noch in Verbindung mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zu haben. Die zuvor noch angebotene Handschaltung fällt wohl aus Gründen der CO₂-Bilanz weg.
Automatik steht ihm gut
Puristen und Fans knackiger Mechanik mag das stören, dem GTI steht die Automatik allerdings gut. Beim Rangieren kriecht sie gut kontrollierbar in die Lücke, im alltäglichen Verkehr schaltet sie sehr sanft und komfortabel. Um bei plötzlicher Leistungsanforderung aber flott die kleinen Gänge einzulegen und den Polo unter zunächst kerniger und später sportlich lauter Soundkulisse nach vorne zu peitschen. Der Vierzylinder reagiert ebenso schnell und unvermittelt wie das Getriebe, spricht schnell und mit Nachdruck auf Gasbefehle an. Nach 6,5 Sekunden ist aus dem Stand Tempo 100 erreicht, Schluss ist erst bei 240 km/h. Nicht viele Kleinwagen können da mithalten.
Wie schon dem Antrieb gelingt auch dem optionalen „Sport Select“-Fahrwerk der Spagat zwischen angenehmem Alltagsmodus und Sport-Allüren. Tendenziell straff abgestimmt, lassen die Dämpfer im Normal-Modus ausreichend Federungskomfort zu. Zumindest bei Reisetempo; bei niedrigem City-Tempo gibt der tiefer gelegte Polo den Straßenzustand auch im komfortabelsten Fahrprogramm recht ungefiltert nach innen weiter. Auf Landstraße und Autobahn hingegen zeigt sich der Kleinwagen gelassen und souverän wie ein Großer. Und bei Bedarf auch dezidiert sportlich, wobei vor allem die präzise und verbindliche Lenkung und die geringen Aufbaubewegungen gefallen. Die serienmäßige elektronische Differenzialsperre an der Vorderachse zieht den frontgetriebenen Kleinwagen zudem zügig auch durch enge Kehren. Pluspunkte gibt es auch für die energische, aber gut dosierbare Bremse.
Den Krawall verkniffen
Insgesamt verkneift sich der aktuell kleinste GTI jeden akustischen, optischen oder fahrwerksseitigen Krawall, ohne dadurch eingebremst oder brav zu wirken. Statt den wild brüllenden und reifenquietschenden Halbstarken zu geben, präsentiert er sich lieber als gereifter und ernsthafter Sportler. Ein Charakter, der auch gut zum restlichen Auto passt. Mit 4,05 Metern Länge überragt der Power-Polo den ersten Golf GTI bereits um eine knappe Handbreit. Vor allem vorne lässt das Raumangebot keine Wünsche offen, hinten bietet er zumindest im Klassenvergleich sehr gute Platzverhältnisse.
Und auch wenn der Kofferraum kaum für einen Familienurlaub reicht, passt doch mehr als genug Gepäck für eine Reise zu zweit hinter die Klappe. Überzeugen kann auch das Ambiente, im Cockpit, das zwar gegenüber den Standardmodellen kaum sportlich aufgewertet wurde, aber mit guter Verarbeitung und hoher Materialqualität überzeugt. Das ist bei VW längst nicht mehr in allen Modellen und Varianten der Fall.
Wer sich in jungen Jahren mit einem Polo GTI schmücken will, muss kräftig sparen. Die Zeiten, in denen es sehr sportliche Kleinwagen noch für 20.000 Euro gab, sind vor allem bei VW lange vorbei. Mindestens 31.100 Euro muss der geneigte Käufer mittlerweile auf der Bank haben, um sich zumindest das ordentlich, aber nicht üppig ausgestattete Basismodell leisten zu können. Wer noch ein paar Extras wie Metallic-Lack, 18-Zöller und Soundsystem ordert, kommt bei knapp 34.000 Euro raus. Vor vier Jahren hätte das noch für einen Golf GTI Performance gereicht. Immerhin bietet der ausgewachsene Polo mittlerweile auch nicht mehr viel weniger Auto fürs Geld als der Kompaktsportler.
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„You’ll never walk alone!“ – Wandern mit dem „Eifelfan“. „Wandern ist für die Psyche gut, nach einem stressigen Arbeitstag kommt man runter. Auch von einem Ruhepuls von 38 konnte ich in der damaligen Zeit als Fußballspieler nicht sprechen“, schmunzelt Heinz Linz, der in der Region als der „Eifelfan“ bekannt ist. Der Wanderer aus dem Örtchen Kollig in der Vordereifel, der Südostecke der Eifel, begeistert Naturfreunde mit ausgefallenen Wanderangeboten. Bei der 24-Stunden-Wanderung in Berchtesgaden in Bayern wanderte Linz mit seinem Freund und 98 Wanderern in 24 Stunden auf den 2700 Meter hohen Watzmann und legte 60 Kilometer zurück. Bis zu seinem 40. Lebensjahr war Heinz Linz im nahen Elztaler Fußballverein als Spieler aktiv und zehn Jahre Jugendleiter. Nach seiner Fußballkarriere kam er durch einen Zufall auf das Wandern, das neben dem Mountainbiken und Joggen ein Ausgleich zu seinem Beruf als Bautechniker ist. „Aus der Laune heraus traf ich mich mit Kollegen, die ebenfalls Fußball spielten, zum Wandern in der Eifel. Es machte erstaunlich viel Spaß, wir wanderten alle Jahre immer wieder gemeinsam“, erklärt der 53-Jährige, dessen kurze schwarz-graue Haare meist von einer Wanderkappe bedeckt werden.
Yoga-Lehrerin und Mondschein
Sein Interesse, sich zum Wanderführer ausbilden zu lassen, wurde größer. Die Verbandsgemeinde Maifeld wurde durch viele Anfragen nach Wanderführungen auf ihn aufmerksam. So ermutigt, beschloss er, es als Wanderführer zu versuchen. Nach Absprache mit dem Arbeitgeber, ein Nebengewerbe anmelden zu dürfen, begann Linz 2016, Wanderangebote im Gebiet der Ost- und Moseleifel auf seiner eigenen Website und auf Plattformen wie Facebook oder Instagram anzubieten, so erwarb er sich seinen Ruf als „Eifelfan“. Er offeriert eine große Bandbreite an Themenwanderungen – von Yoga-Wanderungen, bei denen ihm eine Yoga-Lehrerin assistiert, bis hin zu Sonnenaufgangs- und Mondscheinwanderungen. Beliebt sind die Ganztagswanderungen, geläufig unter „Zwölf-Stunden-Wanderungen“, bei denen man mit 40 bis 50 zurückgelegten Kilometern rechnen muss. Freuen kann man sich hier auf die Verpflegung durch seine Ehefrau Sonja an bestimmten Stellen der Route, die teils Hilfe von Tochter Eva erhält. Bei Genusswanderungen wird der Fokus besonders auf die Verpflegung gelegt. „Durch die Zusammenarbeit mit Gastronomen aus der Umgebung werden wir zwischendurch mit Wein, Pralinen und allem Möglichen verköstigt“, schwärmt Linz. Erwähnenswert sind die Mehrtageswanderungen, die vier Tage dauern. „Hierfür habe ich meist den Lieserpfad gewählt. Pro Tag gehen wir 20 Kilometer, sodass wir nach vier Tagen auf 80 Kilometer kommen. Die Strecke lässt sich in vier Etappen einteilen: Wir starten im Ort Boxberg, gegen Abend erreichen wir Daun. Am nächsten Tag geht es weiter nach Manderscheid. Am Ende der dritten Etappe erfolgt unsere Ankunft in Wittlich, sodass in Etappe vier die letzten 18 Kilometer zurückgelegt werden, bis wir den Weinort Lieser erreichen. Die Abende verbringen wir jeweils in Hotels.“ Von schmalen bis zu breiten Wegen und Brücken bietet der Lieserpfad alles, was das Wandererherz begehrt. Die Teilnahmegebühr liegt oft bei etwa 20 Euro, falls man die Strecken mit einer Länge von zehn bis 15 Kilometern auswählt.
Mit Familien und ganzen Belegschaften
Die Routen variieren natürlich auch im Schwierigkeitsgrad. Entsprechend den Steigungen sind sie also leicht, mittelschwer oder schwer. „Einige waren während der Wanderung überrascht, deshalb ist es besonders wichtig, vorab auf solche Angaben zu achten“, warnt Linz. Es melden sich sowohl Familien als auch ganze Belegschaften an, der Altersschnitt liegt bei 50 bis 55 Jahren. Deshalb greift Linz auf die für die Region typischen „Traumpfade“, ausgewiesene und attraktive Wanderwege, zurück und auch auf die fünf bis sechs Kilometer langen „Traumpfädchen“. Auf einem achtmonatigen Zertifikatslehrgang zum Kultur- und Weinbotschafter bei der Industrie- und Handelskammer in Trier hat er viel über die Mosel gelernt. „Es war eine wirklich spannende Zeit. Für mich ist die Mosel durch ihre vielfältigen Strecken mit Ausblicken auf Flusswindungen und Weinberge ein großes Highlight“, berichtet Heinz Linz begeistert. „Dennoch ist es auch besonders wichtig, die Wanderwege vor der Haustür schätzen zu lernen“, fügt er an. Trotz großer Kenntnisse über Wege kann man sich als Wanderführer nie sicher genug sein. Dies musste Linz am eigenen Leibe erfahren, obwohl er nie unorganisiert eine Wanderung startet und sich noch nie verlaufen hatte. So plante er eines Sommers eine Benefizwanderung mit 75 Teilnehmern und fuhr wie üblich mit seinem Mountainbike den Weg ab.
So schafften es die über 80-Jährigen
Die letzten zwei Kilometer sparte er sich, da er diese recht gut kannte. Durch einen Windbruch waren Tage zuvor viele Bäume auf den Weg gefallen, die diesen unpassierbar machten. „Und dann standen wir dort. Uns blieb nichts anderes übrig, als umzukehren“, erinnert er sich nur ungern. „Es waren auch Wanderinnen dabei, die über 80 Jahre alt waren. Wir Männer entschlossen uns dann, eine Kette zu bilden, um sie den Berg hochzuziehen, das hat recht gut funktioniert. Ich denke, dass das die Momente sind, die einer Wanderung einen spannenden, unvorhersehbaren und unvergesslichen Charakter verleihen.“ Als ehrenamtlicher Wegepate kümmert sich Linz leidenschaftlich gerne um das „Traumpfädchen Paradiesweg“ in Polch: Er kontrolliert regelmäßig die Wege, Bänke und Beschilderungen, um den Wanderern ein Naturerlebnis zu ermöglichen. Sein persönliches Ziel für die Zukunft ist die Teilnahme an einem der „Megamärsche“, bei denen man sich einer Strecke von 100 Kilometern stellt, die man innerhalb von 24 Stunden bewältigen muss. „Ich bleibe am Ball“, sagt Linz.
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Ein Jugendlicher steht unter Verdacht, Straftaten an Schulen in Essen geplant zu haben. Die Polizei durchsucht die Wohnung des 16-Jährigen und findet offenbar mehrere Waffen – Innenminister Reul berichtet von Material zum Bau einer Bombe. Auch soll es Hinweise auf rechte Tendenzen geben.
Die Polizei in Essen ermittelt wegen möglicherweise geplanter Straftaten an zwei Schulen gegen einen 16-Jährigen. „Wir können bestätigen, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 16-jährigen deutschen Schüler des Don-Bosco-Gymnasiums handelt“, schrieb die Polizei auf Twitter. Eine Polizeisprecherin sagte, ein SEK-Kommando habe am frühen Morgen die Wohnung des Gymnasiasten durchsucht. „Es ist glücklicherweise nichts passiert an den Schulen. In welche Richtung es womöglich gegangen wäre, wird nun ermittelt.“
Gegen den 16-Jährigen wird nun wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt. Die für Terrorismus zuständige Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft habe die Ermittlungen übernommen, teilten Sprecher der Behörde und des NRW-Innenministeriums mit.
Mit ihren Einsätzen in Essen habe die Polizei womöglich „einen Albtraum verhindert“, sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul. Bei der Durchsuchung der Wohnung habe man unter anderem explosive Stoffe und Material zum Bau einer Bombe sichergestellt, aber keinen zündfähigen Sprengsatz. Das Material sei „funktionsfähig, aber nicht einsatzfähig“ gewesen. In den Schulen seien bisher keine Sprengsätze gefunden worden, sagte der Innenminister. „Da wird jeder Winkel der Klassenräume auf links gedreht.“
Auch habe die Polizei zahlreiche rechtsextreme, antisemitische und antimuslimische Schriftstücke bei dem Jugendlichen entdeckt, so Reul weiter. Ebenso seien Aufzeichnungen gefunden worden, die als „dringender Hilferuf eines verzweifelten jungen Mannes gelesen werden“ könnten. Es gebe Hinweise darauf, dass der 16-Jährige „massive psychische Probleme und Suizidgedanken hatte“. Er sei nach derzeitigem Ermittlungsstand offenbar ein Einzeltäter.
Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, befindet sich das Mehrfamilienhaus rund 800 Meter von dem Gymnasium entfernt. Dem Bericht zufolge fand die Polizei in der Wohnung mehr als zehn Rohrbomben, wobei es sich bei einer um eine Nagelbombe gehandelt habe. Auch seien mehrere Armbrüste und eine selbstgebaute Waffe entdeckt worden. Laut der Deutschen Presse-Agentur wurden Speere und andere Stichwaffen sichergestellt. Polizisten hätten die Waffen und mehrere Kartons aus der Wohnung im Dachgeschoss in einen Lieferwagen getragen.
Laut Innenminister Reul wurde der 16-jährige Tatverdächtige in seinem Kinderzimmer festgenommen. In der Wohnung hätte das Spezialeinsatzkommando auch die Eltern angetroffen. Ein „Hinweisgeber“ habe sich bei der Polizei gemeldet, sagte Reul. Der 16-Jährige habe diesem zuvor gesagt, er wolle in seiner Schule eine Bombe platzieren. Diesem Hinweisgeber und den Einsatzkräften sei es zu verdanken, „dass hier Schlimmeres verhindert wurde“. Die „Bild“-Zeitung berichtet, dass die Polizei von einem Mitschüler des Jugendlichen auf einen geplanten Amoklauf hingewiesen worden sei.
Stamp: „Nazi-Terroranschlag“ verhindert
Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Vize-Ministerpräsidenten Joachim Stamp ist durch die Einsätze ein mutmaßlicher „Nazi-Terroranschlag“ verhindert worden. Das schrieb der FDP-Politiker auf Twitter. Nach Angaben der Polizeisprecherin befindet sich der 16-Jährige aktuell in Polizeigewahrsam. Ob er sich geäußert habe, sei noch nicht bekannt.
Die Einsätze mit Durchsuchungen am Don-Bosco-Gymnasium in Essen-Borbeck und an der Realschule am Schloss Borbeck liefen am Morgen noch, wie die Sprecherin mitteilte. Der Tatverdächtige sei aktuell Schüler des Gymnasiums und habe zuvor die Realschule besucht.
„Wir haben Hinweise erhalten, dass in der Schule eine Straftat geplant war“, hieß es auf der Homepage des Gymnasiums. „Um die Schule auf Beweismittel hin zu untersuchen, mussten wir heute in Absprache mit der Polizei den Zugang zur Schule sperren.“ Laut „NRZ“ sollten am heutigen Donnerstag eigentlich Abiturklausuren geschrieben werden.
Der nordrhein-westfälische SPD-Chef Thomas Kutschaty, der in Essen wohnt, zeigte sich schockiert. „Es ist wohl hoher Zivilcourage und dem beherzten Eingreifen der Polizei zu verdanken, dass Lehrerinnen, Lehrern, Schülerinnen und Schülern nichts passiert ist. Aus vollem Herzen: Danke!“, schrieb der Spitzenkandidat für die Landtagswahl auf Twitter.
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